Die linksradikalen „Vulkangruppen“ haben sich zum Brandanschlag auf die Tesla-Fabrik bei Berlin bekannt. Sie zielen dabei vor allem auf Elon Musk – und den Kapitalismus.
Der Brandanschlag auf einen Strommast in der Nähe der Tesla-Fabrik bei Berlin bestimmte die Schlagzeilen am Dienstag. Gegen Mittag erschien auf der bekannten linksradikalen Website „Kontrapolis“ ein Bekennerschreiben der sogenannten „Vulkangruppe Tesla abschalten!“. Der Staatsschutz ermittelt.
In ihrem Schreiben erklären die mutmaßlichen Täter, was sie mit dem Angriff auf den Strommast nahe der sogenannten „Gigafactory“ erreichen wollten. Es ist nicht die erste Attacke der Vulkangruppen auf die Infrastruktur in der Nähe Berlins. Welche Ziele haben die Vulkangruppen? Wie sind sie politisch einzuordnen? Und welche Angriffe haben sie bereits in der Vergangenheit begangen? t-online beantwortet die wichtigsten Fragen.
Wer sind die Vulkangruppen?
Die Vulkangruppen bekannten sich in den vergangenen Jahren immer wieder zu politisch motivierten Angriffen auf die Infrastruktur, vor allem in und um Berlin. Bei den ersten Sabotageakten in den Jahren 2011 und 2013 bezogen sich die Verursacher noch auf die isländischen Vulkane Eyjafjallajökull, Hekla und Grimsvötn.
Im Jahr 2018 bekannte sich die „Vulkangruppe NetzHerrschaft zerreißen“ dazu, mehrere Kabelverbindungen in Berlin-Charlottenburg durchtrennt zu haben. 6.500 Haushalte und 400 Gewerbeeinheiten waren damals für mehrere Stunden ohne Strom. Damals ermittelte der für politisch motivierte Straftaten zuständige Staatsschutz – ohne Erfolg. Als Ziel erklärten die Verursacher des Stromausfalls damals, mit ihrem Sabotageakt den Betrieb am Flughafen Tegel und die Netzverbindungen im Regierungsviertel lahmlegen zu wollen.
2019 erfolgte eine weitere Sabotageaktion – dieses Mal gingen die Täter gegen die Kabel der S- und Fernbahn in Berlin-Karlshorst zu Werke. Die „Vulkangruppe OK“ bekannte sich in einem Bekennerschreiben auf der Plattform „Indymedia“ zu der Tat und solidarisierte sich damals mit den Klimaaktivisten von „Fridays for Future“. „Zu einem richtigen Generalstreik gehören auch Blockaden und feurige Sabotageaktionen“, schrieb die Gruppe damals.
Zum Angriff auf den Strommast bekannte sich erneut eine der sogenannten Vulkangruppen. Dieses Mal gaben sich die mutmaßlichen Verursacher des Brandes bei Grünheide den Namen „Tesla abschalten!“. Mit ihrem Vorhaben waren sie erfolgreicher als ihre Vorgänger – denn der Betrieb in der sogenannten „Gigafactory“, wie Tesla das große Fertigungswerk selbst bezeichnet, stand am Dienstag still. Erneut ermittelt der Staatsschutz gegen die Gruppe.
Wo stehen die Vulkangruppen politisch?
Aus den bisherigen Bekennerschreiben der Vulkangruppen lässt sich eine eindeutig linksextreme und antikapitalistische Haltung herauslesen. In ihrer Tonalität ähneln die Bekennerschreiben der Gruppe dem antikapitalistischen Pamphlet „Der kommende Aufstand“, das im Jahr 2007 von einer französischen Gruppe mit dem Namen „Unsichtbares Komitee“ veröffentlicht wurde.
Das „Unsichtbare Komitee“ beschreibt in „Der kommende Aufstand“ die „Symptome des Zusammenbruchs der westlichen Demokratien“. Als Alternative zum derzeitig vorherrschenden System schlagen die Verfasser eine Gesellschaft von föderierten Kommunen und selbstverwalteten, ökologischen Organisationen vor.
Ideologisch schlagen die Bekennerschreiben der Vulkangruppen in eine ähnliche Kerbe. Als wichtiges Kernelement für ihre Motivation zum Anschlag auf den Strommast in der Nähe der „Gigafactory“ führen der Verursacher allerdings noch einen radikalen, intersektionalen Feminismus ins Feld. Tesla-Gründer Elon Musk. „Unser Geschenk zum 8. März heißt, Tesla abzuschalten“ – der 8. März ist der internationale Frauentag, an dem insbesondere linke und linksradikale Gruppen auf die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern aufmerksam machen. Seit 2019 ist der 8. März ein gesetzlicher Feiertag in Berlin.
Was steht im Bekennerschreiben der Gruppe?
Im Bekennerschreiben solidarisiert sich die „Vulkangruppe Tesla abschalten!“ mit den Protestierenden, die Teile des Waldes in der Nähe des Tesla-Werkes besetzt haben, um den Ausbau der Fabrik zu verhindern. „Tesla ist ein Symbol für ‚grünen Kapitalismus‘ und einen totalitären technologischen Angriff auf die Gesellschaft“, heißt es im Schreiben der Gruppe. Insbesondere der hohe Wasserverbrauch der Tesla-Fabrik wird kritisiert.
Außerdem wirft die Gruppe Tesla einen „totalitären technologischen Angriff“ vor. Die Kameratechnologie in den Fahrzeugen sei ein Überwachungswerkzeug, das der Konzern zu Übungszwecken für seine selbstfahrende Künstliche Intelligenz nutze. „Kein Tesla auf der Welt soll mehr sicher sein vor unserer flammenden Wut“, heißt es im Bekennerschreiben.