Die Verwicklung in einen Missbrauchsskandal kostete Prinz Andrew Ansehen und Ehrentitel. Nach neuen Enthüllungen wird es selbst für Royalisten Zeit, dass der König reagiert und handelt.
Zum Start des neuen Jahres steht der britische König Charles III. immens unter Druck. Grund dafür sind jüngst veröffentlichte Akten im Fall um den verstorbenen US-Geschäftsmann und Sexualstraftäter Jeffrey Epstein. 69 Mal taucht in dem über 900-seitigen Dokument der Name von Prinz Andrew auf. Der Skandal um den jüngeren Bruder des Monarchen lässt sogar palastnahe Blätter gegen das Königshaus hetzen. Doch welche Konsequenzen könnten dem Herzog von York nun drohen? Und wie verhält sich der Palast?
Ein US-Gericht gab in dieser Woche die Namen von rund 170 zuvor meist anonym behandelten Personen frei. Darunter auch Prinz Andrew, der bereits mehrfach in diesem Kontext aufgetaucht war. So hatte die Klägerin Virginia Giuffre 2021 Klage wegen sexuellen Missbrauchs gegen ihn eingereicht. Andrew will sie nie getroffen haben, obwohl er 2001 mit ihr für ein Foto posiert hatte. 2022 einigten sich die Parteien außergerichtlich, ein Schuldeingeständnis des Royals gab es nie.
Spekulationen über Neuanfang waren einmal
Heute tritt Andrew nur noch selten öffentlich auf. Die Gelegenheiten im vergangenen Jahr sind an einer Hand abzuzählen. Darunter der Weihnachtsspaziergang: Am 25. Dezember zeigte er sich mit der Royal Family vor und nach dem Gottesdienst in Sandringham, er lachte und unterhielt sich mit Verwandten und Fans. Bei diesem kaum privaten Auftritt wirkte der 63-Jährige fast befreit. Und bei der Krönung von König Charles III. im Mai 2023 mutete er kaum weniger ausgeschlossen an als der verstoßene Prinz Harry. Betrachtet man Bilder von Andrew mit seinen Familienmitgliedern, so schien hier alles fein. Britische Medien spekulierten sogar über einen Neuanfang.
Doch die detaillierten Vorwürfe gegen Andrew, die die Dokumente jetzt nahelegen, führen zu einem neuen Aufschrei. An vielen Stellen wird verlangt, dass König Charles III. handelt. Auch von palastnahen Blättern. So titelte „The Sun“ am Freitag: „Zeit, Andrew den Laufpass zu geben“, die „Daily Mail“ schrieb: „Kein Weg zurück“.
„Andrew ist eine Belastung“
„Der König wäre gut beraten, die Beziehungen zu seinem Bruder vollständig zu beenden“, schrieb Charles-Biograf Robert Jobson in „The Sun“. Er erklärte weiter: „Andrew ist eine Belastung, und dieser Skandal wird nicht verschwinden.“ Royalkommentator Phil Dampier sieht die jüngsten Enthüllungen als „letzten Sargnagel“. Er betonte in dem Blatt: „Wenn Andrew auch nur einen Gedanken daran verschwendet hat, dass er irgendwann zurückkommen könnte, hat dies diese Hoffnungen zerstört.“
Der ehemalige Innenminister der Liberaldemokraten, Norman Baker, gab zudem an: „Diese Angelegenheit muss ein für alle Mal geklärt werden, und dieses Geschwür muss beseitigt werden.“