Bei einer Großrazzia kontrolliert die Polizei hunderte HSV-Fans in einem gestoppten Regionalzug. Die Fans müssen im Zug ausharren. Grund der Aktion: die Suche nach Gewalttätern.
Ein Großaufgebot der Polizei hat am Samstagabend einen Regionalzug von Rostock nach Hamburg mit hunderten Fußballfans des Hamburger SV gestoppt und stundenlang durchsucht. Im Bahnhof Hamburg-Bergedorf wurden 855 Personen kontrolliert, wie die Bundespolizei mitteilte.
Bei der Aktion suchten die Beamten den Angaben eines Sprechers zufolge nach mutmaßlichen Gewalttätern, die im September vergangenen Jahres mit Anhängern von Borussia Dortmund aneinandergeraten sein sollen. Außerdem sei es am Samstagabend nach dem Zweitliga-Spiel des HSV in Rostock (2:2) im dortigen Hauptbahnhof ebenfalls zu „tätlichen Angriffen“ in Form von Flaschenwürfen gekommen.
Etwa 400 Einsatzkräfte der Bundespolizei und der Landespolizeidirektion Hamburg waren im Einsatz, um die Fußballfans zu kontrollieren. Sie begannen den Angaben zufolge kurz nach 20.00 Uhr mit der Durchsuchung des Regionalzugs RE1, mit dem die Fans von Rostock nach Hamburg unterwegs waren.
HSV-Fans warten stundenlang im Zug
Nach Informationen eines Reporters vor Ort holte die Polizei zunächst friedliche Reisende und Fans aus dem Zug, die mit einem Sonderzug zum Hamburger Hauptbahnhof gebracht wurden. Die übrigen Fans wurden schließlich in Gruppen von jeweils zehn Personen aus dem Zug geholt. Sie mussten sich zu einer zuvor eingerichteten Kontrollstelle begeben, wo ihre Personalien aufgenommen und Fotos gemacht wurden.
Mehr als sechs Stunden dauerte die Aktion, bei der die Fans im Zug warten mussten, bis sie kontrolliert wurden. Durch die Großkontrollen kam es zu zahlreichen, teils erheblichen Verspätungen im Regionalverkehr, wie die Deutsche Bahn auf X mitteilte.
Insgesamt habe die Polizei 60 Personen gesucht, die am 16. September 2023 an den Ausschreitungen beteiligt gewesen sein sollen und noch nicht identifiziert gewesen seien, sagte der Leiter der Bundespolizeiinspektion Hamburg, Jan Müller. Damals seien HSV- und BVB-Fans im Bahnhof von Mannheim aufeinander losgegangen, es habe auf beiden Seiten Verletzte gegeben. Bislang sei es der Bundespolizei gelungen, 52 HSV-Fans zu identifizieren, hieß es in einer Pressemitteilung.
31 Tatverdächtige ermittelt
Bei der Aktion am Samstagabend habe die Polizei weitere 31 Verdächtige ermittelt, hieß es in einer Mitteilung vom Sonntag. Wie ein Reporter vor Ort berichtete, verliefen die Kontrollen, die um 2.20 Uhr beendet waren, nicht ohne Zwischenfälle. Ein Mann habe einem Beamten gegen den Helm geschlagen. Seine Personalien wurden noch vor Ort aufgenommen.
Ein weiterer Fan sei aggressiv auf die Beamten zugelaufen, die ihn unter erheblichem Widerstand in Gewahrsam nehmen konnten. Der Mann wurde festgenommen und zur Wache gebracht.
Menschen harrten ohne Klimaanlage aus
Während die Kontrollen aus polizeilicher Sicht weitgehend friedlich verliefen, schienen die Menschen unter der Aktion zu leiden. So wurde dem Hamburger Abendblatt aus Fankreisen berichtet, dass eine Person im Zug zusammengebrochen sei.
Ursache war nach Zeugenaussagen die abgeschaltete Klimaanlage, nachdem der Zug von den Beamten angehalten worden war. Vereinzelt sollen Fahrgäste Kreislaufprobleme bekommen haben. Dies wird auch auf X, früher Twitter, berichtet.
Ein Sprecher der Bundespolizei sagte dem „Hamburger Abendblatt“, es habe mindestens einen Fall von Kreislaufschwäche gegeben. Dass eine Person zusammengebrochen sei, könne er aber nicht bestätigen.