Der Konzern hat am Mittwochabend Zahlen vorgelegt.
(Foto: dpa)
Frankfurt Die Deutsche Börse hat im vergangenen Jahr trotz Gegenwind von den Märkten ein Rekordergebnis erzielt. Der Betriebsgewinn (Ebitda) stieg um neun Prozent auf 2,04 Milliarden Euro, wie der Konzern am Mittwochabend mitteilte. Die Nettoerlöse kletterten ebenfalls um neun Prozent auf 3,51 Milliarden Euro.
Mit beiden Kennzahlen übertraf Deutschlands größer Börsenbetreiber minimal die selbst gesteckten Ziele und die durchschnittlichen Analystenschätzungen. Mit der Dividende, die von drei auf 3,20 Euro je Aktie steigen soll, blieb der Konzern dagegen leicht hinter den Markterwartungen zurück.
„Wir haben unsere ehrgeizigen Wachstums- und Gewinnziele voll erfüllt, und das trotz deutlichen zyklischen Gegenwinds der Märkte“, sagte Vorstandschef Theodor Weimer. Gelungen sei dies unter anderem dank der Diversifikation des Geschäfts sowie eines effektiven und lautlosen Kostenmanagements.
An den Börsen ging es 2021 deutlich weniger turbulent zu als im ersten Coronapandemie-Jahr 2020. Zudem belasteten die weltweiten Niedrigzinsen den Handel mit Zinsderivaten und das Geschäft der Wertpapierverwahrtochter Clearstream. Diese verdiente mit den Bareinlagen ihrer Kunden deutlich weniger. Bei der Derivatebörse Eurex, der wichtigsten Konzernsparte, brach der Betriebsgewinn um 16 Prozent ein.
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Die Deutsche Börse machte diese Einbußen durch eigene Wachstumsinitiativen und Zukäufe jedoch mehr als wett. Im vergangenen Jahr hat der Konzern den mehrheitlichen Erwerb des US-Stimmrechtsberaters ISS und des Schweizer Fintechs Crypto Finance abgeschlossen sowie die Plattform Fund Centre von der Schweizer Großbank UBS komplett übernommen.
Durch die Zukäufe hat das Unternehmen aus Eschborn bei Frankfurt auch seine Abhängigkeit von Marktschwankungen reduziert, was Analysten seit Jahren fordern. Der Anteil von wiederkehrenden Einnahmen an den gesamten Nettoerlösen stieg von 49 auf 55 Prozent.
Vorstandschef Weimer will weiter zukaufen
Nach dem relativ ruhigen Börsenjahr 2021 erwarten die Hessen 2022 nun wieder Rückenwind von den Märkten. Wegen der Zinswende dürften die Schwankungen an den Börsen und der Bedarf von Investoren, sich gegen Zinsänderungen abzusichern, steigen. Zudem gibt es die Hoffnung auf mehr Börsengänge.
„Neben weiterem strukturellen und M&A-bedingten Wachstum rechnet das Unternehmen grundsätzlich auch mit aufkommendem zyklischen Rückenwind, insbesondere durch die erwartete Zinswende in den USA“, erklärte die Deutsche Börse.
Für das laufende Jahr kalkuliert das Unternehmen dennoch nur mit einem Anstieg der Nettoerlöse um acht Prozent auf rund 8,3 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll ebenfalls um acht Prozent auf 2,2 Milliarden Euro zulegen.
Die Vorhersagen bedeuten, dass die Deutsche Börse im kommenden Jahr deutlicher zulegen müsste als 2021 und 2022, um ihre mittelfristigen Ziele zu erreichen. Vorstandschef Theodor Weimer hatte im Rahmen der Strategie „Compass 2023“ im November 2020 nämlich in Aussicht gestellt, dass der Konzern seine Nettoerlöse und seinen Betriebsgewinn bis 2023 professional Jahr um durchschnittlich zehn Prozent ausbaut.
Weimer sieht Konzern „wichtigen Schritt vorangekommen“
Aus Sicht des Konzernchefs ist das Unternehmen auf dem Weg zu seinen Mittelfristzielen 2021 jedoch „einen wichtigen Schritt vorangekommen“. In den kommenden beiden Jahren werde der Konzern das Geschäft durch eigene Wachstumsinitiativen und weitere Zukäufe konsequent ausbauen, sagte Weimer. Letztere sind bei der Prognose für das laufende Jahr noch nicht berücksichtigt.
Weimer fahndet vor allem in sechs Geschäftsbereichen nach Zukäufen: Index und Analytik, nachhaltige Investments, Rohstoffe, Devisen, festverzinsliche Wertpapiere und Funding Fund Providers. Darüber hinaus liebäugelt die Deutsche Börse laut Vorstandsmitglied Thomas E-book mit weiteren Übernahmen im Geschäft mit digitalen Property wie Kryptowährungen.
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