Auf einer Veranstaltung in Potsdam haben Olaf Scholz und Juli Zeh öffentlich diskutiert. Dabei kritisierte die Star-Autorin vor allem die Sprachwahl des Kanzlers.
Bestseller-Autorin Juli Zeh hat Bundeskanzler Olaf Scholz aufgrund seiner Kommunikation kritisiert. Demnach sei seine Sprachauswahl „Kita-Sprech“ – er würde mit den Bürgern oftmals zu kindlich kommunizieren. Die beiden kamen am Dienstag bei einer offenen Diskussion in Potsdam zusammen. Die Veranstaltung fand im Nikolai-Saal vor rund 700 Menschen statt.
Unter dem Motto „In Zeiten des Umbruchs“ diskutieren die beiden über „Risse und Spannungen in der Gesellschaft“. Zunächst räumt Juli Zeh ein, dass sie persönlich froh darüber sei, während dieser schwierigen Zeiten nicht den „beschissenen Job“ des Bundeskanzlers innezuhaben. Kurz darauf kommt sie dennoch zu ihren Kritikpunkten.
Bundeskanzler benutze „Kita-Sprech“
Vor allem die Sprachauswahl des Kanzlers sei problematisch – das sei „Kita-Sprech“, so Zeh. Es ginge nicht nur um Begriffe wie „Doppelwumms“ – darauf sei Scholz sogar stolz, wie er betont – sondern auch um die Haltung seiner Person in öffentlichen Reden, wie die „Zeit“ berichtet. Diese Haltung spiegele das herrschende Politikverständnis wider – und das werde zu gering eingeschätzt.
Demnach sage Scholz ständig, dass er sich um dieses und jenes kümmern wolle, er die Leute abholen und ihnen auf Augenhöhe begegnen wolle. Dabei fühlen sich viele Menschen – insbesondere auf dem Land – wie „Empfänger, Konsumenten, manchmal auch Opfer“, so die Bestseller-Autorin. Zeh betont, dass die Bürger nicht wie „verlorene Kinder“ behandelt werden wollen, „die von der Kita nicht allein nach Hause“ finden.
Scholz räumt Fehler ein
Ein weiterer Kritikpunkt der Autorin sei die pauschale Verurteilung des Kanzlers über bestimmte Gruppen. Er solle die Menschen nicht als Klimawandelleugner oder Querdenker bezeichnen. So einfach sei es häufig nicht. Für die Kritiken der Autorin gibt es starken Applaus aus dem Publikum.
Der „Zeit“ zufolge hört Scholz aufmerksam und nachdenklich zu. Später räumt er im Interview sogar einige „Fehler“ seiner Person und der Ampel-Koalition ein. Gleichzeitig lenkt er aber auch eine Teilschuld der herrschenden Unzufriedenheit auf die Medienberichterstattung. Diese seien zum Teil „verfälscht“ – das mache ihm Sorgen.
Im späteren Verlauf der Veranstaltung wurden auch Fragen aus dem Publikum gestellt. Eine Frau stand auf und meldete sich zu Wort. Ihr Anliegen waren die Rechtsextremisten in Potsdam, die Menschen mit Migrationshintergrund am liebsten aus dem Land haben wollen. Es ginge ihr um die Menschen, die „sich gerade zu Tode ängstigen“. Zwar gefalle ihr der „Kita-Sprech“ ebenfalls nicht, aber „AfD-Sprech“ zu übernehmen sei noch schlimmer. Der „Zeit“ zufolge ist es jedoch unklar, auf wen sie sich bezieht – gemeint sein könnte Scholz mit seiner Äußerung: „Im großen Stil abschieben“.