Mit dem Wechsel von Lewis Hamilton zu Ferrari beginnt sich das Fahrerkarussell in der Formel 1 schon vor Saisonbeginn zu drehen. Dieses Jahr könnte es besonders turbulent werden.
Der Name ist Programm: Die sogenannte Silly Season (zu Deutsch sinngemäß: verrückte Saison) geht in der Formel 1 jedes Jahr mit Aufregung einher. Gemeint ist die Saisonphase, in der die Fahrer ihre Verträge mit den Teams aushandeln und sich das Fahrerkarussell munter zu drehen anfängt.
Der Begriff kommt nicht von ungefähr: Ist das erste Dominosteinchen durch einen Fahrerwechsel erst mal gefallen, setzt das häufig eine ganze Kette von Ereignissen in Gang: Wer verlängert seinen Vertrag? Wer wechselt wohin? Und wer bekommt am Ende überhaupt keinen Platz mehr in der Formel 1? All diese Fragen halten Teams, Fahrer, Fans und Journalisten jedes Jahr aufs Neue in Atem.
Besonders viele Fahrer ohne Vertrag
Nur ein Beispiel dafür, wie chaotisch es hergehen kann: Als Fernando Alonso 2022 seinen Wechsel von Alpine zu Aston Martin verkündete, präsentierte der französische Rennstall kurzerhand Nachwuchsfahrer Oscar Piastri als Nachfolger. Der wusste davon nichts und hatte mit McLaren über einen Platz für die kommende Saison verhandelt. In einem Twitter-Post gab er Alpine kurzerhand einen Korb, es folgte ein Rechtsstreit, Piastri fuhr schließlich für McLaren – und Alpine stand immer noch ohne Fahrer, dafür aber mit heruntergelassener Hose da.
In dieser Saison dürfte die „Silly Season“ jedoch auch ohne einen derartigen Streit äußerst spektakulär werden. Denn nicht nur ist das erste Steinchen mit dem Wechsel Lewis Hamiltons von Mercedes zu Ferrari schon vor Saisonbeginn gefallen. Nach der Saison laufen zudem die Verträge von besonders vielen Fahrern aus. Das Chaos hält Einzug in die Formel 1.
Ein begehrter Platz wird frei
Häufig beginnt sich das Fahrerkarussell in der Königsklasse des Motorsports erst in der Sommerpause so richtig zu drehen. Der Zeitpunkt bietet sich an, da rund die Hälfte der Saison schon absolviert ist, die Fahrer ihr Können und ihre Form bereits ausreichend unter Beweis stellen konnten. Darüber hinaus bietet die Pause im Rennkalender die nötige Zeit für Verhandlungen.
In dieser Saison ist jedoch alles anders, denn der noch vor Saisonbeginn verkündete Sensationswechsel von Hamilton zu Ferrari setzt den Startschuss nun schon deutlich früher. Mit seinem Mercedes-Cockpit wird einer der begehrtesten Plätze in der Formel 1 frei. Die Fahrer werden sich um den Sitz bei den „Silberpfeilen“ förmlich reißen.
Auch Fahrer mit Vertrag wechseln
Optionen wird Mercedes auf jeden Fall genug haben: Mit Logan Sargeant (Williams), Yuki Tsunoda, Daniel Ricciardo (beide RB), Nico Hülkenberg (Haas), Guanyu Zhou (Stake), Esteban Ocon, Pierre Gasly (beide Alpine), Carlos Sainz (Ferrari) und Sergio Pérez (Red Bull) läuft der Vertrag von gleich neun Fahrern nach der Saison aus. Hinzu kommen mit Kevin Magnussen (Haas), Valtteri Bottas (Stake) und Fernando Alonso (Aston Martin) drei weitere Fahrer, deren genaue Vertragslaufzeit nicht bekannt ist. Jedoch wird davon ausgegangen, dass ihre Verträge nach der Saison ebenfalls ablaufen.
Damit könnten dieses Mal bis zu zwölf der aktuellen Fahrer im Feld auf dem Markt sein. Hinzu kommt, dass mit Hamilton ein Fahrer den Stein des Anstoßes geliefert hat, der eigentlich noch ein gültiges Arbeitspapier über 2024 hinaus hatte, jedoch eine Ausstiegsklausel zog. Ähnliches könnte bei Williams-Pilot Alexander Albon passieren. Der Thailänder hat nach Angaben von Teamchef James Vowles zwar noch Vertrag für 2025, angeblich soll er aber einer der Kandidaten für den Mercedes-Sitz sein.
Etliche Szenarien möglich
Da Mercedes das Williams-Team mit Motoren beliefert und auch Teamchef Vowles lange für Mercedes gearbeitet hat, sind die Beziehungen zwischen den Teams gut und ein Wechsel könnte trotz des gültigen Vertrags zustande kommen. So könnten am Ende bis zu 14 der 20 Piloten auf das Fahrerkarussell aufspringen. Dazu kommen Nachwuchsfahrer und andere Fahrer wie etwa Mick Schumacher, die zurzeit kein Stammcockpit in der Königsklasse des Motorsports haben und ihre Chance wittern, einen der anderen Fahrer zu verdrängen.