Auf dem europäischen Markt wächst der Einfluss chinesischer Hersteller. Was bedeutet das für die deutsche Autobranche?
In Bremerhaven kommen häufig Frachter mit Autolieferungen aus aller Welt an, doch in dieser Woche dockte erstmals ein Frachter an, der von einem Autounternehmen selbst betrieben wird. Entladen wurden rund 3.000 E-Autos für den deutschen Markt. Hersteller ist der chinesische Konzern BYD, der den deutschen und europäischen Autobauern einen Preiskampf ansagt. Insgesamt acht Schiffe sind derzeit geplant.
Zwar ist der Auto-Riese bereits der weltweit größte Hersteller von E-Autos, in Deutschland und Europa aber bislang weitgehend unbekannt. Durch umfassende Subventionen in China können die Modelle von BYD und anderen chinesischen Hersteller deutlich günstiger angeboten werden. Das bringt vor allem deutsche Firmen in Bedrängnis, nachdem zuletzt Förderungen in der E-Mobilität von der Bundesregierung gestrichen wurden. Belebt die Konkurrenz das Geschäft oder müssen sich deutsche Autohersteller fürchten?
Autoverkäufe gehen zurück
Ein deutsches Unternehmen, das mit dem Verkauf von Elektroautos bislang marktführend war, ist Volkswagen. Auch VW nimmt die Konkurrenz aus China wahr: „Wir nehmen die chinesischen Anbieter ernst. So wie wir es auch mit den Japanern und Koreanern getan haben“, sagt Unternehmenssprecher Christoph Oemisch t-online. Der Konzern begrüße den Wettbewerb. Sorgen macht sich der deutsche Konzern dem Anschein nach noch nicht.
Dabei geht der Absatz von Autos in Deutschland zurück. Der Zentralverband des deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK) geht 2024 von 2,65 Millionen neuen Autos in Deutschland aus. Was viel klingt, macht der Branche Sorgen. Es sind 200.000 weniger Autos als noch im Vorjahr.
Grund für den Rückgang ist laut Experten vermutlich auch der Stopp der staatlichen Förderungen für E-Autos. „Das hat die Kundinnen und Kunden verunsichert“, sagt Ulrich Köster vom ZDK t-online. Im vergangenen Jahr sei die Zahl der Bestellungen um mindestens 20 Prozent zurückgegangen. Im Januar 2024 habe sich das gefestigt.
Die Förderung sollte ursprünglich aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) kommen. Diese wurde nach dem Haushaltsurteil des Karlsruher Bundesgerichtshofs aber gestrichen.
Bislang nur ein geringer Teil aus chinesischer Produktion
Nur ein geringer Teil der in Deutschland verkauften Fahrzeuge stammen allerdings von chinesischen Herstellern. Ulrich Köster sagt: „Die Vertriebs- und Servicenetze sind noch im Aufbau. Es wird sich zeigen, welchen Platz die chinesischen Marken in einem aktuell herausfordernden Marktumfeld finden werden.“
Die deutsche Automobilindustrie ist eine beeindruckende und innovative Branche.
Sprecher des VDA
Generell sei ein starker Konkurrent auf dem Markt aber noch kein Dolchstoß. Laut einem Sprecher des Verbands deutscher Autobauer (VDA) sei die Konkurrenzsituation für Verbraucherinnen und Verbraucher positiv. Außerdem stelle sich die deutsche Automobilindustrie seit Jahrzehnten erfolgreich der Konkurrenz.
„Die deutsche Automobilindustrie ist eine beeindruckende und innovative Branche, die Nachhaltigkeit und Digitalisierung zusammen denkt, Zukunftstechnologien entwickelt und den Wandel zur Klimaneutralität voranbringt“, so der Sprecher. Darum verbauten chinesische Hersteller beispielsweise deutsche Technik in ihren Fahrzeugen.
Deutsche Branche will investieren
„Sechs von zehn E-Auto-Käufern in Deutschland entscheiden sich für ein Modell eines deutschen Herstellers. Und die Modellpalette wird beständig erweitert, sodass für jeden Bedarf und für jedes Budget etwas dabei ist“, führt der Sprecher weiter aus. Dafür werde die deutsche Autobranche weltweit zwischen 2024 und 2028 rund 280 Milliarden Euro weltweit in Forschung und Entwicklung investieren. Dazu weitere 130 Milliarden in den Aufbau und Umbau von Fabriken.
Um mit China mithalten zu können, braucht es laut VDA auch in Deutschland politische Unterstützung für die Autobauer. China ist da schon einen Schritt weiter und unterstützt umfassend durch Subventionen. Seit 2010 fördert die chinesische Regierung den Kauf von E-Autos. Darunter batteriebetriebene und solche mit Hybridantrieb. Der Verkaufspreis des Modells F3DM des chinesischen Marktführers BYD sank dadurch um ein Drittel, von rund 150.000 auf 100.000 Renminbi. Das entspricht heute einem Endpreis von rund 13.000 Euro.
China ist Deutschland einen Schritt voraus
Diese Förderungen weitete die Regierung immer weiter aus. Je höher dabei die Reichweite des Autos war, desto höher auch die Subvention. Zwar wurde die Förderung in der Form abgeschafft, für Fahrzeuge mit elektronischem Antrieb fällt aber im Gegensatz zu Verbrennern keine Kaufsteuer an. Laut Schätzungen von Experten soll China so seit Beginn der Subventionen bis zu 100 Milliarden Dollar in die Branche investiert haben.