Joanna Peprah ist die treibende Kraft in der Lokalgruppe Köln der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD). Unter anderem sorgte sie dafür, dass Köln das „N-Wort“ offiziell ächtete.
Noch immer sind schwarze Menschen in Deutschland Rassismus ausgesetzt. „Laut der Studie ‚Afrozensus‘ erleben Schwarze und afro-diasporische Menschen Rassismus auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt sowie im Gesundheitswesen“, erklärt Joanna Peprah. Seit 2012 ist Peprah Mitglied bei der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland e.V. (ISD) und hat sich über die Jahre hinweg als Sprecherin der Lokalgruppe Köln sowie als Beirätin des Vereins einen Namen gemacht.
Die ISD setzt sich seit mehr als 30 Jahren kontinuierlich gegen Rassismus ein. Joanna Peprah betreut und berät im Rahmen ihrer Tätigkeit von Rassismus betroffene Menschen und vermittelt rassismuskritische Therapeuten und Anlaufstellen. Seit 2021 ist sie außerdem Sprecherin von „Köln stellt sich quer“ (KSSQ). Im Jahr 2022 wurde sie in das Expertengremium „(Post)koloniales Erbe Kölns“ berufen und hat im Juli 2023 den ersten „Black-owned Pop-up Market“ in Nordrhein-Westfalen mit organisiert. Dort stellten sich schwarze und afro-diasporische Unternehmer, Experten und Künstler vor und präsentierten ihre Produkte, Dienstleistungen und Talente. Neben ihrem ehrenamtlichen Engagement ist sie als Physiotherapeutin tätig und zudem zweifache Mutter.
Peprah bietet in speziellen Workshops geschützte Räume für den Austausch von Betroffenen untereinander und stärkt so die schwarze Community in Deutschland. „Es gab kein direktes Gehör für afro-diasporische Anliegen und es mangelte an speziellen Angeboten. Es motiviert mich zu sehen, wie sehr sich andere Menschen über unsere Angebote freuen“, erzählt Peprah.
„Rechte Gesinnung erkennt man nicht an Kleidungsstücken“
Peprah ist in Köln aufgewachsen und wurde durch ihre eigene Lebensgeschichte motiviert, sich mit der Geschichte schwarzer Menschen zu beschäftigen und sich aktiv gegen Rassismus einzusetzen. Sie erzählt: „Als Kind habe ich mich oft gefragt, seit wann schwarze Menschen hier in Deutschland leben und wie die Hintergründe sind. So bin ich auf die ISD aufmerksam geworden.“
Unterstützung erfährt sie auch von der Stadt Köln. „Als ich angefangen habe, gab es kaum Interesse seitens der Allgemeinheit. Nach den ‚Black-Lives-Matter‘-Demonstrationen kam es zu einer deutlichen Sichtbarmachung der Bedürfnisse in Köln.“ Peprah betont jedoch, dass es noch viel zu tun gibt und beobachtet, dass Rassismus sich verändert hat und sich oft hinter anderen Themen tarnt. „Rechte Gesinnung erkennt man nicht an Kleidungsstücken. Dafür steckt aber in vielen – unbewussten und bewussten – Aussagen Alltagsrassismus sowie systemischer Rassismus.“
Im Februar findet der „Black History Month“ statt. In diesem Monat werden die Errungenschaften schwarzer Menschen sichtbar gemacht und gewürdigt. „Dabei gibt es viele Veranstaltungen, die vom Amt für Integration und Vielfalt und dem Afrika Filmfest gefördert werden“, erklärt die gebürtige Kölnerin.
Köln ächtete als erste Stadt offiziell das „N-Wort“
Peprah war zudem an der Gründung der Initiative „N-Wort stoppen“ beteiligt, die sich 2020 dafür einsetzte, dass Köln als erste Stadt in Deutschland das „N-Wort“ offiziell ächtete. „Demonstrationen in Köln gegen das N-Wort haben dazu geführt, dass die Stadt das Wort als rassistisch eingestuft hat. Nachhaltige Veränderungen können in der Gesellschaft oft nur von oben nach unten erreicht werden“, sagt Peprah. Die Ächtung bezeichnet sie als den bisher größten Erfolg ihrer ehrenamtlichen Zeit.
Peprah glaubt, dass wir der nächsten Generation eine Welt, „angerichtet mit Diskriminierung“ hinterlassen werden. Sie wünscht sich: „Es wäre schön, wenn wir ein Antirassismus-Bewusstsein in der Bevölkerung erreichen könnten, wenn sich mehr Menschen mit dem Thema Antirassismus und den Errungenschaften Afrikas beschäftigen würden.“