Dramatische Massenstrandung
„Sie sehen mich an und ich kann ihnen einfach nicht helfen“
Aktualisiert am 19.02.2025 – 04:36 UhrLesedauer: 3 Min.
An einer abgelegenen Bucht in Tasmanien sind über 150 Falsche Schwertwale gestrandet. Mehr als 90 der Delfine leben noch. Eine Anwohnerin schildert die prekäre Lage.
In einer abgelegenen Bucht in Australien sind über 150 Delfine gestrandet. Wie das Umweltministerium mitteilte, wurde eine Gruppe von 157 Delfinen nahe der schwer zugänglichen Arthur-River-Bucht im Westen Tasmaniens entdeckt. Bereits Dutzende dieser Delfine sind verendet. Am Mittwochmittag lebten noch etwa 90 Tiere. Rettungsteams befinden sich vor Ort, um die überlebenden Delfine zu untersuchen.
Den Angaben zufolge handelte sich bei den gestrandeten Delfinen um Falsche Schwertwale – eine große Delfinart, die ihren Namen der Ähnlichkeit mit Schwertwalen verdankt. Warum sie ausgerechnet an diesem abgelegenen Ort gestrandet sind, ist laut den Behörden ein Rätsel.
Brendon Clark, der für Wildtiere zuständige Beamte vor Ort, teilte mit, es sei das erste Mal seit 50 Jahren, dass Delfine in diesem Teil Tasmaniens angespült wurden. Weiter südlich im Macquarie Harbour in der Nähe von Strahan strandeten im Jahr 2020 rund 470 Grindwale und im Jahr 2022 strandeten weitere 200 der Tiere im selben Hafen.
Eine Anwohnerin, Jocelyn Flint, sprach am Mittwochmorgen mit dem australischen Sender ABC News. „Ich bin die einzige Person hier. Die meisten von ihnen leben noch“, sagte Flint. „Sie sehen mich an und ich kann ihnen einfach nicht helfen.“ Flint teilte mehrere Videos der leidenden Tiere auf ihrem Facebook-Account.
„Es gibt Babys, es gibt alles Mögliche. Es ist einfach nur schrecklich. Sie alle kämpfen“, so Flint. Ihr Sohn habe die Schwertwale beim Fischen entdeckt und sie gegen Mitternacht angerufen. Am frühen Morgen sei sie zum Strand zurückgekehrt. Sie sagte, die Tiere lägen am „Rand des Wassers“. „Wir hatten ein paar große Wellen, und alle kämpfen“, so Flint. „Ihre Augen sind offen, sie schauen mich an, als wollten sie sagen ‚Hilfe‘. Sie müssen von ihrem Elend erlöst werden. „
Angesichts des Gewichts der Meeressäuger sei es schwierig, sie wieder zurück ins Wasser zu bringen, erklärte Clark. Aufgrund der abgelegenen Lage des Gebiets sei es nicht möglich gewesen, die nötige Ausrüstung zur Rettung der Tiere rechtzeitig zu dem Ort zu transportieren.
„Der Versuch, die Tiere direkt wieder in die Brandung zu entlassen, wäre eine Herausforderung und würde natürlich enorme Sicherheitsrisiken für unser Personal und unsere Mitarbeiter bedeuten“, sagte Clark zu ABC News. Auch wie man nun mit den Kadavern umgehen werde, sei noch nicht entschieden. „Es kann sein, dass die Kadaver an Ort und Stelle verbleiben und der Natur ihren Lauf lassen.“
Falsche oder Kleine Schwertwale sind Verwandte des Schwertwals, der auch als Orca oder Killerwal bekannt ist. Beide Tierarten gehören zur Familie der Delfine, wobei die falschen Schwertwale mit einer Maximallänge von etwa sechs Metern deutlich kleiner als Orcas sind. Sie ernähren sich vorwiegend von Fischen und Tintenfischen, während ihr größerer Verwandter auch Säugetiere wie Robben angreift.
Kleine Schwertwale sind in tropischen und mäßig warmen Meeren der Welt anzutreffen. Da sie überwiegend auf hoher See vorkommen, sind sie schwer zu erforschen, die globale Population wird aber nicht als bedroht eingeschätzt. Sie gelten als äußerst soziale Meeressäuger, die meist in größeren Gruppen unterwegs sind.