Allerdings verbringt Tamara Röske die meiste Zeit ihrer Woche weder im Rampenlicht noch im Stadion. Sie arbeitet 30 Stunden pro Woche als Lageristin bei einem Großhändler in Stuttgart. „Sie sind meine Familie“, beschreibt sie ihre Kollegen. Mit großer Begeisterung erzählt sie von den flauschigen Hüllen, die sie über die Wärmflaschen streift, und von den Verpackungen, die sie heißverschließt. Ihre Mutter ist stolz, dass sie eine feste Anstellung auf dem normalen Arbeitsmarkt hat. „Wir kennen persönlich niemanden mit Down-Syndrom, dem das gelungen ist. Tamara ist eine normale Person, die einen normalen Job hat, sie ist nur eine von vielen Menschen dort. Und das ist fantastisch“, sagt ihre Mutter.
Sie hätte sich für ihre Tochter auch während der Schulzeit etwas mehr Normalität gewünscht. Viele deutsche Schulen verfolgen einen inklusiven Ansatz. Beispielsweise gibt es Klassen, in denen alle Kinder unabhängig von ihren kognitiven und körperlichen Fähigkeiten gemeinsam unterrichtet werden. „Kinder mit besonderen Bedürfnissen haben jedoch oft einen Sonderstatus. Sie werden von engagierten Pädagogen betreut und gelten nicht als ganz normales Mitglied der Klasse. Ich wünsche mir, dass solche Kinder stärker eingebunden werden und einen geregelteren Alltag haben“, sagt Antje Röske.
Deutschlands Engagement für die Rechte von Menschen mit Behinderungen
Die Chancengleichheit von Menschen mit Behinderung ist für die Bundesregierung ein großes Anliegen. Ziel ist eine inklusive Gesellschaft, in der jeder in allen Bereichen teilhaben kann: in der Schule, am Arbeitsplatz, in der Freizeit. Deutschland war 2007 eines der ersten Länder, das das Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen unterzeichnet hat. Ein Nationaler Aktionsplan (NAP 2.0) mit 175 Maßnahmen in 13 Handlungsfeldern regelt die Umsetzung der Konvention. Darin ist unter anderem festgelegt, dass schwerbehinderte junge Menschen intensiv auf das Berufsleben vorbereitet werden sollen. Über den Aktionsplan hinaus wurde 2017 ein Bundesteilhabegesetz erarbeitet und verabschiedet. Es sieht unter anderem vor, dass junge Menschen mit Behinderungen während ihrer Ausbildung gefördert werden.