Jimmy Kimmel hat mit einer Pointe über Sandra Hüller und den Film „The Zone of Interest“ aufhorchen lassen. Die Reaktionen darauf waren gemischt.
Jedes Jahr wird bei den Oscars mit Spannung der Eröffnungsmonolog des Moderators erwartet. 2024 führt Jimmy Kimmel durch die Preisverleihung und nimmt dabei auch Bezug auf Sandra Hüller, die an diesem Abend als „Beste Hauptdarstellerin“ für ihre Rolle in dem Film „Anatomie eines Falls“ nominiert ist. Eine besondere Konstellation aus deutscher Sicht, denn: Seit den Dreißigerjahren ist es keiner deutschen Schauspielerin gelungen, in den engsten Kreis dieser Ehrung zu kommen.
Doch Jimmy Kimmel erwähnt nicht nur Hüllers Nominierung, er spricht auch den Film „The Zone of Interest“ an, ein Holocaustdrama, in dem Sandra Hüller die Ehefrau des Chefaufsehers vom KZ Auschwitz spielt. Dafür ist die 45-jährige Deutsche zwar nicht nominiert, aber der Film des Regisseurs Jonathan Glazer befindet sich im Kreis der Königskategorie, unter den Werken für „Bester Film“.
Für den amerikanischen Kinogänger ist das harter Stoff, aber für die Deutschen ist es eine Liebeskomödie.
Jimmy Kimmel
Genau diesen Film und die Anwesenheit von Sandra Hüller im Publikum verbindet Jimmy Kimmel dann zu folgendem Gag: „Ein Film über eine Frau, die ihren Mann tötet, und eine Nazi-Frau, die in der Nähe von Auschwitz lebt. Für den amerikanischen Kinogänger ist das harter Stoff, aber für die Deutschen ist es eine Liebeskomödie.“
„Der Rom-Com-Gag von Jimmy Kimmel war nicht angemessen“
Damit bezieht sich Kimmel auf die beiden Beiträge mit Sandra Hüller: die Mordgeschichte in „Anatomie eines Falls“ und das Holocaustdrama „The Zone of Interest“. Mit der Verkürzung, die KZ-Geschichte gälte in Deutschland als Rom-Com, also romantische Komödie, hat der Witz durchaus einige Irritationen ausgelöst. Im Saal in Los Angeles gab es hörbares Stöhnen und wenn überhaupt nur vereinzelt Lacher und Applaus.
In den sozialen Medien gibt es Kritik. So schreibt ein Zuschauer auf X: „Der Rom-Com-Gag von Jimmy Kimmel im Opening Monolog war weder Sandra Hüller noch den Themen der Filme angemessen.“ Andere Stimmen schließen sich dem an. So schreibt eine Userin, Sandra Hüller hasse den Witz, ein anderer meint, sie werde Jimmy Kimmel die Treppe herunterschubsen.
Während Kimmels Nazi-Witz beim internationalen Publikum für Irritationen sorgt, dürfte er bei den meisten Amerikanern nicht als geschmacklos angekommen sein. Dort gelten die Deutschen allgemein als wenig humorvoll und als Liebhaber von harter Kost wie „Zone of Interest“ und „Anatomie eines Falls“.
Dass die Mitglieder der Academy das Holocaustdrama zu schätzen wissen, steht jedenfalls außer Frage. Der Film war unter anderem in der Kategorie „Bester internationaler Film“ nominiert, in Konkurrenz zu dem deutschen Beitrag „Das Lehrerzimmer“ oder Wim Wenders‘ Film „Perfect Days“, und gewann. Damit zeigte sich schon früh am Abend der Oscars die Relevanz des historischen Stoffes über das Konzentrationslager in Auschwitz.