Zum 98. Mal stehen sich der 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach am Samstag in der Bundesliga gegenüber. Die „Geißböcke“ hoffen auf ein friedliches Derby und appellieren an ihre Fans.
Es ist das letzte verbliebene große Derby der Bundesliga: Der 1. FC Köln reist am Samstag zum Erzrivalen Borussia Mönchengladbach. Rund 60 Kilometer trennen die Stadien beider Klubs voneinander, die sich insbesondere in den 1970er-Jahren heiße Duelle rund um die Deutsche Meisterschaft geliefert hatten.
Seit vielen Jahren jedoch sind die Vorzeichen andere: Insbesondere der 1. FC Köln hat sich in diesem Jahrtausend zu einem regelmäßigen Abstiegskandidaten entwickelt. So auch in dieser Saison: Die „Geißböcke“ liegen auf dem Relegationsplatz und haben bereits acht Punkte Rückstand zum rettenden Ufer. Die Borussia liegt mit neun Zählern Vorsprung allerdings ebenfalls noch in Reichweite – und könnte bei einem Kölner Sieg noch einmal tief unten hineinrutschen.
Wegen Tabellensituation: Doppelte Brisanz im 98. Bundesliga-Derby
Zusätzlich zur emotionalen Brisanz kommt dem Derby am Samstag damit auch tabellarisch ein enorm hoher Stellenwert zu. „Das ist für das Umfeld ein brutal wichtiges Spiel“, sagte Thomas Kessler am Donnerstag auf der Pressekonferenz. Der Torhüter hatte selbst zwölfmal für den FC gegen Gladbach im Kader gestanden und konnte bei seinem einzigen Einsatz zwischen den Pfosten einen 2:1-Sieg im Borussia Park feiern.
Daher weiß der 38-Jährige: „Die Stimmung wird hervorragend sein. Wir werden viele Fans mitbringen und erwarten einen Gegner, der alles dafür tun wird, das Spiel zu gewinnen. Das zählt für uns aber genauso.“ Für die Kölner geht es schließlich um nichts weniger als den Überlebenskampf in der Bundesliga.
Schultz kennt die Hamburger Stadt-Derbys
Timo Schultz kennt diese besondere Art von Spielen derweil noch aus seiner Zeit beim FC St. Pauli. Fünf Duelle hat der Trainer mit dem Stadtrivalen HSV ausgefochten, nur eines davon hat der 46-Jährige bei drei Siegen und einem Remis verloren. „Das sind Spiele, bei denen es schon bei der Anfahrt zum Stadion knistert“, zeigte sich Schultz am Donnerstag vorfreudig auf die Begegnung.
Besonders für den Trainer: Mit Leverkusen und Gladbach liegen für Schultz gleich die beiden elektrisierendsten Spiele, die man als Kölner Coach haben kann, direkt hintereinander. In Köln wird jedoch nur die Partie gegen die Borussia als echtes Derby wahrgenommen. Das weiß auch Schultz bereits: „Es gibt die Nachbarschaftsduelle und dann gibt es die Derbys, die aus der speziellen Rivalität und der Tradition heraus entstanden sind.“
Nach Leverkusen-Vorfällen: FC appelliert an eigene Fans
Bei aller Vorfreude gibt es im Vorfeld der Partie jedoch auch Sicherheitsbedenken. Zuletzt war es zwischen beiden Fanlagern immer wieder zu Konflikten und Ausschreitungen gekommen. Die Vorkommnisse gegen Bayer Leverkusen, als es am Rande des Gästeblocks und nach dem Spiel zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit verletzten Ordnern und Polizisten gekommen war, hat noch einmal die Sinne geschärft.
„Wir tun als Klub eine Menge dafür, um das zu verhindern. Aber es ist nicht immer zu verhindern“, sagte Kessler, der an die Fans appellierte: „Es ist ein traditionsreiches Duell, das sollte man feiern und genießen – aber bitte im Rahmen. Was man gegen Leverkusen gesehen hat, ist nicht schön und gehört nicht zum Fußball. Bei aller Rivalität sollte man fair bleiben.“
Dem schloss sich auch Timo Schultz an: „Ich hoffe, dass alles friedlich bleibt und auch Eltern mit ihren Kindern ins Stadion gehen können, ohne Angst haben zu müssen, in Trouble zu geraten.“ Der Trainer wünscht sich derweil einen sportlich fairen Wettbewerb, „gerne mit offenem Visier. Alle sollen das Spiel genießen können.“ Der 1. FC Köln könnte das wohl noch mehr, sollten das Team seinen 2:1-Sieg aus dem Hinspiel wiederholen können.