Polizei veröffentlicht Fahrtroute
Anders als angenommen: Neue Details zu Magdeburg-Fahrt
Aktualisiert am 27.12.2024 – 13:17 UhrLesedauer: 2 Min.
Nach der tödlichen Fahrt in Magdeburg rückt das Sicherheitskonzept in den Fokus der Kritik. Neue Details zur Fahrtroute werfen Fragen auf.
Knapp eine Woche nach der tödlichen Fahrt auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg hat die Polizei neue Einzelheiten zur Tat bekannt gegeben. Laut einer Mitteilung der Polizeiinspektion Magdeburg habe der Täter die Sicherheitsvorkehrungen umgangen, indem er mit seinem Fahrzeug über einen Gehweg auf den Alten Markt gelangte. Dort beschleunigte er etwa 250 Meter durch eine Gasse mit Marktbuden.
Mit der Veröffentlichung der genauen Fahrtroute wolle die Polizei „immer noch im Umlauf befindlichen falschen Darstellungen“ entgegentreten. So sei der Wagen nicht über die Straßenbahnschienen in den Fußgängerbereich gefahren, wie zuvor angenommen, sondern zwischen einer Fußgängerampel und einer Betonblocksperre hindurch.
Gegen die Stadt Magdeburg und die örtliche Polizei wurden inzwischen Strafanzeigen eingereicht, die mögliche Fehler im Sicherheitskonzept thematisieren, wie „Süddeutsche Zeitung“, ZDF und Evangelischer Pressedienst berichteten. „Es wird aufgearbeitet, ob diese Maßnahmen vom Veranstalter umgesetzt worden sind und wenn nicht, warum nicht. Gleiches gilt für die polizeiliche Einsatzkonzeption“, sagte eine Sprecherin des Innenministeriums.
In den Anzeigen wird der Polizei vorgeworfen, nicht alle Zufahrten zum Weihnachtsmarkt ausreichend gesichert zu haben. Ein Polizeifahrzeug soll sich Medienberichten zufolge nicht an dem vorgesehenen Standort befunden haben. Dies habe das Innenministerium von Sachsen-Anhalt bestätigt und darauf hingewiesen, dass die Gründe dafür noch untersucht werden, heißt es. Nach dem jetzigen Stand der Aufarbeitung befand sich ein Fahrzeug in der Parkbucht für Taxen in der Ernst-Reuter-Allee und damit nicht an dem vorgesehenen Standort. „Warum dies so war, ist Gegenstand der weiteren Aufarbeitung“, so eine Sprecherin des Innenministeriums.
Bei den Ermittlungen geht es nun um viele Details. „Der Abstand zwischen Fußgängerampel und Betonblocksperre betrug zu beiden Seiten der Fußgängerampel jeweils rund 6 Meter“, teilte das Innenministerium mit. «Es muss nun aufgearbeitet werden, ob das Sicherheitskonzept des Veranstalters des Weihnachtsmarkts so große Lücken in den Betonblocksperren an Fußgängerübergängen vorgesehen hat.
Zudem gehe es darum, wieso Flucht- und Rettungswege – entgegen dem Sicherheitskonzept des Veranstalters – nicht mit Stahlketten gesichert gewesen seien. „Solche Stahlketten sollten Betonblocksperren auf größere Entfernung verbinden. Sie sollten das flexible Öffnen für Durchfahrten von Rettungskräften und Feuerwehr ermöglichen“, so das Innenministerium.
Zudem wird kritisiert, dass die beteiligten Institutionen, darunter Polizei und Weihnachtsmarktbetreiber, nur zögerlich oder unvollständig zur Aufarbeitung der Vorwürfe beitragen.
Der 50-jährige Taleb al-Abdulmohsen hatte mit seiner Fahrt fünf Menschen getötet und mehr als 200 verletzt. Die Polizei hatte den Täter nach wenigen Minuten festgenommen. Der Mann, der in sozialen Netzwerken durch islamkritische und rechtspopulistische Äußerungen aufgefallen war, sitzt seitdem in Untersuchungshaft.