Marilyn Monroe, Homer Simpson oder zuletzt Otto von Bismarck: Markus Söder trägt zu Fastnacht ausgefallene Kostüme. Sie kommen aus einer Hinterhofwerkstatt.
Die Faschingssitzung in Veitshöchheim bei Würzburg ist das Ereignis im Fasching in Bayern. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sitzt Jahr für Jahr im Publikum. Oft gilt die Aufmerksamkeit auch seinen ausgefallenen Kostümen. Er kam schon als Marilyn Monroe, biblischer Stammesältester, Homer Simpson – und vergangene Woche als Otto von Bismarck.
Aus dem Fernsehen ist bekannt, dass sich der Ministerpräsident für die – als Fastnacht in Franken bekannte – Prunksitzung im Nürnberger Staatstheater schminken lässt. Woher Markus Söder seine Verkleidungen bekommt, ist weniger geläufig. Sie stammen nicht aus den Beständen von Opernhaus und Theater, sondern aus einem kleinen Kostümverleih, teilt die Bayerische Staatskanzlei t-online mit.
Dort, wo kaum jemand Fasching feiert
Und der liegt im Nürnberger Westen. Also im Faschingsniemandsland. Im Hinterhof eines Mehrfamilienhauses im Stadtteil Himpfelshof. Das ist das Reich von Ursula Richter und Edith Gullmann.
Schon seit 30 Jahren werkeln sie hier und verleihen Kostüme – in einer Stadt, wo eigentlich kaum jemand Fasching feiert. Doch ein paar Wochen davor klingelt jeweils das Telefon. Am Apparat das Büro des Ministerpräsidenten – mit den neuesten Wünschen. Mindestens sechs Kostüme stammten laut den Inhaberinnen schon aus dem Kostümverleih Nürnberg.
„Das denke ich mir einfach aus“
„Der Ministerpräsident hat genaue Vorstellungen“, sagt Ursula Richter. Viel Beratung wolle er meistens nicht. Woher Söder seine Ideen nimmt? „Das denke ich mir einfach irgendwann aus“, sagt der Ministerpräsident wortkarg zu t-online. Die beiden Frauen erfahren davon rund einen Monat vorher. „Dann ist es unser Betriebsgeheimnis, wir erzählen es auch nicht unseren Familien“, sagt Richter.
An den beiden Frauen liegt es dann, Söders Wünsche umzusetzen. Ein bisschen anders läuft das nämlich schon, wenn der Ministerpräsident anruft. Anders als bei den anderen Kunden suche Söder sich seine Verkleidungen nämlich nicht von der Stange aus, sondern bekomme sie geschneidert. Für Richter, die gelernte Schneiderin ist, eine Leichtigkeit.
- Mehr zum Kostüm, das Söder in diesem Jahr bei Fastnacht in Franken getragen hat, lesen Sie hier.
„Marilyn ohne Sexappeal, wie soll das gehen?“
Ob sie Söder schon einmal einen Wunsch habe ausschlagen müssen? „Fast“, erinnert sich Richter an die Faschingssaison 2013. Damals war Söder noch Staatsminister und erschien in Veitshöchheim als Marilyn Monroe. „Er wollte unbedingt als Marilyn gehen. Aber es durfte nicht zu sexy sein. Marilyn ohne Sexappeal, wie soll das gehen?“ Eine Gratwanderung also.
Am Ende habe sie einige Tage an dem Kleid gesessen. Richter erzählt: „Damals hatte ich die Gelegenheit, in einen Travestieshop zu gehen und habe für ihn Brüste und übergroße Damenschuhe bestellt.“ Während der Faschingssitzung wurden die unter dem weißen Kleid versteckt. Das sei körperbetont gewesen, sagt Richter, aber ohne Ausschnitt – Anweisung des Auftraggebers.
Über Geld mag niemand sprechen
Wie viel Söder sich seine Kostüme kosten lässt? Darüber will Richter lieber nicht sprechen. Die Bayerische Staatskanzlei lässt nur ausrichten, dass der Ministerpräsident die Kosten für das Kostüm seit jeher selbst trage. Gleiches gelte auch für die Maske – die zum Kostüm noch dazukommt. Auch das Nürnberger Staatstheater will auf Nachfrage nicht verraten, wie viel Söder für die Maske zahlen muss.