Auto rast in Weihnachtsmarkt
Anschlag in Magdeburg: vier Tote, 41 Schwerverletzte
Aktualisiert am 21.12.2024Lesedauer: 3 Min.
Vier Tage vor Heiligabend ist ein Mann auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg mit einem Auto in die Menschenmenge gerast. Es gibt zahlreiche Opfer, der Mann wurde festgenommen.
Die Zahl der Todesopfer des Anschlages ist am Samstag auf vier angestiegen. Das melden WDR, NDR und die „Bild“ unter Berufung auf Sicherheitskreise. Direkt nach dem Anschlag war von zwei Toten die Rede gewesen, einem Erwachsenen und einem Kind, wie Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff bestätigte.
Auch die Zahl der am Freitagabend Verletzten wurde nun nach oben korrigiert und liegt laut „Bild“ bei 205. Davon seien 41 schwerstverletzt. Insgesamt würden 86 Menschen mit schweren Verletzungen in Krankenhäusern in der Umgebung behandelt, hieß es. 78 Menschen seien leicht verletzt worden. Weitere Tote könnten nicht ausgeschlossen werden. „Es ist eine furchtbare Tragödie“, sagte Haseloff.
Eine Polizeisprecherin wollte den Bericht auf AFP-Anfrage zunächst nicht bestätigen. Sobald valide Zahlen vorlägen, werde sich die Polizei schriftlich erklären. Offiziell bestätigt sind bislang zwei Tote und gut 60 Verletzte.
Bei dem festgenommenen Verdächtigen handele es sich um einen Arzt, der in Bernburg lebe und arbeite. Er sei nach bisherigen Erkenntnissen ein Einzeltäter und als Islamkritiker in den sozialen Medien aufgefallen. „Nach jetzigem Stand ist es ein Einzeltäter, sodass auch für die Stadt nach jetzigem Ermessen keine weitere Gefahr ausgeht, weil wir ihn festnehmen konnten und jetzt alle Untersuchungen laufen.“ Was bislang über den mutmaßlichen Täter bekannt ist, lesen Sie hier.
Festgenommener lebt seit 2006 in Deutschland
Landesinnenministerin Tamara Zieschang sagte, der Mann stamme aus Saudi-Arabien, er sei 2006 erstmals nach Deutschland gekommen und habe einen unbefristeten Aufenthaltstitel. Der Täter ist laut Haseloff mit einem Mietwagen in die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt gerast.
Nach Informationen von „Welt“ wurde auf dem Beifahrersitz ein Gepäckstück gefunden. Erste Untersuchungen zeigten aber, dass es sich nicht um einen Sprengsatz gehandelt hat.
- Anschlag in Magdeburg: Alle Entwicklungen im Newsblog
Es sei „eine furchtbare Tragödie“, sagte Haseloff. „Das ist eine Katastrophe für die Stadt Magdeburg und für das Land und auch generell für Deutschland.“ Gerade im Zusammenhang mit Weihnachten sei dies „eines der schlimmsten Dinge, die man sich nur vorstellen kann“.
Der Täter wurde dem Regierungschef zufolge von der Polizei verhört. Er arbeitet demnach als Arzt in Bernburg. Er habe angesichts der Schwere des Anschlags auch Signale, dass der Generalbundesanwalt tätig werden könnte, sagte Haseloff.
Embed
Auf der Internetplattform X kursieren mehrere Videos zu dem Vorfall. Zu sehen ist ein Auto, das in hoher Geschwindigkeit durch eine Gasse zwischen Marktständen fährt und dabei zahlreiche Menschen trifft.
Eine Augenzeugin berichtete der „Mitteldeutschen Zeitung“, dass der Täter in den Märchenbereich des Weihnachtsmarktes gefahren sei, in dem viele Familien unterwegs gewesen seien. Sie selbst habe mit ihrem Kind gerade noch zur Seite springen können. Ein Gastronom berichtet, dass der Täter direkt an seinem Burger-Stand vorbeigerast sei. Der Mann sprach von „kriegsähnlichen Zuständen“.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeigte sich entsetzt. „Die Vorfreude auf ein friedliches Weihnachtsfest wurde durch die Meldungen aus Magdeburg jäh unterbrochen“, erklärte er. Kanzler Olaf Scholz (SPD) sagte, seine Gedanken seien bei den Opfern und ihren Angehörigen. Er dankte „den engagierten Rettungskräften in diesen bangen Stunden“. Ähnlich äußerten sich zahlreiche weitere Politikerinnen und Politiker.
Haseloff kündigte für Samstag einen Besuch von Bundeskanzler Scholz in Magdeburg an. Dabei gehe es voraussichtlich nicht nur um gemeinsames Trauern, sondern auch darum, „Maßnahmen zu besprechen, die notwendig sind“.
Die Polizei sucht Hinweise, Fotos und Videos rund um den tödlichen Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt. Zeugen könnten diese im Hinweisportal der Polizei Sachsen-Anhalt hochladen, informierte die Polizeiinspektion Magdeburg. Zudem wurde ein Bürgertelefon geschaltet. Das sei unter der Nummer 0391/5461690 zu erreichen, hieß es.
In einer vorherigen Version des Artikels wurde von elf Toten berichtet. Diese Zahl bezog sich auf mehrere Medien sowie Augenzeugen vor Ort. Da die Behörden sie nicht bestätigten, wurde sie aus dem Artikel entfernt.