Die Ergebnisse einer Untersuchung der Kommission ergaben, dass China importierte Medizinprodukte bei der Vergabe öffentlicher Aufträge systematisch diskriminiert hat. Die EU erwägt nun Gegenmaßnahmen.
Die Europäische Kommission hat laut einem heute von der Exekutive veröffentlichten Bericht „eindeutige Beweise“ dafür vorgelegt, dass China den Zugang von EU-Herstellern medizinischer Geräte zu seinen Regierungsaufträgen ungerechtfertigt einschränkt.
Die Ergebnisse markieren den Abschluss der allerersten Untersuchung im Rahmen des neuen International Procurement Instrument (IPI), das im August 2022 in Kraft trat, um EU-Unternehmen, die sich um Aufträge außerhalb der Union bewerben, gleiche Chancen zu gewährleisten.
In einer Erklärung betonte Handelskommissar Maroš Šefčovič das Engagement der EU für die Aufrechterhaltung offener, fairer und für beide Seiten vorteilhafter Handelsbeziehungen mit China, auch im öffentlichen Beschaffungswesen.
„Allerdings muss Offenheit auf Gegenseitigkeit beruhen“, fuhr er fort und sagte, dass EU-Regierungsaufträge zwar auch für Nicht-EU-Unternehmen zugänglich seien, europäische Firmen im Ausland jedoch eine ähnliche Behandlung verdienten.
Belgien, Frankreich, Deutschland, Irland, Italien und die Niederlande gehören zu den Spitzenreitern der Welt führend Exporteure von medizinischen Geräten, von denen einige von High-Tech-Röntgengeräten und Herzschrittmachern bis hin zu alltäglichen Kontaktlinsen und Heftpflastern reichen.
„Buy China“-Politik auf dem Prüfstand
Die Untersuchung konzentrierte sich auf Chinas staatliches Beschaffungsrecht, das die sogenannte „Buy China“-Politik durchsetzt, die staatliche Stellen dazu verpflichtet, mit wenigen Ausnahmen inländischen Waren, Dienstleistungen und Projekten Vorrang zu geben.
Dabei geht es um komplexe Zertifizierungsprozesse, intransparente Genehmigungssysteme, Klauseln zum Ausschluss ausländischer Unternehmen unter Berufung auf „nationale Interessen“ und Preisforderungen, die ausländische Hersteller nicht erfüllen können, heißt es in dem Bericht.
Der Bericht zitierte die Strategie „Made in China 2025“, die ehrgeizige Ziele für Krankenhäuser festlegt, um im Inland hergestellte medizinische Geräte der mittleren bis oberen Preisklasse zu beschaffen. Ziel war es, dass solche Geräte bis 2020 50 % und bis 2025 70 % der Krankenhauskäufe ausmachen.
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigten zunehmende Hindernisse für in der EU hergestellte Medizinprodukte auf dem chinesischen Beschaffungsmarkt. In der Provinz Guangdong beispielsweise sank die Zahl der „zugelassenen“ importierten Medizinprodukte von 132 im Jahr 2019 auf nur noch 46 im Jahr 2021.
Andere Provinzbehörden hätten ausdrücklich vom Kauf importierter Geräte abgeraten und stattdessen inländische Alternativen bevorzugt, heißt es in dem Bericht. Eine Analyse von mehr als 380.000 Beschaffungsausschreibungen, die von Januar 2017 bis Mai 2024 durchgeführt wurden, ergab, dass 87 % explizite oder implizite Beschränkungen für ausländische Medizinprodukte enthielten.
Gegenmaßnahmen bewerten
Die EU prüft derzeit, welche Gegenmaßnahmen erforderlich sein könnten, um in diesem Bereich gleiche Wettbewerbsbedingungen zwischen der EU und China wiederherzustellen.
China bleibt ein wichtiger Handelspartner für die europäische Medizintechnikindustrie. Nach Angaben von Medtech Europe, dem Handelsverband, der die europäische Medizintechnikbranche vertritt, entfielen im Jahr 2022 11 % der Exportziele der Branche auf das Land.
Die EU betonte jedoch, wie wichtig es sei, ausgewogene und faire Handelspraktiken mit China sicherzustellen. „Die EU ist entschlossen, mit China konstruktiv zusammenzuarbeiten, um das Problem zu lösen, aber ohne eine akzeptable Lösung werden wir alle Optionen prüfen“, sagte ein Sprecher der Kommission.
Zu den möglichen Maßnahmen, die in Betracht gezogen werden, gehören die Beschränkung oder der Ausschluss chinesischer Firmen von der Teilnahme an EU-Regierungsaufträgen, die Einführung von Beschränkungen für Ausschreibungen, die bestimmte Schwellenwerte überschreiten, oder die Anpassung von Bewertungskriterien, um die Wettbewerbsfähigkeit chinesischer Bieter zu verringern.