Fünf getötete Frauen an einem einzigen Tag: In Wien wird der Ruf nach einem besseren Schutz von Frauen vor Gewalt laut.
Nach den tragischen Morden an fünf Frauen an einem einzigen Tag hat sich in Österreich eine intensive Debatte über Femizide entzündet. Die Sozialdemokratische Partei Österreichs (SPÖ) rief die Bundesregierung dazu auf, eine Krisensitzung einzuberufen. Es müssten unverzüglich bessere Maßnahmen zum Schutz von Frauen vor Gewalt entwickelt werden. Lesen Sie hier alles zum Begriff „Femizid“.
Eva-Maria Holzleitner, Bundesfrauenvorsitzende der SPÖ, fordert konkrete Veränderungen. „Wir trauern um die ermordeten Frauen“, sagte Holzleitner. Solidarität mit den Hinterbliebenen heiße auch, „endlich einen Nationalen Aktionsplan Gewaltschutz umzusetzen, um Frauenleben in Österreich zu schützen“. Die SPÖ-Politikerin schlug vor, einen permanenten Krisenstab aus Ministerien und Opferschutzeinrichtungen einzusetzen und flächendeckend Gewaltschutzambulanzen sowie regelmäßige Gefährdungskonferenzen einzurichten.
„Eine Verhöhnung der Frauen“
Als einen „schwarzen Tag für Frauen in Österreich“ bezeichnete die Frauenring-Vorsitzende Klaudia Frieben den Freitag, an dem die Polizei bei zwei Einsätzen in Wien vier Frauen und eine Teenagerin tot auffand.
Unter den Todesopfern waren eine 51-Jährige und ihre 13-jährige Tochter. Die Polizei verdächtigt den Vater beziehungsweise Ehemann der Toten und sucht nach ihm. Am Abend des gleichen Tages fand die Polizei drei tote Frauen mit Stichwunden in einem Bordell der Hauptstadt und nahm einen 27-jährigen Mann als Verdächtigen nahe dem Tatort fest.
„Wir sind ja schon seit einiger Zeit von einer Welle von Femiziden oder von Gewalt gegen Frauen betroffen in Österreich“, sagte Frieben. „Und das, obwohl die sogenannte Istanbul-Konvention gegen Gewalt an Frauen 2024 seit zehn Jahren in Kraft ist.“ Frieben fordert Österreichs Regierung auf, 250 Millionen Euro jährlich in den Schutz von Frauen zu investieren. „Wenn man jetzt gerade sieht, dass in der Landesverteidigung Milliarden ausgegeben werden und gleichzeitig vergessen wird, dass für Frauen meist der Feind im eigenen Umfeld ist, ist es eigentlich eine Verhöhnung der Frauen“, sagte Frieben dem ORF.
Laut UN-Angaben wurden 2022 weltweit rund 89.000 Frauen und Mädchen getötet – der höchste Stand seit 20 Jahren. In mehr als der Hälfte dieser Morde (55 Prozent) waren die Täter Familienmitglieder oder Ex-Partner.
Sind Sie Opfer von häuslicher Gewalt oder beobachten einen Fall in ihrem Umfeld? Das bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ bietet an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr unter der Nummer 08000 116 016 oder per Onlineberatung vertraulich und kostenfrei Hilfe und Unterstützung.