Der deutsche Rekordmeister verhindert im Spitzenspiel den nächsten Rückschlag im Titelrennen. Lange läuft vieles gut für die Münchner – bis zu einem Schlüsselmoment. Am Ende wird es dramatisch.
Ein ganz wichtiger Sieg für den FC Bayern – die Münchner verlieren Spitzenreiter Bayer Leverkusen nicht aus den Augen. Im mit Spannung erwarteten Topspiel des 23. Spieltags gewann die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel 2:1 (0:0) gegen RB Leipzig hinaus und bleibt an der Werkself dran.
Harry Kane hatte die Bayern in Führung gebracht (56.), Benjamin Šeško erzielte den Ausgleich für die in der zweiten Halbzeit immer stärker auftretenden Gäste. Kane setzte mit seinem zweiten Tor kurz vor Schluss (90.+2) den Endpunkt zum verdienten Sieg.
So lief das Spiel:
War es die Anspannung? War es Nervosität? War es einfach der volle Fokus auf das Spiel? Weit nach vorne gelehnt saß Thomas Tuchel über lange Strecken dieses Bundesliga-Top-Duells mitten in seiner Coaching Zone in der Allianz Arena – auf einem metallenen Arztkoffer, den er behelfsweise aus dem Fundus an der Bank des deutschen Rekordmeisters zweckentfremdet hatte.
Tuchel saß noch nicht auf seinem Wahl-Sitzmöbel, da hätte es fast ein ganz böses Erwachen für die Münchner gegeben. Im Fokus: Manuel Neuer – denn der Bayern-Torwart leistete sich bereits in der ersten Spielminute einen schweren Patzer, ein Pass verrutschte ihm komplett und landete direkt in den Füßen von Leipzigs Dani Olmo. Der zog rechts in den Strafraum, der Schuss des Spaniers wurde aber direkt abgeblockt, ebenso der Nachschuss von Amadou Haidara aus gut 20 Metern.
Als der erste Schock überstanden war, kamen die Gastgeber zu ihrer ersten Chance – und was für eine: Kane spielte in der Entstehung eines Konters nach Links auf Raphael Guerreiro, der Portugiese flankte in die Mitte des Leipziger Sechzehners, dort wartete bereits wieder der Engländer und köpfte wuchtig auf das Tor der Sachsen. RB-Torwart Janis Blaswich wurde zu einer Glanzparade gezwungen und lenkte den Ball mit letzter Kraft noch an den linken Pfosten. Das war ganz knapp.
Sané ganz unglücklich
In der Folge aber neutralisierten sich beide Klubs auf hohem Niveau – auch, weil den Bayern am Ende nach vorne dann doch der letzte Nachdruck fehlte, trotz deutlich verbessertem Auftritt gegenüber der zuletzt drei Pflichtspielniederlagen in Folge. Immer wieder machten Fehlpässe und Ballverluste auf beiden Seiten den Angriffsbemühungen einen Strich durch die Rechnung. So blieb Leipzig weiter in der Partie, trotz aller offensiven Harmlosigkeit.
Dann hatte plötzlich Leroy Sané die Bayern-Führung auf dem Fuß: Aleksandar Pavlovic setzte Jamal Musiala ein, der spielte einen Traum-Steilpass auf Sané in den Leipziger Strafraum – aber alleine vor Blaswich vertändelte der Nationalspieler, ließ sich zu weit nach Außen drängen, kam gar nicht erst zum Schuss (34.). Kurz vor der Pause hätte Kane dann per Fallrückzieher ein Tor für die Geschichtsbücher erzielen können – Müller hatte per Kopf zum Engländer verlängert – brachte aus sechs Metern aber nur einen Aufsetzer zustande. Der erste Durchgang blieb so torlos – und stets die Bayern-Furcht vor einem erfolgreichen Leipziger Nadelstich.
Der zweite Durchgang begann ähnlich wie der erste: Mit einer hochkarätigen Chance für Leipzig. Haidara zog unbedrängt aus 20 Metern einfach mal ab – und zwang Neuer zu seiner ersten Parade der Partie. Nur kurze Zeit später stand Mohamed Simakan plötzlich völlig frei im Strafraum der Bayern, nahm eine Hereingabe von David Raum aus sieben Metern sehenswert per Volley – und zog den Ball nur ganz knapp am linken Pfosten vorbei, Neuer wäre geschlagen gewesen (53.). Dann versuchte es der Xavi Simons aus 18 Metern, schoss dem Münchner Schlussmann aber in die Arme (55.).
Leipzig nicht geschockt
Und mitten hinein in die stärkste Phase der Gäste hinein traf Kane zur Bayern-Führung. Die Hausherren kamen über links nach vorn, Müller fand Musiala in der Mitte, über Umwege landete der Ball dann beim 100-Millionen-Einkauf, der ganz frei aus 14 Metern trocken ins rechte Eck traf. Die Zuschauer in der Allianz Arena atmeten auf.
Doch das Führungstor der Bayern schockte die Leipziger nicht – im Gegenteil verstärkten die Gäste nun ihre Offensivbemühungen noch. Und zwangen Neuer zu weiteren Großtaten: Erst parierte der 37-Jährige aus kurzer Distanz (61.), dann erneut gegen Benjamin Šeško, den die Leipziger nun vermehrt einzusetzen vermochten (64.). Beim dritten Versuch war der Slowene dann erfolgreich: Willi Orban fand zuvor Olmo an der Strafraumgrenze, der legte quer auf Šeško, der aus 16 Metern abzog – und Leon Goretzka fälschte den Ball ganz unglücklich ab, unhaltbar für Neuer (70.).