Bei einer großangelegten Kontrolle haben die Behörden ein Problem-Hochhaus unter die Lupe genommen. Es gab mehrere Festnahmen.
In Duisburg haben Einsatzkräfte bei einer großangelegten Aktion ein Brennpunkt-Hochhaus mit 1.400 gemeldeten Bewohnern kontrolliert. Dazu gingen am frühen Dienstagmorgen rund 400 Beamte von Tür zu Tür, teilten Stadt und Polizei mit. Das Haus hat 320 Wohnungen auf 20 Stockwerken. Im Fokus standen demnach Verstöße gegen das Aufenthaltsrecht sowie der Missbrauch von Sozialleistungen.
Die Kontrolleure gingen von Wohnung zu Wohnung und glichen ab, wer dort offiziell gemeldet ist und wer wirklich dort lebt. Dabei seien rund 600 der gemeldeten Bewohner tatsächlich angetroffen worden. Mehrere Personen seien sofort festgenommen worden, hieß es in einer ersten Bilanz. Davon seien fünf wegen Straftaten gesucht worden, zwei kamen in Abschiebehaft. Zudem bestehe bei 14 weiteren Personen der Verdacht, dass sie sich illegal in Deutschland aufhalten.
Das Hochhaus im Stadtteil Homberg sorgt immer wieder für negative Schlagzeilen. Zuletzt hatte sich die Logistikfirma DHL wochenlang geweigert, dort Pakete auszuliefern, weil ihre Zusteller von einigen Bewohnern bedroht worden seien, teilte der Bonner Konzern mit. Inzwischen liefert DHL in dem Haus tageweise wieder Sendungen aus, die Paketboten würden dabei allerdings von einem Sicherheitsdienst begleitet werden, sagte eine Sprecherin. Mehr dazu lesen Sie hier.
Neben Polizei und Ordnungsamt waren an dem Einsatz auch Mitarbeiter der Stabsstelle für Sozialleistungsmissbrauch, der Ausländermeldestelle sowie des Jobcenters beteiligt, teilte die Stadt mit. Die Behörden müssten die gesammelten Daten nun detailliert auswerten, um festzustellen, wie viele Fälle etwa von Sozialleistungsmissbrauch aufgedeckt wurden.
Die Stadt Duisburg kontrolliert in ihren Brennpunkten immer wieder große Häuserkomplexe und hat eigens dazu eine Stabsstelle gegen Sozialleistungsbetrug eingerichtet. Die Mitarbeiter werden unter anderem dann tätig, wenn in Gebäuden auffällig viele Menschen gemeldet sind, die staatliche Leistungen wie Kindergeld oder Sozialhilfe beziehen.
Nach der Kontrolle sagte Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link (SPD): „Das war ein guter Tag für den Rechtsstaat. Wir haben Verantwortung für all jene, die hier leben und sich an die Regeln eines vernünftigen Miteinanders halten.“
In Homberg gibt es mehrere Hochhäuser aus den Siebzigerjahren. Diese als „Weiße Riesen“ bekannten Gebäude waren für die Duisburger Arbeiterschaft zunächst begehrte Wohnungen. Doch im Laufe der Jahre verwahrlosten die Gebäude immer mehr.
Die Stadt Duisburg kennt das Problem und wolle das Viertel sanieren lassen, um so die Lebensqualität zu erhöhen. Zwei der „Weißen Riesen“ wurden deshalb bereits dem Erdboden gleichgemacht, bei dem nächsten soll dies 2025 geschehen.