Vor 20 Jahren gründete Mark Zuckerberg Facebook. Das soziale Netzwerk hat sowohl die digitale als auch die analoge Welt gravierend verändert – oft zum Schlechteren, aber nicht nur.
Wie so oft stand am Anfang eine einfache Idee: Das klassische Jahrbuch der Harvard-Universität, in dem alle Studierenden mit Foto und Namen aufgelistet sind, sollte eine Art digitalen Ableger bekommen. Am 4. Februar 2004 war es dann so weit: Facebook ging online, der 19-jährige Informatikstudent Mark Zuckerberg hatte eine Firma gegründet, die schon wenige Jahre später zu einem Weltkonzern wurde.
Allerdings behaupten böse Zungen und ein Hollywood-Film seit vielen Jahren, er habe die Idee zum sozialen Netzwerk weniger selbst gehabt, als vielmehr von seinen Harvard-Kommilitonen Tyler und Cameron Winklevoss abgekupfert. Aber in der digitalen Welt gilt noch mehr als in der analogen: besser gut geklaut als selbst schlecht ausgedacht.
Vom Elite-Uni-Jahrbuch zum weltweiten Netzwerk
Rasend schnell vergrößerte sich Facebook. Von Harvard zu anderen Universitäten bis zum globalen Online-Ort, der jedem Nutzer ein digitales Zuhause gab. Mittlerweile hat Facebook – laut Mutterfirma Meta – jeden Monat knapp drei Milliarden aktive Nutzer. Das ist mehr als ein Drittel der gesamten Weltbevölkerung.
Und wo viele Menschen sind, ob in der analogen oder der digitalen Welt, gibt es Kommunikation und Emotionen: Wahres und Gelogenes, Freude, Anteilnahme, Wut und Hass. Das ist Facebook. Eine digitale Welt, die die analoge in so vielem widerspiegelt. Nur dass hier jeder Nutzer ohne Probleme ein Ohr für seine Ideen, Ängste und Lügen findet, das er ansonsten mühsam beim Thekennachbarn in der Kneipe suchen müsste. Facebook war und ist eine digitale Kneipe.
Facebook vergisst nichts
Hier kommt aber ein weiterer, entscheidender Punkt ins Spiel: Der Sitznachbar in der Kneipe hat am nächsten Morgen vermutlich das meiste vergessen. Facebook vergisst nichts. Facebook überwacht, speichert und missbraucht Daten – auch zu politischen Zwecken. Beim US-Wahlkampf 2016, der Donald Trump ins Weiße Haus brachte, und beim Brexit spielten Facebook-Daten eine entscheidende Rolle. Zähneknirschend zahlte Facebook Hunderte Millionen Dollar Entschädigung an Nutzer, deren Daten ungefragt weitergegeben worden waren. Für Mark Zuckerberg war das eher ein Klacks, sein Vermögen wird mittlerweile auf über 140 Milliarden Dollar geschätzt.
Spätestens seit diesen Skandalen hat Facebook mit dem Ruf der Datenkrake zu kämpfen. Zuckerberg selbst sagte nach den Enthüllungen um die Firma Cambridge Analytics: „Ich möchte nicht, dass irgendjemand unsere Werkzeuge benutzt, um die Demokratie zu untergraben.“
Trotzdem bietet Facebook weiterhin Kriminellen und Betrügern, Hetzern und Lügnern eine leicht zu nutzende Plattform. In die digitale Kneipe gehen eben nicht nur die berühmten Verbrecher, sondern auch die unbekannten, die aber ebenso zu Leid und Elend führen können. Gerade erst musste sich der Firmenchef im US-Senat bei den Angehörigen von Kindern entschuldigen, die im Zusammenhang mit sozialen Medien ihr Leben verloren haben.
Paradigmenwechsel wie beim Buchdruck
Doch Facebook hat auch eine gute Seite: Das Netzwerk ermöglicht es Freunden, Verwandten und Bekannten, einfach und schnell Kontakt zu halten. Zu diskutieren, gemeinsam in Erinnerungen zu schwelgen und alte wie neue Fotos zu sehen – über Tausende Kilometer Entfernung hinweg. Der Tresen bleibt derselbe.
Soziale Netzwerke wie Facebook haben eine kommunikative Revolution – einen Paradigmenwechsel – eingeläutet wie zuvor nur der Buchdruck und die Erfindung des Telefons und des Internets. Innerhalb von Sekunden verbreiten sich Berichte von Menschen, die ansonsten keine Stimme hätten. Genauso verbreiten sich dort aber eben auch Fake News.
Längst haben andere Plattformen wie Instagram (auch aus Zuckerbergs Meta-Firmenuniversum) oder TikTok vor allem bei jüngeren Nutzern Facebook den Rang abgelaufen. Facebook ist noch immer die ebenso verbindende wie spaltende digitale Kneipe – nur sind die Gäste mittlerweile etwas in die Jahre gekommen.