Im sogenannten „Deutschen Herbst“ schlagen die Terroristen der RAF auch in Köln zu. In Lindenthal erschießen sie vier Menschen und entführen einen Manager.
Nach mehr als 30 Jahren auf der Flucht wurde die frühere RAF-Terroristin Daniela Klette in Berlin verhaftet. Klette wird der sogenannten dritten RAF-Generation zugeordnet, die für zahlreiche Morde und Sprengstoffanschläge verantwortlich sein soll. Klette selbst soll unter anderem 1993 zusammen mit ihren Komplizen Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg eine Explosion an einer sich im Bau befindlichen Justizvollzuganstalt in Hessen hervorgerufen haben.
Im Zuge von Klettes Festnahme werden die Erinnerungen an die Taten der RAF wieder wach. Auch in Köln verübten die Linksterroristen der „Roten Armee Fraktion“ Verbrechen, von denen es noch heute Zeugnisse in der Stadt zu sehen gibt. Die erste Generation der RAF entführte 1977 den Manager und Wirtschaftsfunktionär Hanns Martin Schleyer – mitten in Köln-Lindenthal, am Rande des Stadtwalds.
RAF-Terroristen erschießen vier Männer in Lindenthal
Schleyer war Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI). Am Nachmittag des 5. September 1977, einem Montag, wurde er von seinem Chauffeur zu seiner Dienstwohnung in Braunsfeld gefahren. Drei Polizisten, die als Personenschützer eingesetzt waren, folgten dem Wagen in einem zweiten Pkw.
Gegen 17.30 Uhr fuhr die kleine Kolonne durch die Vincenz-Statz-Straße, in der die RAF einen Hinterhalt vorbereitet hatte: Mindestens vier Terroristen eröffneten mit Maschinenpistolen das Feuer auf Schleyers Chauffeur und die Personenschützer, alle vier Männer starben im Kugelhagel – innerhalb von knapp zwei Minuten wurden rund 120 Schüsse abgegeben.
Die Ermordung von Hanns Martin Schleyer
Schleyer selbst blieb bei dem Überfall unverletzt und wurde von den Terroristen entführt. Zunächst wurde er in einer Wohnung in Erftstadt-Liblar festgehalten, später in der belgischen Hauptstadt Brüssel. Mit der Entführung Schleyers wollte die RAF inhaftierte Komplizen – darunter RAF-Mitbegründer Andreas Baader – freipressen. Zum selben Zweck entführte die Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP), eine mit der RAF verbündete Terrororganisation, das Flugzeug „Landshut“ mit 90 Passagieren an Bord.
Die Bundesregierung aber ging auf die Forderung der RAF nicht ein, eine Spezialeinheit stürmte das entführte Flugzeug und befreite die Geiseln. Die in der JVA Stuttgart inhaftierten RAF-Terroristen begangen daraufhin während der „Todesnacht von Stammheim“ Suizid, nachdem sie vom Scheitern ihres Plans erfahren hatten. Als die Entführer von Hanns Martin Schleyer vom Selbstmord ihrer Komplizen erfuhren, erschossen sie Schleyer. Seine Leiche wurde am 19. Oktober 1977 im Elsass gefunden.
Gedenkkreuz erinnert an die Entführung
Heute erinnert in Köln-Lindenthal ein Gedenkkreuz am Stadtwald an die Entführung von Hanns-Martin Schleyer und die durch die RAF ermordeten Männer: „Den Opfern des Terrorismus – für die freiheitliche rechtsstaatliche und soziale Demokratie“, steht auf einer Gedenktafel. Neben ihr steht ein Kreuz aus Holz, das mit Porträts versehen ist, welche die fünf Ermordeten zeigen: Schleyer selbst, seinen Chauffeur Heinz Marcisz und seine Personenschützer Reinhold Brändle, Helmut Ulmer sowie Roland Pieler.