Der britische Energiekonzern geht einen drastischen Schritt.
(Foto: REUTERS)
Düsseldorf Am Sonntagabend hat der britische Ölriese BP eine Entscheidung getroffen, die ihn Milliarden kostet: Der Energiekonzern verkauft seine Anteile über quick 20 Prozent am russischen Ölförderer Rosneft. Außerdem geben sowohl BP-Chef Bernhard Looney als auch dessen Vorgänger Bob Dudley ihre Sitze im Aufsichtsrat des Moskauer Staatskonzerns mit sofortiger Wirkung ab. Das Kontrollgremium wird von Altbundeskanzler Gerhard Schröder geleitet – nach wie vor.
„30 Jahre lang hat BP mit den Kollegen aus Russland problemlos zusammengearbeitet“, sagte Helge Lund, Vorstandsmitglied des britischen Ölkonzerns, „aber dieser Krieg bedeutet eine fundamentale Veränderung.“ Nach einer gründlichen Prüfung habe man deswegen entschieden, dass die Beziehungen nicht weiterlaufen können. Rosneft sei nicht länger vereinbar mit der Strategie von BP.
Britischen Medienberichten zufolge gab BP mit dem Schritt Druck aus der Regierung in London nach. Der britische Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng unterstützte die Entscheidung BPs. „Der unprovozierte Einmarsch Russlands in die Ukraine muss ein Weckruf für britische Unternehmen sein, die Geschäftsinteressen im Russland des Präsidenten Wladimir Putin haben“, schrieb er auf Twitter.
Vor neun Jahren hatte sich BP Anteile am größten russischen Ölkonzern gesichert und damit jährlich Milliardengewinne eingefahren. Rund fünf Prozent der weltweiten Ölproduktion werden von Rosneft gefördert. Im ersten Quartal des laufenden Jahres wird der Rückzug aus dem Geschäft mit Russland den Briten einen Milliardenverlust einbringen.
Prime-Jobs des Tages
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
Milliardenverluste eingepreist
Wegen des Ausstiegs werde BP zum Ende des ersten Quartals bis zu 25 Milliarden Greenback abschreiben, hieß es in einem Assertion am Sonntag. Immerhin steuerte die Beteiligung an Rosneft mit knapp drei Milliarden Greenback allein im vergangenen Jahr über 20 Prozent des Gesamtgewinns von BP bei.
„Ich bin davon überzeugt, dass diese Entscheidung die einzig richtige ist“, sagte BP-Chef Looney. „Auch für unsere Aktionäre.“ Der Wert der Beteiligung wurde Ende vergangenen Jahres auf 14 Milliarden US-Greenback geschätzt. Es ist unklar, an wen BP sie verkauft. Der Kurs des russischen Ölkonzerns ist seit Mitte Februar bereits um quick 40 Prozent gefallen. Auch andere Geschäfte mit Rosneft in Russland will BP in Zukunft nicht fortführen.
Die britische Regierung hatte erst vor zwei Tagen Bedenken über die Geschäfte des Ölgiganten mit dem russischen Staatsunternehmen geäußert und BP aufgefordert, sich von seiner Beteiligung an Rosneft zu trennen. Die endgültige Entscheidung von BP dieser Bitte nun auch nachzukommen, unterstreicht den zunehmenden Druck auf Unternehmen ihre Geschäftsbeziehungen zu Russland zu beenden.
Der größte Staatsfonds der Welt gab am Sonntag ebenfalls bekannt sich von seinen russischen Anlagen zu trennen. Der Norwegische Staatsfonds gibt Anteile an 47 Unternehmen und Staatsanleihen im Gesamtwert von 2,8 Milliarden Greenback ab.
Mehr: Scholz kündigt Bau von LNG-Terminals in Deutschland an – Uniper prüft Investition