Mal sind die Cholesterinwerte zu hoch, dann wieder im grünen Bereich. Was erst einmal nicht ganz so kritisch klingt, könnte besonders ungünstig für das Gehirn sein.
Ein hoher Cholesterinspiegel gilt als Risikofaktor für Demenz. Nun deutet eine neue Studie darauf hin, dass die Schwankungen der Cholesterinwerte noch aussagekräftiger für das Demenzrisiko sein könnten als deren Durchschnittswerte. Die Ergebnisse der Studie sind kürzlich im Fachjournal „Neurology“ erschienen.
Die Wissenschaftler der Monash University in Melbourne analysierten die Blutfettwerte von fast 10.000 Probanden. Konkret bestimmten die Forschenden das Gesamtcholesterin, das LDL-Cholesterin, das HDL-Cholesterin und die Triglyzeride der Teilnehmer zu Studienbeginn und in den Jahren eins, zwei und drei. Anschließend beobachteten sie die Probanden über einen Zeitraum von bis zu elf Jahren.
Eingeschlossen wurden nur Personen, die keine lipidsenkenden Medikamente einnahmen. Bei den Probanden handelte es sich um ältere Menschen (69 Jahre und älter) aus Australien und den USA.
Das Ergebnis der Studie: Die Messwerte der Blutfettwerte schwankten bei einigen Probanden teils erheblich. Und hohe Schwankungen beim Gesamtcholesterin und LDL-Cholesterin standen in Verbindung mit einem erhöhten Demenzrisiko.
So hatten Personen mit den höchsten Schwankungen beim Gesamtcholesterin ein um 60 Prozent höheres Demenzrisiko als jene mit den geringsten Schwankungen dieses Blutfettwerts. Für das LDL-Cholesterin wuchs das Risiko durch die Schwankungen um 48 Prozent. Und: Je stärker diese Cholesterinwerte schwankten, umso schneller nahmen bestimmte Gedächtnisleistungen ab, etwa wie schnell eine Person Veränderungen in der Umgebung erkennt und darauf reagiert.
Wenn Probanden hingegen zu Schwankungen im HDL-Cholesterin neigten, hatte das keine Auswirkung auf das Demenzrisiko. Bei unregelmäßigen Triglyzerid-Konzentrationen konnte lediglich ein leichter Einfluss auf das Gedächtnis festgestellt werden.
Interessanterweise spielten die absoluten Cholesterinwerte eine untergeordnete Rolle. Weder der Durchschnittswert noch dessen langfristige Entwicklung (steigend oder fallend) hatten einen so großen Einfluss auf das Demenzrisiko.
Die Forschenden vermuten, dass wiederholte Cholesterinschwankungen die Hirngefäße beeinträchtigen, etwa indem sie Entzündungen im Gehirn auslösen, die neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz begünstigen. Möglich sei auch, dass das Gehirn durch Cholesterin-Ablagerungen im Zuge der Atherosklerose geschädigt wird. Denn durch die Verengung der Blutgefäße gelangen Sauerstoff und Nährstoffe nicht mehr so gut ins Gehirn. Das verursacht letztlich generelle neuronale Schäden.
Diese Erkenntnisse könnten die Art und Weise, wie das Demenzrisiko bewertet wird, verändern. Statt auf einmalige oder durchschnittliche Cholesterinwerte zu setzen, könnte eine längerfristige Beobachtung der Schwankungen neue diagnostische Ansätze bieten. Weitere Forschung ist nötig, um die genauen Mechanismen zu verstehen und mögliche therapeutische Maßnahmen abzuleiten.