Nicht nur bei Rennrädern, sondern auch bei Mountain- und E-Bikes ist das französische Ventil beliebt. Was Sie beim Aufpumpen der Reifen beachten sollten.
Ventilkappe aufdrehen, Pumpe ansetzen und los geht’s: So einfach ist das Aufpumpen von Fahrradreifen (leider) nicht immer. Je nach Einsatzgebiet des Fahrrads und des eingebauten Fahrradschlauches kann es passieren, dass sich die Ventile in ihrem Aufbau und in ihrer Bedienung unterscheiden. Wer zum ersten Mal mit dem dünnen Sclaverand-Ventil (auch Presta‑, Rennrad- oder französisches Ventil) zu tun hat, sollte um seine Besonderheiten wissen.
Wo kommt das französische Ventil vor?
Vor allem bei Rennrädern, hochwertigen Mountainbikes und Trekkingrädern und auch E-Bikes findet sich dieses Ventil, das nach seinem Erfinder Etienne Sclaverand benannt ist. Weil es einen hohen Reifendruck bis 15 bar aushält, ist es bei stärker belasteten Reifen und Schläuchen, aber auch sogenannten Tubeless-Modellen sehr beliebt. Sein Vorteil: Wegen seines geringeren Durchmessers eignet es sich auch für schmale Felgen. Aber auch bei breiteren Felgen hat das Sclaverand-Ventil Vorteile: Weil die Bohrung in der Felge kleiner ist, wird das Laufrad insgesamt stabiler.
Was macht dieses Ventil so besonders?
Anders als bei herkömmlichen Ventilen können Sie nicht einfach „drauflospumpen“, wenn der Reifen Luft braucht. Stattdessen muss zum Aufpumpen der Ventilkopf eingedrückt werden – und das ist nur dann möglich, wenn Sie die Sicherung in Form einer kleinen Rändelmutter am Kopf des Ventils lösen. Zudem müssen Sie immer darauf achten, die Luftpumpe gerade an- und abzusetzen, damit Sie die feinen mechanischen Teile nicht beschädigen oder verbiegen.
Fahrradpumpe: Darauf sollten Sie achten
Im Fahrradhandel finden Sie für alle Ventilarten geeignete Pumpen in vielen Varianten. Sinnvoll für die heimische Garage oder Werkstatt sei eine „leichtgängige Standpumpe mit einem gut ablesbaren Manometer“, heißt es vom Pressedienst Fahrrad (pd-f). Denn wenn ein Schlauch mit einem französischen Ventil ausgestattet ist, arbeiten Sie meist mit einem höheren Druckbereich. Wie hoch der Druck im Schlauch sein sollte, lesen Sie auf der Reifenflanke ab.
Schritt für Schritt: So pumpen Sie einen Fahrradschlauch mit Sclaverand-Ventil auf
- Stellen Sie das Fahrrad stabil ab und achten Sie darauf, dass Sie die Ventile von Vorder- und Hinterreifen gut erreichen können.
- Bei beiden Reifen gehen Sie gleich vor: Schrauben Sie zunächst die Ventilkappe aus Kunststoff ab, die das eigentliche Ventil schützt. Legen Sie sie gut beiseite, sodass Sie sie anschließend auch wiederfinden.
- Drehen Sie nun die Mutter am Ventilkopf auf. Wichtig: auf, nicht ab. Wenige Umdrehungen reichen dabei.
- Drücken Sie den Ventilstößel, also das vordere Ende des Ventils, mit einem flachen Gegenstand (alternativ auch mit dem Finger) einmal leicht ein. Im Normalfall sollte dann zischend Luft aus dem Ventil austreten.
- Setzen Sie die Luftpumpe auf das Ventil. Wichtig: Gehen Sie dabei vorsichtig vor und achten Sie darauf, dass Sie nichts verbiegen: Die Sclaverand-Ventile sind recht empfindlich. Beim Aufsetzen werden Sie in der Regel ein kurzes Zischen hören. Wenn der Kopf der Luftpumpe richtig sitzt und befestigt ist, sollte dies aufhören.
- Falls Sie eine Luftpumpe mit einer speziellen Arretierung für den Ventilkopf besetzen, stellen Sie diesen jetzt fest, sodass die Luftpumpe nicht vom Ventil abrutscht.
- Pumpen Sie nun den Reifen bis zum gewünschten beziehungsweise passenden Luftdruck auf. Wenn der Schlauch noch unter starkem Druck steht und trotz passender Pumpe keine Luft hineingeht, muss man unter Umständen erst mit dem Finger etwas Luft ablassen, damit neue Luft eindringen kann.
- Lösen Sie die Arretierung der Luftpumpe wieder und ziehen Sie sie vorsichtig und gerade vom Ventil ab.
- Drehen Sie die Mutter am Ventil wieder nach unten, sodass sich das Ventil nicht versehentlich öffnen lässt.
- Schrauben Sie die Staubschutzkappe aus Kunststoff wieder darüber. Das ist wichtig, damit die außenliegende Mechanik des Ventils nicht während der Fahrt schmutzig oder beschädigt wird.
Dunlop und Schrader: Diese Ventiltypen gibt es außerdem
Die sogenannten Dunlop- oder Fahrradventile kennen wahrscheinlich die meisten Fahrradfahrer. An ihrem Kopf sitzt eine Überwurfmutter, die deutlich breiter ist als der Ventilschaft. Diese dürfen Sie nicht lösen, denn so löst man das Ventil aus dem Schaft. Schläuche mit solchen Ventilen (auch Normventil genannt) füllen Sie mit Luft, indem Sie die Pumpe ansetzen und bedienen – der Druck öffnet das Ventil. In seiner einfachsten Variante wird durch den Druck in der Pumpe ein kleiner Gummischlauch am Ventil angehoben. Dieser Schlauch wird mit der Zeit porös und undicht.
Beim etwas aufwendigeren Blitzventil lässt sich eine bewegliche Abdichtung aus Metall oder Kunststoff hin und her bewegen. Eine weniger hochwertige Pumpe kann das schon einmal überfordern – auch wenn die Ventileinsätze etwas leichtgängiger geworden sind. Mittlerweile kommen Dunlop-Ventile überwiegend nur noch an günstigeren Modellen und Kinderfahrrädern vor. Maximaler Reifendruck: bis 6 bar.
Das Schrader- oder Autoventil besteht lediglich aus einem Schaft mit einem versenkten Stift in der Öffnung. Dafür geeignete Pumpen haben ein Gegenstück in der Kopföffnung, das den Stift des Ventils herunterdrückt, um es zu öffnen. Es kommt häufig beim Mountainbike, aber auch bei Cityrädern vor, da hier ein höherer Luftdruck (bis 10 bar) möglich ist als in einem Dunlopventil. Zudem ist es wegen seiner größeren Rückschlagmechanik stabiler.
Beim Aufpumpen sollten Sie darauf achten, dass Sie die Pumpe exakt aufsetzen, sodass der Stößel in der Mitte des Ventils auch heruntergedrückt wird. Falls Sie den Reifen an einer Tankstelle aufpumpen, achten Sie darauf, dass die Pumpstöße sehr kurz sind – sonst könnte der Fahrradreifen aufgrund seines im Vergleich zum Autoreifen geringeren Volumens schnell platzen.