Seit 22 Jahren ist sie in Entwicklung, nun hat erstmals ein deutscher Eurofighter eine „Meteor“-Rakete verschossen. Das Geschoss hat gleich mehrere Besonderheiten.
Die Bundeswehr feiert sie als „echten Zugewinn“ für den Eurofighter und als „Musterbeispiel erfolgreicher multinationaler Zusammenarbeit“: Nach rund 22 Jahren Entwicklung hat die Luftwaffe laut eigenen Angaben erstmals die neue Rakete „Meteor“ zu Testzwecken verschossen. Der Test fand im schottischen Lossiemouth statt. Wann genau die Rakete abgefeuert wurde, gab die Bundeswehr jedoch nicht an.
Der „Meteor“ ist eine Luft-Luft-Rakete des europäischen Herstellers MBDA. Der Lenkflugkörper wird von Kampfjets zur Bekämpfung feindlicher Ziele in der Luft, meist andere Kampfflugzeuge, eingesetzt. Der „Meteor“ hat dabei gleich zwei Besonderheiten: seine hohe Einsatzreichweite von laut Bundeswehr-Angaben bis zu 200 Kilometern und seinen Staustrahlantrieb.
Dieser Antrieb ermöglicht es, dass die Rakete auf einer relativ flachen Flugbahn fliegen und dabei ihre Höchstgeschwindigkeit halten kann. Außerdem ist die Rakete so manövrierfähiger, kann beschleunigen und auch wieder steigen, falls dies nötig ist. Der „Meteor“ soll laut Herstellerangaben mit mehr als vierfacher Schallgeschwindigkeit fliegen.
Andere Luft-Luft-Flugkörper wie der deutsche Iris-T oder die US-Rakete AIM-120 fliegen mit Feststoffantrieb. Die Raketen werden also nur in der Startphase mit einem Motor angetrieben und gleiten dann auf einer semiballistischen Flugbahn. Ausweichmanöver verringern dabei die Geschwindigkeit der Rakete und damit auch die Trefferquote. Der Staustrahlantrieb des „Meteors“ hat hingegen den Nachteil, dass die Rakete mindestens bei Schallgeschwindigkeit abgefeuert werden muss.
Die hohe Reichweite von bis zu 200 Kilometern ermöglicht es der Luftwaffe künftig, feindliche Ziele bereits zu bekämpfen, wenn sie nicht einmal in Sichtweite sind. Die Raketen werden nach dem Prinzip „fire-and-forget“ (abfeuern und vergessen) verschossen. Der Kampfjet, von dem der „Meteor“ gestartet wird, kann also direkt danach abdrehen und möglicherweise anfliegenden feindlichen Raketen ausweichen. Die Navigation erfolgt ähnlich wie beim Marschflugkörper „Taurus“ per Trägheitsnavigationssystem.
Der erste Testabschuss mit einem Eurofighter der Luftwaffe erfolgte laut Bundeswehrangaben in Schottland, weil man dort den Atlantik „direkt vor der Haustür“ habe. Der Abschuss einer Rakete mit solch hoher Reichweite wäre über Deutschland nicht möglich gewesen.
Die rund 180 Kilogramm schwere Rakete fliegt mit aktiver Zielsuchlenkung weitgehend autonom, das Ziel kann jedoch auch nachträglich verändert werden. Diese Aufgabe kann sogar von anderen Kampfjets oder AWACS-Aufklärungsflugzeugen übernommen werden. Auch das ist eine Besonderheit des „Meteors“.
MBDA entwickelte die Rakete vorrangig für den Einsatz mit dem Eurofighter, allerdings kann der Flugkörper auch an französische Rafale- oder schwedische Gripen-Jets montiert werden. Möglich ist wohl auch ein Einsatz mit F35-Kampfjets aus US-Produktion, die die Bundeswehr anschaffen will. Den ersten Testschuss absolvierte der Lenkflugkörper 2006.
Die Luftwaffe hat die ersten 150 „Meteor“-Raketen zwischen 2016 und 2018 erhalten. 2019 beschloss der Bundestag die Beschaffung weiterer 100 Raketen für insgesamt 185 Millionen Euro. Mitte November gab der Haushaltsausschuss zudem die Beschaffung weiterer „Meteor“-Raketen inklusive Zubehör für insgesamt 521 Millionen Euro frei. Die genaue Anzahl wurde nicht angegeben, das Fachportal „Europäische Sicherheit & Technik“ schätzt sie jedoch auf rund 270 Raketen.
Die Entwicklung der Rakete erfolgte ab 2002 unter Zusammenarbeit von Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien und Schweden. Dass nun erstmals ein „Meteor“ mit einem deutschen Eurofighter verschossen wurde, bezeichnet die Bundeswehr als „wichtigen Meilenstein“ für das Waffensystem.