Arbeitsplatz Gefängnis Düsseldorf
JVA-Beamter spricht über Berufsalltag
Aktualisiert am 16.03.2025 – 14:20 UhrLesedauer: 4 Min.
Einen Menschen wegen seiner Straftaten einzuschließen – auch für Beamte im Justizvollzug oft erst mal herausfordernd. Der Beruf erfordert generell viel Fingerspitzengefühl. Ein Protokoll.
In einem Gefängnis prallen mitunter Welten aufeinander, denn dort kommen sehr unterschiedliche Menschen zusammen. Justizvollzugsbeamtinnen und –beamte müssen ihnen allen gerecht werden. Was im Alltag nicht immer einfach ist, wie Marcel El-Damen erzählt. Er arbeitet in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Düsseldorf, die in Ratingen (Kreis Mettmann) angesiedelt ist. Im Job-Protokoll erzählt er, was seine Tätigkeit als Justizvollzugsbeamter ausmacht:
Als Kind wollte ich Fußballprofi oder Pilot werden. Aber es kam anders. Nach dem Abitur studierte ich zunächst Architektur. Damals erzählte mir ein guter Freund, der in einer JVA arbeitete, immer wieder, wie toll und bereichernd er seinen Berufsalltag findet. Bei diesen Gesprächen sprang irgendwann der Funke über. Ich entschloss mich, mein Architektur-Studium, das mich nicht ausfüllte, aufzugeben und ebenfalls Justizvollzugsbeamter zu werden.
Die duale Ausbildung zum Justizvollzugsbeamten dauerte zwei Jahre. Ich besuchte für den theoretischen Teil der Ausbildung die Justizvollzugsschule des Landes Nordrhein-Westfalen. Dort standen Fächer wie etwa Psychologie, Konfliktbewältigung und Selbstverteidigung auf dem Stundenplan. Für den praktischen Teil hatte ich Stationen im Untersuchungshaftvollzug, im geschlossenen Erwachsenenvollzug, im offenen Vollzug und im Jugendvollzug.

Im Team mit meinen Kollegen betreue, beaufsichtige und versorge ich inhaftierte Männer in der JVA Düsseldorf. Wir arbeiten rund um die Uhr in drei Schichten, natürlich auch an Wochenenden und Feiertagen.
Wir machen Kontrollgänge in den Zellen, in Gemeinschaftsräumen und in den Arbeitsbereichen und überwachen, ob die Gefangenen Sicherheits- und Verhaltensvorschriften einhalten. Wir kümmern uns darum, dass die Gefangenen verantwortungsbewusst und friedlich zusammenleben.
Hierfür führen wir Gespräche mit den Inhaftierten. Wir hören jedem einzelnen zu und motivieren jeden dazu, das Vollzugsziel zu erreichen. Wichtig ist dabei, ein gesundes Verhältnis von Nähe und Distanz zu den Gefangenen aufzubauen und wirklich jeden gleich zu behandeln.
Gerade die menschliche Komponente – und dabei auch das gute Miteinander im Team – macht die Tätigkeit als Justizvollzugsbeamter so interessant. Ich hätte keine Lust auf einen Büro-Job, bei dem man den ganzen Tag nur Excel-Tabellen ausfüllt.

Daneben versorgen wir Justizvollzugsbeamte die Gefangenen mit Essen, Kleidung und sonstigen Gebrauchsgegenständen wie beispielsweise Zahnbürste und Seife. Wir initiieren Freizeitangebote wie etwa Skatrunden und beaufsichtigen Gefangenenbesuche. Diejenigen unter uns, die zusätzlich als Pflegefachmann oder Pflegefachfrau ausgebildet sind, unterstützen Anstaltsärztinnen und Anstaltsärzte bei der Versorgung von kranken Gefangenen.
Man muss erkennen können, wenn Gefangene Probleme haben, sie aber nicht äußern. Dann muss man angemessen reagieren. Das erfordert viel Fingerspitzengefühl.
Und natürlich sind sogenannte Sicherheitsstörungen echte Herausforderungen. Zum Beispiel, wenn jemand durchdreht, weil er nicht damit klarkommt, noch für Jahre eingesperrt zu sein. Dann müssen wir für eine Deeskalation sorgen, damit der Betroffene wieder zur Ruhe kommt und Mitgefangene nicht auch noch durchdrehen.
Ebenfalls herausfordernd sind körperliche Durchsuchungen bei Gefangenen. Dazu kommt es, wenn es einen begründeten Verdacht gibt, dass Inhaftierte unerlaubte Gegenstände wie etwa Messer, Drogen oder Kabel mit sich führen. Werden wir fündig, müssen wir Betroffene disziplinarrechtlich zur Rechenschaft ziehen. Oberster Grundsatz ist dabei, bei der Bestrafung verhältnismäßig zu bleiben. Über außerordentliche Vorkommnisse führen wir ein sogenanntes Sicherheitsbuch.