Wir müssen uns das eingestehen
Paviane sollen sterben, damit ihre Art geschützt werden kann. Das klingt verrückt, ist aber im Zweifel richtig. Um das zu verstehen, müssen wir uns ehrlich machen.
Es wäre ein leichtes, dem Tiergarten und seinem Direktor Tierhass und mangelndes Mitgefühl vorzuwerfen.
Das Problem liegt aber ganz woanders. Mehr als 44.000 Tier- und Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht. Schuld daran sind in den meisten Fällen wir – die Menschen. Nur ein Beispiel: Wir zerstören auf der ganzen Welt Wälder, um das Holz zu verkaufen, neue Industriegebiete zu errichten oder um dort Futter für Rinder anzubauen.
Zugegeben: In Nürnberg wird gerade über Guinea-Paviane diskutiert. Bedroht sind die noch nicht. Aber sie werden seltener. Experten sagen, der Trend dürfte sich fortsetzen. Ein wichtiger Lebensraum der Paviane ist etwa ein Nationalpark in Senegal – die Unesco hat ihn bereits 2007 auf die Liste der bedrohten Welterben gesetzt.
Deshalb stellt sich für die Paviane die gleiche Frage wie für alle anderen bedrohten Tierarten. Wollen wir in Kauf nehmen, dass sie eines Tages komplett von unserer Erde verschwinden?
Wer die Frage mit Nein beantwortet, könnte argumentieren, dass wir für mehr Tierschutz sorgen müssen. Das ist richtig. Aber leider zugleich eine Wunschvorstellung. Das gelingt uns manchmal nicht.
Genau an diesem Punkt kommen die Zoos ins Spiel. Sie können für uns Arten erhalten, die künftige Generationen sonst nur von Bildern kennen würden. Die Lebensbedingungen in den Gehegen sind nun einmal aber andere als in der freien Wildbahn. Heißt: Die Tiere leben länger und vermehren sich schneller. Mehr Tierschutz heißt aber nicht immer mehr Tiere in unseren Zoos.
Genau diese Entwicklung treibt die Verantwortlichen in Nürnberg um. Die Antwort kann sein, dass der Mensch erneut eingreifen muss – um sicherzustellen, dass die Population über Generationen hinweg bestehen bleibt. Tiere zu töten, sollte freilich das letzte Mittel der Wahl sein. Es kann aber nach sorgfältiger Abwägung richtig sein – auch wenn es wehtut.