Das Topspiel zwischen Leverkusen und dem FC Bayern wird mit Spannung erwartet. Thomas Helmer blickt bei t-online drauf und urteilt. Er warnt den Rekordmeister eindringlich.
So viele Punkte hatten der Tabellenführer und sein direkter Verfolger nach 20 Spieltagen noch nie in der Geschichte der Bundesliga: Leverkusen (52 Punkte) und der FC Bayern (50) liefern sich in dieser Saison einen packenden Zweikampf um die Meisterschaft und gehen Kopf an Kopf in das richtungsweisende direkte Duell am Samstagabend (18.30 Uhr im Liveticker bei t-online).
Europameister Thomas Helmer stand in seiner Karriere selbst in zahlreichen so bedeutenden Partien auf dem Feld. Im Interview mit t-online blickt der frühere Bayern-Kapitän und Dortmund-Profi auf das Kräftemessen der beiden Spitzenteams voraus.
t-online: Herr Helmer, VfB-Stürmer Deniz Undav bezeichnete Bayer Leverkusen und Stuttgart nach dem Pokalviertelfinale (3:2) als die beiden momentan besten Mannschaften der Bundesliga. Hat er Recht?
Thomas Helmer: Ich würde schon sagen, dass sich mit Leverkusen die für mich aktuell auf jeden Fall beste deutsche Mannschaft durchgesetzt hat. Die spielen schon klasse Fußball und sind jetzt der Topfavorit auf den Pokalsieg. In der Meisterschaft sollte man Bayern aber nicht vergessen.
Die Münchner (50 Punkte) liegen in der Tabelle zehn Punkte vor dem VfB und nur zwei Zähler hinter Tabellenführer Leverkusen (52).
Das ist das Frustrierende für Leverkusen. Viele sagen, dass die Bayern nicht so toll spielen, aber trotzdem haben sie wahnsinnig viele Punkte gesammelt.
Welche Erwartungen haben Sie also an das Spiel der Bayern am Samstag in Leverkusen?
Das Hinspiel war ja schon ein super Spiel. Und ich erwarte eine genauso hochklassige Partie jetzt wieder.
Leverkusen ist in allen 30 Pflichtspielen dieser Saison noch ungeschlagen. Und deshalb der Favorit?
Favorit wäre zu viel gesagt. Aber es ist eine Riesenchance. Die Konstellation erinnert mich ein bisschen an die Saison 1997/98, als wir mit Bayern damals Kaiserslautern auch die gesamte Saison über hinterhergelaufen sind. Das ist jetzt wieder ein bisschen ähnlich. Es gibt auch keinen, der sagt, dass es nicht verdient wäre, dass Leverkusen da oben steht. Kein einziges Spiel zu verlieren, ist schon der Wahnsinn. Natürlich warten jetzt alle darauf, es muss ja irgendwann mal passieren. Und die Gefahr, dass es sie jetzt am Samstag erwischt, ist natürlich trotzdem da.
Leverkusen könnte mit einem Sieg seinen Vorsprung auf fünf Punkte ausbauen. Liegt der Druck deshalb eher bei Bayern?
Ich würde nicht sagen, dass Bayern das Spiel gewinnen muss. Aber sie dürfen es sicherlich nicht verlieren.
Erwarten Sie wieder eine ähnlich defensive Taktik der Bayern, auf die Trainer Thomas Tuchel schon in Dortmund (4:0) und gegen Stuttgart (3:0) setzte? Oder wäre das möglicherweise ein Fehler?
Ich weiß gar nicht, ob Bayern das so richtig kann, abwartend zu spielen. Dass man in der Defensive kompakt stehen muss, ist aber klar. Allein Florian Wirtz macht da schon richtig Alarm. Da muss Bayern schon gut verteidigen. Das ist eine der Grundvoraussetzungen, um in Leverkusen bestehen zu können.
Wer oder was wird das Duell ansonsten entscheiden?
Leverkusen ist durchaus verwundbar. Sie haben aber eine unheimliche Moral, nicht nur, weil sie viele Spiele in den Schlussminuten gewonnen haben. Sie glauben an sich, spielen weiter. Und kreieren immer Torchancen – genau wie Bayern. Entscheidend wird sein, wer sie effizienter nutzt. Leverkusen muss vor allem auf Harry Kane, Jamal Musiala und Leroy Sané aufpassen. Das ist schon eine Mammutaufgabe. Aber wenn ihnen das gelingt, ist dem Bayern-Spiel aber schon viel genommen.