Die Corona-Pandemie hat sich bei vielen nicht nur auf die körperliche Gesundheit ausgewirkt. Vor allem Kinder und Jugendliche leiden teilweise stark unter den psychischen Folgen.
Depressionen, Angst- und Essstörungen: Die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen hat sich seit der Corona-Pandemie erheblich verschlechtert, wie Dr. Kerstin Hessenmöller, Chefärztin der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Bezirkskrankenhaus Bayreuth, in einem Interview mit dem „Coburger Tageblatt“ erläutert.
Viele Kinder von Angststörungen betroffen
Demnach stieg der Anteil von Kindern und Jugendlichen, die in ihrer Lebensqualität eingeschränkt waren und ihr Leben als belastend empfanden, erheblich an. Viele berichteten verstärkt von Symptomen psychischer Erkrankungen, insbesondere Angststörungen seien weitverbreitet. Insgesamt sind etwa 30 Prozent der Kinder und Jugendlichen laut Hessenmöller psychisch belastet – doppelt so viele wie vor der Pandemie.
Gut zu wissen
Angsterkrankungen sind die häufigsten psychischen Erkrankungen im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter. In der Entwicklung von Kindern können Ängste typischerweise dann auftreten, wenn Veränderungen oder neue Anforderungen anstehen.
Warum vor allem Angststörungen zunehmen, lässt sich Dr. Hessenmöller zufolge leicht nachvollziehen: „Wir können diese Ängste mit unserem Denken und Wissen beeinflussen, regulieren. Kinder und Jugendliche haben aber nur eine verminderte Fähigkeit, Emotionen zu regulieren und Ängste zu kontrollieren – das hängt mit der Hirnreife zusammen.“ Die Hälfte aller Angsterkrankungen trete im Alter von 11 bis 13 Jahren auf.
Kinder und Jugendliche müssen wahrgenommen werden
Die Expertin betont auch die Rolle von sozioökonomischen Faktoren bei dieser Entwicklung. Kinder aus benachteiligten Familien fühlen sich demnach stärker belastet, einsamer und weisen mehr psychopathologische Symptome auf. Dr. Hessenmöller ruft daher dazu auf, Kinder und Jugendliche aktiv einzubeziehen und ihre Bedürfnisse ernst zu nehmen: „Sie haben ein Recht darauf, gehört und beteiligt zu werden.“
Zudem empfiehlt sie Eltern, Lehrern und anderen Bezugspersonen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn sie Anzeichen für seelische Belastungen bei ihren Kindern erkennen.