Für die Staatsanwaltschaft ist das Motiv klar: Laut Anklage hatte die 31-jährige Enkelin es auf das Vermögen ihrer Oma abgesehen.
Eine 31 Jahre alte Frau aus Essen muss sich seit Montag wegen Mordversuchs vor Gericht verantworten. Sie soll ihrer Großmutter im März und im Juli 2023 zwei Getränke verabreicht haben, die mit einer hohen Dosis an Beruhigungsmitteln versetzt gewesen seien. Laut Anklage hatte es die 31-Jährige auf das Vermögen ihrer Großmutter und ein mögliches Erbe abgesehen haben.
Zum Prozessauftakt am Essener Schwurgericht hat die Angeklagte einen versuchten Mord allerdings bestritten. Sie habe nur gewollt, dass ihre Oma „ein bisschen schlafe“, um sie dann zu bestehlen. Die Angeklagte war nach eigenen Angaben unter Druck geraten, weil sie unter den Namen ihrer Familienangehörigen Waren im Internet bestellt und Handyverträge abgeschlossen hatte, die anschließend nicht bezahlt wurden. Wegen ähnlicher Vorwürfe saß die 31-Jährige sogar schon im Gefängnis.
Enkelin erbeutete Bargeld und Schmuck
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Angeklagte, eine dreifache Mutter, der 79-Jährigen bereits im März des vergangenen Jahres erstmals eine Überdosis Beruhigungsmittel in ein Getränk gemischt hatte. Damals soll es sich um heißen Kakao gehandelt haben.
Auch daraufhin war die Seniorin ins Krankenhaus gekommen. Den Klinikaufenthalt hatte die Angeklagte nach eigenen Angaben dazu genutzt, den Tresor ihrer Großmutter zu plündern, zu dem sie einen Schlüssel gefunden hatte. Laut Anklage bestand ihre Beute aus 2.500 Euro Bargeld und Schmuck. Den Diebstahl gestand die 31-Jährige demnach bereits, den früheren Giftanschlag bestreitet sie jedoch. „Ich habe meiner Oma damals nichts in den Kakao getan“, sagte sie den Richtern. Als sie davon in der Anklage gelesen habe, sei sie selbst „sprachlos“ gewesen.
Pflegekraft entdeckte Seniorin nur zufällig
Nach dem zweiten Giftgetränk im Juli 2023 hatte sich die Seniorin in akuter Lebensgefahr befunden. Die 79-Jährige war in ihrer Essener Wohnung zusammengebrochen, später war es sogar zu einem zwischenzeitlichen Herzstillstand gekommen. Nur durch Zufall war die Frau von einer Pflegekraft gefunden worden und überlebte. Ein Urin-Schnelltest ergab einen Hinweis auf eine akute Vergiftung. Erst nach der Verabreichung eines Gegenmittels soll sich der lebensbedrohliche Zustand der 79-Jährigen wieder gebessert haben.
Die Anklage lautet auf versuchten Mord und auf gefährliche Körperverletzung. Das Essener Schwurgericht hat für den Prozess zunächst sieben Verhandlungstage bis Mitte März angesetzt.