Frankfurt, Zürich Der Elektrotechnikkonzern ABB will seine Sparte für Elektroauto-Ladetechnik trotz Marktturbulenzen im zweiten Quartal an die Schweizer Börse SIX bringen. Der IPO der E-Mobility-Tochter des Unternehmens soll mindestens 750 Millionen Greenback Einnahmen generieren, wie CEO Björn Rosengren am Donnerstag bei der Präsentation der Jahreszahlen ankündigte. Das Geld soll in das Wachstum der Tochtergesellschaft fließen.
Das Geschäft mit Ladesäulen für Elektroautos könnte bereits Mitte April in Zürich an die Börse gehen, sagten mit der Transaktion vertraute Personen. ABB könnte dabei rund ein Viertel der Anteile zu einer Bewertung von in etwa drei Milliarden Greenback platzieren, hieß es weiter. Die Großbanken UBS und Morgan Stanley begleiten die Transaktion federführend. ABB wollte die Informationen nicht kommentieren.
Seit Wochen stehen Technologieaktien sowie die Papiere von Elektroautoherstellern unter Druck. Angesichts der volatilen Märkte hatte zu Wochenbeginn der deutsche Arzneimittelhersteller Cheplapharm seinen für diesen Monat in Frankfurt geplanten IPO abgesagt. ABB hält bislang an seinem Zeitplan fest. Die Volatilität sei nicht so hoch, dass keine Neuemissionen mehr möglich seien, sagten Kapitalmarktbanker. Investoren differenzierten bei der Auswahl der Aktien, und ABB E-Mobility sei weiterhin gefragt. Der Megatrend hin zur Elektromobilität sei intakt.
Während vergangenes Jahr vor allem Wachstumswerte im Fokus standen, seien nun besonders niedrig bewertete Aktien (Worth-Titel) gefragt. „ABB E-Mobility bietet die für Elektromobilität benötigte Infrastruktur und ist damit ein Worth-Titel“, sagte ein mit der Transaktion beauftragter Berater. Das Volumen der platzierten Aktien sei groß genug, dass es einen liquiden Handel mit den Papieren erlaube. Das schätzen Investoren.
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Zukäufe angestrebt
Gleichzeitig habe ABB Spielraum, bei einer volatilitätsbedingt schwächeren Nachfrage einen etwas kleineren Anteil der ABB-E-Mobility-Aktien zu verkaufen. Dadurch müsse ABB nicht unbedingt seine Erwartungen an die Bewertung herunterschrauben. Scheitern Börsengänge, liegt das oft daran, dass sich Emittenten und Investoren nicht auf eine Bewertung einigen können.
ABB hat stets betont, die Mehrheit an der E-Mobility-Tochter halten zu wollen und weiter voranzutreiben. Das Unternehmen gilt als einer der Marktführer bei der Ladesäulen-{Hardware}. Erst im Herbst vergangenen Jahres hatte ABB die bis dato schnellste Ladesäule auf den Markt gebracht.
Insbesondere bei Softwarelösungen für die Ladeinfrastruktur besteht jedoch Nachholbedarf, den ABB-E-Mobility-Chef Frank Muehlon vor allem durch Zukäufe decken soll. Schon vor dem Börsengang hat der Supervisor worldwide zugekauft. So hat Muehlon die Beteiligung am US-Anbieter Incharge Vitality von zehn auf 60 Prozent aufgestockt. Mit einer Mehrheitsbeteiligung am chinesischen Ladesäulenbetreiber Chargedot Shanghai New Vitality Expertise will ABB zudem die Marktabdeckung in China stärken.
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