Die Pegel mehrerer Flüsse sinken. Hausbesitzer brauchen jetzt Geduld, sonst drohen gravierende Folgen.
Die Hochwasserlage im Landkreis Verden entspannt sich langsam. „Die Pegelstände werden in den nächsten Tagen deutlich sinken“, prognostizierte ein Sprecher des Landkreises am Montag. Das Wasser an Aller, Weser und Hunte gehe zurück. Nun drohe allerdings eine Grundwasserflut. „Wenn jetzt das Hochwasser abfließt, wird das Grundwasser noch in manche Keller reindrücken.“
Insbesondere Hausbesitzer, die in Flussnähe wohnen, müssten mit überfluteten Kellern rechnen. Der Landkreis warnt davor, das Wasser zu schnell abzupumpen. „Die Häuser könnten instabil werden.“ Diplom-Ingenieurin Melanie Winter-Lücking, Leiterin der Abteilung Abfall und Wasser beim Landkreis, erklärt, was es damit auf sich hat: „Durch ein Hochwasser im Fluss kann das Grundwasser nicht mehr dorthin fließen, da sich das Flusswasser durch das Hochwasser in den Grundwasserleiter drückt“, so Winter-Lücking. Als Resultat steige das Grundhochwasser an und könne auch fern von Gewässern zu Überflutungen führen. Wichtig sei dabei zu beachten: Das Grundhochwasser steige verzögert an – auch noch, nachdem das Hochwasser im Fluss bereits abgelaufen sei.
Gefahr für viele Hausbesitzer groß
Das könne selbst Gebäude betreffen, die nicht in den Hochwassergebieten liegen. Auch dort könne Wasser in die Keller fließen. Besonders gefährdet durch Grundhochwasser seien alle Bereiche der Flussniederungen der Wümme, Aller und Weser. Da jedoch im gesamten Kreisgebiet das Grundwasser sehr hoch stehe, könne kein Bereich von dieser Gefahr ausgeschlossen werden.
Bei Kellern, die in der gesättigten Bodenschicht lägen, kann bei nicht ausreichender Abdichtung der Kellerwände Grundwasser in den Innenraum drücken. Es komme zum Druckausgleich des Grundwassers im Innenraum des Kellers. Wer nun vorzeitig seinen Keller leer pumpe, laufe Gefahr, dem Keller als stabilisierendes Fundament den Gegendruck zu nehmen.
Verzögerung macht Phänomen besonders tückisch
Besonders tückisch sei die enorme Verzögerung, mit der das Grundwasser hochdrücke. Zum Teil könne es Wochen dauern, bis sich das Grundwasser in den Kellern zeige. Der Boden sei schlicht so gesättigt, dass das auch nach langer Zeit geschehen könne. Habe der Grundhochwasserstand das Niveau des Kellerbodens überschritten, entstünden Wasserdruck und Auftriebskräfte an Gebäuden. Wenn die Auftriebskraft von unten gegen das Gebäude drücke, bestehe somit die Gefahr, dass das Gebäude ernsthaften Schaden nimmt.
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) rät zudem zu folgenden Schritten: Hausbesitzer sollten Schäden umgehend fotografisch festhalten, gerade für die Auseinandersetzung mit der Versicherung sei das wichtig. Wasserreste und Schlamm sollten entfernt werden, jedoch erst, wenn man sicher sei, dass der Grundwasserspiegel ausreichend gesunken sei.
Feuchte Räume sollten umgehend getrocknet werden, um Schimmel zu vermeiden. Außerdem sei es ratsam, Elektrik, Heizöltanks und in besonderen Fällen die Statik des Hauses von Fachleuten untersuchen. Für den Fall, dass durch das Wasser Schadstoffe, wie Lacke, Benzin oder Pflanzenschutzmittel freigesetzt werden, rate das BBK, die Feuerwehr zu informieren.
Deiche weiter unter Druck
Noch immer seien zahlreiche Straßen im Landkreis wegen des Hochwassers gesperrt, darunter auch die Landstraße 156 Achim und Thedinghausen sowie die Landstraße 203 zwischen Verden und Blender. „Die beiden Straßen sollten in Kürze wieder wasserfrei sein“, sagte der Sprecher des Landkreises. Bevor die Straßen aber wieder für den Verkehr freigegeben werden können, müssten diese erst auf Schäden überprüft werden. Möglicherweise werden die Verbindungen vorerst nur für Rettungskräfte freigegeben.
Auch die Deiche stünden weiter unter genauer Beobachtung, sagte der Sprecher. „Das Wasser drückt an die durchweichten Deiche, das müssen wir im Blick behalten.“ Das Betreten der Deich- und Wehranlagen sei nach wie vor verboten.