Karl Lauterbach hatte sich für seine Reise zur Fastnacht auf den Regierungsflieger verlassen. Doch der steckte fest. Der Minister musste einen Umweg nehmen.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach ist zu spät zur schwäbisch-alemannischen Fastnacht gekommen. Vor dem Stockacher Narrengericht sollte er als Angeklagter erscheinen und zuvor am Fastnachtszug teilnehmen – doch der Narrenrichter und weitere Anwesende wie der Narrenschreiber mussten auf den SPD-Politiker warten. Der Grund? Der Regierungsflieger, mit dem Lauterbach fliegen wollte, steckt in Nigeria fest.
„Niger verweigert Überflug einer Delegation des Entwicklungsministeriums mit unserer Flugbereitschaft“, begründete das Team der deutschen Luftwaffe die Situation auf der Kurznachrichtenplattform X. Niger habe allen Flügen aus Nigeria den Überflug verboten. „Davon sind auch wir betroffen und sind wieder zurück nach Abuja geflogen“, so die Luftwaffe. Für Lauterbach bedeutete das einen komplizierten Umweg, denn eine direkte Flugverbindung von Berlin zum Narrengericht gibt es nicht.
Er habe am Morgen in Berlin noch „einen Termin zur Krankenhausreform durchgezogen“ und sei dann mit einem Linienflieger nach Zürich geflogen, sagt er der „Bild“. Von dort aus sei er mit dem Auto zum Narrengericht gereist. Es sei traurig, dass für ihn deshalb der Umzug durch die Stadt ausfalle, er freue sich aber schon auf die „Verhandlung“ am Abend, zitiert das Blatt den Minister. Auf X postete er ein Foto von seiner Ankunft.
Das „Hohe Grobgünstige Narrengericht zu Stocken“ findet seit dem Jahr 1351 statt und lädt jedes Jahr einen Politiker zur „Anklage“ vor. In der Regel wird dieser in einer Parodie für schuldig gesprochen und muss seine Strafe mit Weinfässern begleichen. „Im letzten Jahr hat es mit Wolfgang Kubicki einen Schwerstschuldigen erwischt. Bei mir wird sich das Gericht entschuldigen müssen“, schrieb Lauterbach auf X.
Narrengericht spricht Lauterbach schuldig
Und das Gericht entschied: 240 Liter Strafwein und 240 Liter Mineralwasser muss Lauterbach zahlen. „Aber bitte nicht als Schorle“, sagte der Fastnachts-Richter am Donnerstagabend. Das närrische Gericht befand den SPD-Politiker in allen Anklagepunkten für schuldig. Ein Drittel der Strafe soll demnach Lauterbachs Amtsvorgänger Jens Spahn (CDU) finanzieren, der bei der Veranstaltung nicht dabei war.
Außerdem verurteilte das Narrengericht den Mediziner Lauterbach dazu, im Sommer Schoko-Eis im örtlichen Krankenhaus zu verteilen und zehn neue Mitglieder für den Krankenhausförderverein zu gewinnen. Dem Minister war in der Verhandlung zuvor unter anderem Hochstapelei, Mediengeilheit und Panikmache während der Corona-Pandemie vorgeworfen worden. In den abendlichen Talkshows sei er „Karlchen überall“ gewesen. Er habe den Anschein der universellen Kompetenz erweckt: „von der Virologie bis zur Astrologie“. Dabei sei er der „Master of Disaster“.
Der Beklagte plädierte für nicht schuldig. „Sie haben den Falschen erwischt“, sagte Lauterbach. Er sei eine Unschuld vom Lande. „Das Einzige, was wir in der Ampel hochstapeln, sind ungelöste Probleme.“ Aber dafür müsse nicht er angeklagt werden, „sondern der Oppositionsführer in der Regierung: Christian Lindner“.