EHEC-Infektionen machen sich durch meist wässrige, teils blutige Durchfälle bemerkbar. Welche Symptome noch auftreten, wie man sich ansteckt und was hilft.
Das Wichtigste im Überblick
Eine EHEC-Infektion kann alle Menschen treffen – besonders häufig erkranken jedoch Kinder unter fünf Jahren. Die Erkrankung kann mild oder sogar ohne jegliche Beschwerden verlaufen. Sie kann aber auch einen schweren Verlauf nehmen, bei dem sich lebensbedrohliche Komplikationen wie ein Nierenversagen nicht ausschließen lassen.
In den folgenden Kapiteln erhalten Sie einen Überblick darüber, wie sich eine Erkrankung durch EHEC äußert, wie sie behandelt wird und wie man sich vor einer Ansteckung schützen kann.
Was ist EHEC?
EHEC ist die Abkürzung für eine bestimmte Gruppe von Krankheitserregern – sie steht für „enterohämorrhagische Escherichia coli“. Dabei handelt es sich nicht um Viren, sondern um Bakterien. EHEC-Bakterien kommen natürlicherweise im Darmtrakt von Wiederkäuern vor, also beispielsweise bei Rindern, Schafen oder Ziegen, aber auch bei Rehen oder Hirschen.
Im Unterschied zu einfachen Kolibakterien bilden EHEC sogenannte Shigatoxine. Während diese Giftstoffe Wiederkäuer meist nicht weiter beeinträchtigen, können sie bei Menschen teils schwere blutige Durchfallerkrankungen auslösen. In seltenen Fällen kann es bei einer EHEC-Infektion auch zu schwerwiegenden Komplikationen mit Nierenversagen kommen.
EHEC: Diese Symptome sind möglich
Eine EHEC-Infektion kann verschiedene Symptome hervorrufen. Teils bleibt der Infekt jedoch gänzlich ohne Beschwerden.
Sofern eine EHEC-Infektion mit Symptomen einhergeht, ist vor allem ein wässriger, aber unblutiger Durchfall typisch. Daneben können sich je nach Verlauf weitere Beschwerden einstellen, wie etwa Übelkeit, Erbrechen oder Bauchschmerzen.
Von 100 Erkrankten entwickeln etwa 10 bis 20 Personen einen schweren EHEC-Verlauf mit blutigem Durchfall, kolikartigen Bauchschmerzen und teilweise Fieber. Bei Babys, kleinen Kindern oder älteren Menschen ist das Risiko für einen schweren EHEC-Verlauf erhöht. Denn bei kleinen Kindern ist das Immunsystem noch nicht voll ausgebildet und im höheren Alter lässt es nach. Auch bei bestimmten Erkrankungen (wie Diabetes), die die Abwehr schwächen, steigt das Risiko.
Bei etwa 5 bis 10 von 100 Erkrankten kann sich zudem eine lebensbedrohliche Komplikation entwickeln, die überwiegend Kinder betrifft: das sogenannte hämolytisch-urämische Syndrom (HUS). Dabei kommt es zu einer Kombination aus Nierenschädigung, einer Blutarmut infolge zerstörter roter Blutkörperchen, einer gestörten Blutgerinnung durch einen Mangel an Blutplättchen und letztlich zu Nierenversagen. Viele Kinder erholen sich davon jedoch vollständig und ohne bleibende Nierenschäden.
EHEC: Wann treten erste Symptome auf?
Vom Zeitpunkt der Infektion mit EHEC-Bakterien bis zu den ersten Symptomen (der sogenannten Inkubationszeit) vergehen meist drei bis vier, teils auch bis zu zehn Tage.
Falls es zu einem hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) kommt, entwickelt sich dieses in der Regel etwa fünf bis zwölf Tage nach den ersten Durchfällen.
Wie steckt man sich mit EHEC an?
EHEC-Bakterien sind natürlicher Bestandteil der Darmflora von Wiederkäuern wie Rindern, Schafen, Ziegen, Rehen oder Hirschen. Zwar erkranken die Tiere nicht an EHEC, sie scheiden die Bakterien jedoch mit dem Kot aus. Gelangen die Bakterien über verunreinigte Hände, Nahrung oder Wasser in den Mund, können Menschen sich anstecken. Dazu genügt bereits eine kleine Menge an Bakterien.
Eine weitere mögliche Infektionsquelle sind zudem an EHEC erkrankte Personen, da diese die Erreger ebenfalls mit dem Stuhl ausscheiden. Auch verunreinigte Gewässer oder Gegenstände können zur Ansteckung beitragen. EHEC-Bakterien sind relativ widerstandsfähig und können in der Umwelt einige Zeit überleben.
Eine Ansteckung mit EHEC ist unter anderem über folgende Wege denkbar:
- mit EHEC verunreinigte Lebensmittel, wie Rohmilch oder -produkte, rohes oder nicht durchgegartes Fleisch (etwa Rinderhackfleisch) oder Rohwurstsorten (wie Teewurst)
- ungewaschenes Gemüse oder Salat, wenn diese beim Düngen oder über das Wasser verunreinigt wurden
- Kontakt zu Nutztieren, etwa auf dem Bauernhof oder im Streichelzoo
- Fruchtsäfte aus verunreinigtem Obst, welche nicht zur Haltbarmachung erhitzt (pasteurisiert) wurden
- Samen für Sprosskeimlinge
- über Schmierinfektionen von Mensch zu Mensch, etwa bei mangelnder Händehygiene
Wichtig zu wissen
Auch nach Abflauen der Beschwerden scheiden Betroffene unter Umständen noch Tage bis Wochen EHEC-Bakterien mit dem Stuhl aus, sodass weiterhin Ansteckungsgefahr bestehen kann. Vor allem Kinder scheiden die Erreger teils länger als vier Wochen aus. Allerdings verringert sich das Ansteckungsrisiko währenddessen.
Sind EHEC-Infektionen meldepflichtig?
Bei Nachweis einer EHEC-Infektion und/oder bestehendem oder vermutetem hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) gilt in Deutschland Meldepflicht.
Wie lässt sich eine EHEC-Erkrankung behandeln?
Bei vielen bakteriell bedingten Erkrankungen können Antibiotika helfen. Bei einer EHEC-Infektion wird allerdings meist auf den Einsatz solcher Medikamente verzichtet, da diese den Erkrankungsverlauf unter Umständen nachteilig beeinflussen. So können antibiotische Mittel etwa dazu beitragen,
- dass Betroffene die EHEC-Bakterien länger als üblich mit Stuhl ausscheiden und
- dass die EHEC-Bakterien mehr Shigatoxin produzieren – wodurch das Risiko für ein hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS) steigt.
Darum besteht die Therapie bei einer EHEC-Infektion vor allem darin, die Symptome zu behandeln und den Körper bei der Heilung zu unterstützen. Wichtig ist insbesondere, dass Betroffene ausreichend trinken und genügen Elektrolyte zu sich nehmen. Gegebenenfalls können fertige Elektrolytlösungen aus der Apotheke ratsam sein.