Düsseldorf Eigentlich hätte es im vergangenen Jahr den großen Umschwung in der Automobilindustrie geben sollen. Nach dem coronabedingten Einbruch im Jahr 2020 sollte es 2021 wieder richtigaufwärts gehen. Doch daraus wurde nichts: Wegen des globalen Chipmangels hat es im vergangenen Jahr nur leichte Erholungstendenzen in der Autobranche gegeben. Die Sorgen, dass die Halbleiter für längere Zeit fehlen könnten, sind nicht verschwunden.
2019, additionally noch vor Corona- und Chipkrise, sind weltweit rund 80 Millionen Pkws verkauft worden. Mit der Pandemie kam der große Abschwung, für 2020 stehen knapp 69 Millionen Neuwagen in der Verkaufsstatistik. Nach Berechnungen des Duisburger Heart Automotive Analysis (CAR) sind daraus im vergangenen Jahr 70,5 Millionen Pkws geworden.
Noch viel gravierender als die Coronapandemie wirkt sich der Chipmangel in der Autoproduktion aus: Vor allem bei den großen europäischen Herstellern konnten Millionen von Autos wegen fehlender Halbleiter nicht produziert werden. Die EU schätzt, dass weltweit 11,3 Millionen Fahrzeuge nicht gebaut worden sind. Weil die meisten Hersteller noch auf Lagerbestände zurückgreifen konnten, sind noch größere Verkaufseinbrüche im vergangenen Jahr ausgeblieben.
Allerdings gibt es große Unterschiede bei den einzelnen Autoherstellern. Manche Unternehmen haben die Versorgungskrise bei Halbleitern viel besser gemeistert als die Konkurrenz. Das gilt insbesondere für den US-amerikanischen Elektrohersteller Tesla und den japanischen Toyota-Konzern. Tesla hat die Produktionszahlen 2021 nahezu verdoppelt, Toyota hat eine Steigerung von 9,2 auf quick 10,1 Millionen Autos erzielt.
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In Deutschland hat sich insbesondere der Volkswagen-Konzern sehr schwer mit der Chipversorgung getan. In vielen VW-Fabriken, besonders im Stammwerk in Wolfsburg, ruhte wochenlang die Produktion, weil die Halbleiter fehlten. Am Konzernsitz sind im vergangenen Jahr ungefähr 400.000 Autos gebaut worden, die Kapazität in der Wolfsburger Fabrik ist mehr als doppelt so groß.
Direkte Kontakte zu Chipproduzenten haben sich ausgezahlt
Tesla und Toyota hatten sich viel besser mit Chipreserven eingedeckt. Deshalb waren die Produktionspausen deutlich kürzer als beim deutschen Branchenführer. Toyota hat im Unterschied zu Volkswagen zudem direktere Kontakte zu großen Chipproduzenten in Asien. Tesla entwickelt seine Halbleiter schon heute teilweise selbst.
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Für 2022 rechnet die Autobranche nur mit einer langsamen Besserung. Volkswagen hat bereits angekündigt, dass die Versorgungslage bei Halbleitern auch in diesem Jahr alles anderes als einfach sein wird. VW-Vertriebsvorstand Klaus Zellmer sagte im Gespräch mit dem Handelsblatt, dass es nach der Sommerpause aufwärtsgehe. Er sprach von „einer schrittweisen Erholung in der zweiten Jahreshälfte“.
Auch Toyota warnte am Freitag vor möglichen neuen Problemen bei der Chipversorgung. „Der Ausblick für dieses Jahr bleibt ungewiss“, teilte der japanische Autohersteller mit. Mit einer dauerhaften Besserung ist wahrscheinlich erst 2023 zu rechnen – wenn neue Chipfabriken in Betrieb genommen worden sind und die Autobranche damit mehr Halbleiter bekommt.
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