Europa zeichnet sich durch Innovationen im Bereich Meerestechnologie aus, hat jedoch Probleme mit der Risikofinanzierung. Eine EU-Initiative will das ändern, indem sie Start-ups hilft, das Vertrauen von Investoren zu gewinnen – vom Unterwasser-WLAN in Italien bis zu den Fischfarmen in Portugal.
In ganz Europa beschreiten Blue-Tech-Startups neue Wege in der Meerestechnologie und stellen sich einigen der dringendsten Herausforderungen – von erneuerbaren Energien und blauer Biotechnologie bis hin zu modernster Hafenlogistik und Aquakultur. Mit der Unterstützung von Initiativen der Europäischen Union wie BlueInvest sichern sich viele dieser Innovatoren die für die Expansion erforderlichen Mittel.
Eintauchen in die Zukunft: WSense und das „Internet der Unterwasserdinge“
Im Meeresschutzgebiet Secche della Meloria vor Livorno, Italien, testen Forscher neuartige Unterwasserkommunikationswerkzeuge mithilfe von Unterwasser-WLAN. Mit speziell angepassten Smart-Tablets konnten zwei Meeresbiologen beim Tauchen drahtlos in Kontakt bleiben.
Der Unterschied zwischen Unterwasser-WLAN und landgestütztem WLAN besteht darin, dass herkömmliches WLAN auf hochfrequenten Funkwellen basiert, die sich unter Wasser nicht weit ausbreiten können, insbesondere im Salzwasser. Unterwasser-WLAN hingegen nutzt Schallwellen, da sich der Schall weiter durch das Wasser ausbreitet. Dies ermöglicht es Forschern, über viel größere Entfernungen zu kommunizieren, ähnlich wie viele Meerestiere wie Delfine und Wale kommunizieren.
Die vom in Rom ansässigen Unternehmen WSense entwickelte Technologie ermöglicht es Tauchern, Nachrichten zu senden, ihren Standort in Echtzeit zu verfolgen und geolokalisierte Daten zu sammeln, wodurch Meeresforschungstauchgänge sicherer und effizienter werden.
Die Innovationen von WSense haben weitreichendes Potenzial, von der Erhaltung der Meeresumwelt und des Kulturerbes bis hin zur Überwachung von Aquakulturen und Offshore-Energieanlagen. Der Erfolg des Unternehmens wurde durch BlueInvest verstärkt, ein EU-Programm, das meeresorientierte Startups mit Investoren verbindet. Der Gewinn des BlueInvest-Preises in der Kategorie „Meeresbeobachtung“ rückte WSense ins Rampenlicht und zog ein vielfältiges Netzwerk europäischer Investoren an, sagt Chiara Petrioli, Gründerin und CEO von WSense: „Es ist eine echte europäische Dimension, die uns stärker macht und es uns ermöglicht, den Ehrgeiz zu haben.“ Wir werden weltweit expandieren und die Revolution des Internets der Unterwasserdinge mit uns bringen.“
Nachhaltige Binnenaquakultur: Aquaponics Iberias „Fish n‘ Greens“-Vision
In Torres Vedras, Portugal, hat Aquaponics Iberia ein symbiotisches System entwickelt, in dem Fische und Pflanzen mithilfe von Aquaponik zusammenwachsen – einer Kombination aus Binnenaquakultur und Hydroponik, dem Prozess des Pflanzenanbaus ohne Erde. Fischabfälle ernähren die Pflanzen, die wiederum das Wasser für die Fische reinigen. Nach Angaben des Unternehmens verbraucht dieses System 95 % weniger Wasser als die herkömmliche Binnenfischzucht und könnte die Branche revolutionieren.
Das Startup, das australischen Barsch züchtet – einen nachhaltigen „vegetarischen Fisch“ mit hohem Omega-3-Gehalt – sucht nach Finanzmitteln, um ein modulares „Fish n‘ Greens“-Konzept für städtische Umgebungen zu entwickeln. Laut João Cotter, CEO von Aquaponics Iberia, können diese Hubs an verschiedene Räume angepasst und in europäischen Städten repliziert werden, um Einzelhändler, Restaurants und Schulkantinen mit lokalen frischen Lebensmitteln zu versorgen und Führungen für Schulgruppen zu organisieren.
BlueInvest hat eine entscheidende Rolle beim Wachstum des Unternehmens gespielt und dabei geholfen, seinen Geschäftsplan zu verfeinern und mit potenziellen Investoren in Kontakt zu treten.
Die nächste Generation inspirieren
Das nachhaltige und pflegeleichte Kreislaufsystem ist nicht nur ein Alleinstellungsmerkmal, sondern hat auch einen Bildungsauftrag. Die Fonseca Benevides Secondary School in Lissabon hat sich dem Bildungsprojekt des Startups angeschlossen. Die dortigen Studenten verwalten ihr eigenes Aquaponiksystem und lernen durch praktische Erfahrungen Biologie, Chemie und Mathematik.
„Es hat mich schockiert, wie nachhaltig es ist, wenn Pflanzen und Fische zusammenarbeiten, um sich gegenseitig zu unterstützen“, sagt Studentin Leonor Brás. Das Programm, das traditionelle Gartenbaumethoden ergänzt, hilft den Studierenden, das Potenzial nachhaltiger Lebensmittelsysteme zu verstehen.
Von Unterwasser-Kommunikationsnetzwerken bis hin zu zirkulären Fischzuchtsystemen: Europas Meeres-Startups leisten Pionierarbeit für vielversprechende neue Lösungen – und Programme wie BlueInvest können ihnen dabei helfen, zu wachsen und zu gedeihen.
Video-Editor • Jean-Christophe Marcaud