Frankfurt, New York Eine verlustreiche Börsenwoche hat für die US-Aktienmärkte erneut im Minus geendet. Der von den erwarteten Zinserhöhungen ausgehende Druck vor allem auf Tech-Aktien wurde am Freitag von Hiobsbotschaften des Streaming-Anbieters Netflix noch verstärkt. Der technologielastige Nasdaq 100 sackte um weitere 2,75 Prozent auf 14.438 Punkte auf den tiefsten Stand seit Anfang Oktober ab. Vom Rekordhoch im November hat der Index mittlerweile quick 14 Prozent eingebüßt.
Für den Nasdaq 100 battle es die verlustreichste Wochen seit März 2020. Aber auch für den Leitindex Dow ging es am Freitag mit minus 1,3 Prozent auf 34.265 Punkte deutlich abwärts. Der Wochenverlust summiert sich damit auf 4,6 Prozent. Der marktbreite S&P 500 büßte am Freitag 1,89 Prozent auf 4398 Punkte ein und fiel auf den niedrigsten Stand seit Mitte Oktober.
Netflix-Papiere rauschten am Freitag mehr als 21 Prozent nach unten. „Die Gewinner der Pandemie stehen unter Druck, und das wird wahrscheinlich so bleiben. Wenn alle bereits Netflix haben, ist es schwierig, das Abonnentenwachstum zu verbessern“, sagte Investmentstratege John Lynch vom Vermögensverwalter Comerica Wealth Administration. „Vielleicht waren die Erwartungen der Investoren etwas überzogen.“
Netflix rechnet nur mit 2,5 Millionen Neukunden von Januar bis März, was weniger als die Hälfte dessen ist, was sich Analysten erhofft hatten. Auch andere Aktien der US-Unterhaltungsbranche mussten Federn lassen. Der Schock um den Streaminganbieter sitzt tief und ist Wasser auf die Mühlen derer, die Tech-Aktien für überbewertet halten. Wegen Inflationssorgen werden die Branchenpapiere schon seit Wochen verkauft. „Steigende Zinsen und dann noch niedrigere Wachstumserwartungen“, kommentierte Marktbeobachter Jochen Stanzl vom Dealer CMC Markets. Seiner Ansicht nach könnte Netflix „symptomatisch sein für das, was dem Aktienmarkt in den kommenden Wochen und Monaten noch bevorsteht“.
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Netflix sandte mit dem enttäuschenden Ausblick auf die aktuellen Kundenzahlen Schockwellen besonders in die Streaming-Branche. Die Kursverluste anderer Anbieter wie Walt Disney, Amazon, ViacomCBS und FuboTV reichten von sechs bis mehr als neun Prozent.
In der kommenden Woche veröffentlichen die großen Tech-Werte wie Apple und Microsoft Zahlen. Einen ersten Hinweis, wie dies ausfallen könnten, könnte der Streaming-Marktführer mit seinen jüngsten Daten gegeben haben. Apple notierte bei Börsenschluss 1,27 Prozent im Minus, Microsoft 1,84 Prozent.
So bleiben Technologietitel angeschlagen. Im Vorfeld der Sitzung der US-Notenbank Fed, bei der Anleger eine Weichenstellung in Richtung Zinswende erwarten, reagierten die Anleger nervös, sagte Stratege Lynch. „Vielleicht bis Mitte nächster Woche, wenn wir vom Fed-Vorsitzenden Jerome Powell etwas Klarheit bekommen, kann ein Teil dieses Drucks auf die Aktien nachlassen, wenn sich die Anleger wohler fühlen.“
Wie nervös der Markt derzeit ist, zeigte auch der Kursverlauf von Peloton, einem Hersteller von Fitnessgeräten. Berichte über einen anstehenden Produktionsstopp ließ die Aktie am Donnerstag um 23 Prozent abstürzen, erst ein Dementi des Vorstandschefs sorgte nachbörslich wieder für ein Plus von neun Prozent. Am heutigen Freitag schloss das Papier mehr als 11 Prozent im Plus.
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Blick auf weitere Einzelwerte
Schlumberger: Die Aktie des Ölfelddienstleisters gibt in einem schwachen Marktumfeld 1,86 Prozent nach. Das Unternehmen übertraf die Schätzungen für das vierte Quartal sowohl beim Umsatz als auch beim Ergebnis. Schlumberger verdiente bereinigt 41 Cents professional Aktie und lag damit zwei Cents über den Schätzungen. Die höheren Ölpreise beflügelten die Nachfrage nach Bohrdienstleistungen.
Intel: Der Chip-Hersteller will 20 Milliarden Greenback in neue Produktionsanlagen außerhalb von Columbus, Ohio, investieren. Die Anlagen sollen intelligente Halbleiter produzieren. Die Aktie reagiert darauf mit mit einem Plus von 0,8 Prozent, dreht zum Börsenschluss jedoch leicht ins Minus.
Rio Tinto: Proteste von Umweltschützern haben ein milliardenschweres Projekt des Bergbaukonzerns zum Lithium-Abbau in Serbien zu Fall gebracht. Die Aktien des britisch-australischen Unternehmens setzten am Freitag ihre Talfahrt und gaben an der US-Börse bis zu 4,8 Prozent ab, nachdem die serbische Regierung am Donnerstagabend die Abbaulizenzen wegen Umweltbedenken widerrufen hatte. Rio Tinto hatte sich zum Ziel gesetzt, einer der führenden Produzenten von Lithium, einer Schlüsselkomponente in Batterien, zu werden.
Below Armour: Die Aktien des Sportbekleidungsherstellers stiegen um 1,4 Prozent. Die US-Financial institution Citi hatte die Aktie von „impartial“ auf „kaufen“ hochgestuft. Laut Citi geht Below Armour aus der Pandemie in Nordamerika in einer sehr starken Place hervor.
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