Milliardenschweres Programm
„Völlig falsche Prioritätensetzung“: Wut in der Kulturszene
Aktualisiert am 20.11.2024 – 01:14 UhrLesedauer: 2 Min.
Berlin ist hoch verschuldet und muss sparen. Für Kulturzwecke sollen im kommenden Jahr etwa 130 Millionen Euro weniger fließen. Jetzt formiert sich Widerstand.
Mit einem großen Konzert hat die Berliner Kulturszene gegen den Sparkurs der schwarz-roten Landesregierung mobil gemacht. Bei der Veranstaltung „Berlin ist Kultur – das Konzert“ am Dienstag war unter anderen Schriftstellerin Juli Zeh („Unterleuten“, „Über Menschen“) dabei, die von den geplanten Ausgabenkürzungen gar nichts hält. „Ich glaube, es ist Ausdruck einer völlig falschen Prioritätensetzung“, sagte sie im Haus der Berliner Festspiele.
Zahlreiche Häuser beteiligten sich an der Veranstaltung – darunter das Berliner Ensemble, das Deutsche Theater, die Staatsoper Unter den Linden und der Rundfunkchor Berlin. Auch Schauspielerin Helena Sigal sprach sich bei dem Konzert gegen radikale Einsparungen aus: „Allein dem Grips-Theater fehlen bald 300.000 Euro und das ist mehr als der gesamte Produktionsetat einer ganzen Spielzeit.“
Hintergrund ist ein milliardenschweres Sparprogramm für den Landeshaushalt. Viele Theater, Museen und Opernhäuser müssen sich kommendes Jahr auf erhebliche Kürzungen einstellen und warnen deshalb seit Wochen vor Insolvenzen, Einschränkungen im Spielbetrieb und dem Verlust von Arbeitsplätzen. Insgesamt soll die Berliner Kultur mit rund 130 Millionen Euro weniger auskommen, was etwa zwölf Prozent ihres Budgets entspricht.
Berlins Kultursenator Joe Chialo (CDU) will noch Änderungen bei den geplanten Streichungen im Kulturbereich erzielen. Für ihn sei der Kampf noch nicht vorbei, sagte Chialo dem RBB. „Die nächsten Tage werde ich nutzen, um weiter zu kämpfen, um einzelne Härten abzuwenden und die kulturfachliche Expertise stärker zum Tragen kommen zu lassen“, sagte der Senator dem „Tagesspiegel“.
Chialo war nach Bekanntwerden der Haushaltskürzungen in die Kritik geraten. Ihm wird teils mangelndes Engagement vorgeworfen. Daniel Wesener, Kulturpolitischer Sprecher der Grünen, sprach in mehreren Medien von einem „politischen Offenbarungseid mit Ansage“. Der Kultursenator habe „offenbar gar keinen aktiven Part in den Verhandlungen eingenommen, sondern die wesentlichen Entscheidungen anderen überlassen“, zitiert ihn die „B.Z.“.