Düsseldorf Erst belasten die schwachen Zahlen des Facebook-Konzerns Meta und anschließend vergrößert die Pressekonferenz von EZB-Präsidenten Christine Lagarde das Minus. So lässt sich der heutige Handelstag zusammenfassen.
Der Satz von Lagarde, dass angesichts der „aktuellen Unsicherheit“ eine versatile Geldpolitik wichtiger denn je sei, wird am Markt als Zugeständnis gewertet, das man zumindest über Zinserhöhungen nachdenkt. Der Dax rutscht angesichts dieser Möglichkeit um weitere 100 Punkte ab und liegt derzeit bei 15.442 Punkten, ein Minus von 1,1 Prozent. Damit notiert der Index auch wieder unter die für viele Investoren wichtige 200-Tagelinie, die bei 15.614 Stellen liegt.
Im Gegenzug steigen während des Lagarde-Auftritts die Renditen der Bundesanleihen deutlich. Der Wert bei einer zehnjährigen Bundesanleihe liegt plötzlich bei plus 0,12 Prozent von zuvor 0,054 Prozent. Bei einer zweijährigen liegt der Wert von zuvor minus 0,439 nun bei minus 0,360 Prozent, ein neues Fünf-Jahres-Hoch Auch der Euro steigt um 0,8 Prozent auf 1,138 Greenback.
Solch ein Rückgang am Aktienmarkt durfte Anleger aber nicht überraschen: Mit dem gestrigen Tageshoch von 15.736 Stellen hatte der Leitindex innerhalb weniger Handelstage eine kleine Rally von rund 800 Punkten hingelegt. Da sind solche Verschnaufpausen üblich. Den gestrigen Handelstag beendete die Frankfurter Benchmark faktisch unverändert bei 15.613 Zählern.
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Ohnehin dürfte der Weg Richtung 16.000 Punkte schwierig werden für den Dax. Denn der Korrekturtrend seit Anfang des Jahres ist immer noch intakt. Diese fallende Trendlinie verbindet die jeweiligen Hochpunkte seit dem Jahreshoch von 16.285 Stellen.
Die Facebook-Zahlen waren die erste ganz große Enttäuschung in der Berichtssaison. Bisher waren die Jahresberichte der Tech-Giganten der große Stimmungsaufheller auf dem Parkett. Doch die Zahl des Facebook-Mutterkonzerns Meta sind zum Stimmungskiller geworden.
Ein Mix aus Rückschlägen führte nachbörslich zu einem Einbruch der Meta-Aktie um mehr als 20 Prozent an den US-Börsen. Auch am deutschen Aktienmarkt gibt das Papier 20,2 Prozent nach. Rechnerisch verlor Fb damit innerhalb weniger Minuten rund 200 Milliarden Greenback an Börsenwert. Das ist mehr, als Deutsche Telekom und Daimler zusammen an den Aktienmärkten wert sind.
Als Reaktion gerieten am deutschen Markt Aktien von Unternehmen, deren Geschäfte internetbasiert sind, unter Druck: Die Verluste von Zalando, Delivery Hero, Hellofresh, Auto1 und Shop Apotheke reichten von zwei bis zu vier Prozent.
Gruppe von Anlageprofis setzt erfolgreich auf kurzfristige Developments
Seit Anfang des Jahres ist der Dax turbulent unterwegs, ablesbar an einer Spanne von mehr als 1300 Punkten, umgerechnet etwas mehr als acht Prozent. Von diesen Turbulenzen scheint eine kleine Gruppe von Anlageprofis intestine zu profitieren. Das meint Verhaltensökonom Joachim Goldberg nach Auswertung der wöchentlichen Umfrage der Börse Frankfurt. Er schätzt die Gruppe der aktiven Dealer auf etwa zehn Prozent der Befragten. Die setzen eher auf kurzfristige Transaktionen als auf mittelfristige Strategien.
„Wir werden ein sehr ruppiges Börsenjahr mit vielen Schwankungen haben“
Diese Gruppe hat Anfang des Jahres auf fallende Kurse gesetzt, als der Dax in der Nähe der 16.000-Punkte-Marke notierte, und wechselte in der vergangenen Woche wieder auf die Longseite. Diese Dealer wurden erneut belohnt, weil der Dax in der Spitze um quick 800 Punkte nach oben kletterte.
Das aktuelle Umfrageergebnis zeigt: Nun geht das Spiel wieder andersrum weiter. 15 Prozent der Institutionellen haben Aktien verkauft, zwölf Prozent sind „brief“ gegangen. Goldberg vermutet, dass die Shortseller wieder im Bereich zwischen 15.200 und 15.250 Punkten ihre Gewinne einstreichen wollen. Das sorgt für etwas Unterstützung in diesem Bereich.
Auf der Oberseite hat dieser Verkauf hingegen einige Blockaden gelöst. Denn ein Teil der Verkäufer ist noch nicht investiert. Falls die Kurse weiter klettern sollten, müssten zudem einige „Shorties“ ihre Positionen schnell auflösen, damit die Verluste nicht ausufern.
Blick auf die Einzelwerte
Teamviewer: Nach dem einem Plus von 16 Prozent am Vortag sind Gewinnmitnahmen angesagt. Die Teamviewer-Aktie gibt 4,5 Prozent nach und wird bei 14,80 Euro gehandelt. Auch ein verhaltener Analystenkommentar belastet: Die Deutsche Bank hat ihr Kursziel für den Titel nach den Zahlen am gestrigen Mittwoch von 15 auf 16 Euro erhöht, die Einschätzung jedoch auf „Maintain“ belassen.
Infineon: Der Chipkonzern erhöht die Jahresprognose und wird immer profitabler. Infineon hält an den für das laufende Geschäftsjahr geplanten Investitionen von 2,4 Milliarden Euro fest. Schwerpunkt sei der Ausbau der Fabriken, „um das erwartete Nachfragewachstum unserer Kunden mittelfristig weiter bedienen zu können“. Das alles struggle nach den herausragenden Zahlen der Mitbewerber auch so erwartet worden. Nun sorgen Gewinnmitnahmen dafür, dass die Aktie um mehr als vier Prozent fällt und die Dax-Verliererliste anführt.
Siemens Healthineers: Ein Quartalsergebnis über den Erwartungen und eine höhere Prognose schieben das Papier zeitweise an die Dax-Spitze. Die Aktien klettern in der Spitze um 3,4 Prozent auf 61,44 Euro. Mittlerweile beträgt das Plus aber nur noch 0,3 Prozent. Das Geschäft mit Corona-Schnelltests beflügelt den Erlanger Medizintechnik-Konzern.
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