Jürgen Klopp hat sich in der Fußballwelt einen Namen gemacht. Wegen seiner Erfolge als Trainer – und seiner Art als Mensch.
Jürgen Klopp hat in seiner Trainerkarriere bisher sämtliche Erfolge feiern dürfen. Er wurde zweimal Deutscher Meister mit Borussia Dortmund, gewann mit dem BVB zudem den DFB-Pokal und zweimal den Supercup. Beim FC Liverpool setzte er dann seine Erfolgsserie fort.
Mit den „Reds“ wurde er englischer Supercup- und Ligapokalsieger. Zudem Pokalsieger, Uefa-Supercup-Sieger, Fifa-Klubweltmeister. Er erhielt zweimal die Auszeichnung zum Weltklubtrainer des Jahres. Er krönte seine Triumphe mit dem Champions-League-Sieg in der Saison 2018/19 und wurde eine Spielzeit später Englischer Meister. Doch bei all seinen Erfolgen ist Klopp immer am Boden geblieben. Seine Bescheidenheit und seine Emotionalität zeichnen ihn aus.
Klopp ist beliebt. Nicht nur bei den Fans von Mainz, dem BVB und Liverpool, sondern bei Fußball-Anhängern weltweit. Bayern-Trainer Thomas Tuchel erklärte das so: „Er hat es immer geschafft, den ganzen Verein bei all seinen Stationen auf unglaubliche Art und Weise zu beeinflussen.“ Auf menschliche Weise.
Klopp ist ehrlich
Wenn Klopp etwas nicht passt, dann sagt er es. Immer. Seine ehrliche Art ist bei Fußballfans beliebt. Als Liverpool beispielsweise im Februar 2023 in der Champions League gegen Real Madrid im Achtelfinal-Hinspiel 2:0 führte und am Ende doch noch 2:5 verlor, sagte Klopp anschließend in Bezug auf ein Aus in der Königsklasse: „Carlo Ancelotti (Trainer Real Madrid, Anm. d. Red.) denkt, dass es vorbei ist – und ich denke das im Moment auch.“
Von den Fans gab es jedoch keine Pfiffe oder Buh-Rufe. Es war kurz still, dann hallten wieder die Gesänge über die Tribünen. Und das, obwohl die englischen Medien von einer „katastrophalen“ und „peinlichen“ Leistung sprachen. Klopp wurde infrage gestellt. Das spätere Champions-League-Aus war zu diesem Zeitpunkt so gut wie besiegelt. Doch die Fans der „Reds“ wussten und wissen, was sie an Klopp haben.
„Ich bin glücklich in Liverpool“
Und Klopp betonte immer wieder: „Ich bin glücklich in Liverpool.“ Er sagte das nicht als Floskel, so wie andere Trainer die Städte ihrer Klubs loben und nach wenigen Monaten oder ein, zwei Jahren weiterziehen. Klopp meinte es so. Und zu viel Aufmerksamkeit ist ihm meist unangenehm.
Als die Fans an der Anfield Road im August des vergangenen Jahres für ihn den Song „I’m so glad, that Jürgen is a Red“ (zu Deutsch: „Ich bin so froh, dass Jürgen Klopp ein ‚Red‘ ist“) anstimmten, reagierte er genervt. Klopp gestikulierte den Anhängern wild zu, war verärgert und sagte: „Könnt ihr aufhören, den Scheiß zu singen?! Könnt ihr aufhören?“ Klopp wollte keine Lobeshymne auf sich, solange er den Sieg noch nicht sicher hatte.
Und er will nicht, dass seine Spieler verspottet werden. Darwin Núñez wechselte im Juli 2022 für eine Ablöse von 85 Millionen Euro zum FC Liverpool. Als die Fans wegen einer vergebenen Großchance an ihm zweifelten, sagte Klopp auf einer Pressekonferenz im Anschluss an das Spiel lediglich: „Das allgemeine Urteil über Núñez interessiert uns überhaupt nicht.“
„Einfach dort zu sitzen, wo du sitzt“
Dann fügte er an: „Für manche Leute ist es eine Art Spiel oder ein Witz, Situationen herauszufiltern, in denen ein Spieler etwas nicht gut gemacht hat. Er hat eine Chance verpasst und ich kann Ihnen versprechen, dass es nicht die letzte war.“ Wenn Kritik kam, bügelte Klopp diese ab. Egal, ob er im Zentrum davon stand oder einer seiner Profis.
Dann verfinsterte sich seine Miene und Klopp schlug mit Sätzen wie „Es ist wirklich einfach, dort zu sitzen, wo du sitzt, oder all die Leute, die uns beurteilen“ gegen Journalisten zurück. Klopp scheute sich in der Vergangenheit auch nicht, Fragen nicht zu beantworten. Er verweigerte Antworten, wenn er eine Frage als unmöglich empfand. Es ist diese Art gepaart mit Einblicken in die eigene Gefühlswelt, die eine Nähe zu den Fans ermöglicht hat.
Als Klopp kürzlich seinen Ehering bei einem Spiel verlor und ihn ein Kameramann anschließend fand, sagte Klopp trocken: „Das ist ja der, der mir die ganze Zeit mit der Steadicam hinterherrennt und ich mag die eigentlich nicht so, aber das ist mein Kumpel.“
Es sind Sätze wie solche, die ab Sommer an der Anfield Road fehlen werden und in Liverpool große Fußstapfen hinterlassen.