Nach dem Testspiel gegen Portugal wurde Bundestrainer Alfred Gíslason von dem Rücktritt Hendrik Pekelers überrascht. Jetzt bemühen sich Coach und Verband um Richtigstellung.
Bundestrainer Alfred Gíslason hat die Verwirrung um den Rücktritt von Nationalspieler Hendrik Pekeler auf seine Kappe genommen. Im Rahmen des Medientages vor der am 10. Januar beginnenden Handball-Heim-EM sagte Gíslason: „Ich habe viel Videoanalyse gemacht in letzter Zeit und habe deshalb nicht mitgekriegt, dass Hendrik Pekeler verabschiedet wird.“
Der Trainer war bemüht zu betonen, dass Pekeler nichts für die Verwirrung könne. „Das ist nicht seine Schuld. Das war alles klar mit uns abgesprochen. Er sagt, dass er ein Turnier nicht mehr schafft“, so der Bundestrainer.
Pekeler erhielt böse Nachrichten
Am Donnerstag hatte Gíslason nach dem 34:33-Testspielsieg gegen Portugal noch überrascht auf eine Nachfrage zur Verabschiedung von Pekeler beim nächsten Test in Kiel (Samstag) reagiert. „Davon weiß ich gar nichts“, sagte der Isländer auf der Pressekonferenz und verwies auf häufige Gespräche mit Pekeler. „Das ist an mir vorbeigegangen“, so Gíslason. „Wir hatten das anders besprochen, aber es ist dann so“, zeigte er sich mit gewohnt nüchterner Miene kurz angebunden.
Für Pekeler hatte es im Nachgang wohl böse Nachrichten in den sozialen Medien gegeben, wie DHB-Sportvorstand Axel Kromer mitteilte. „Leider wird der arme Pekeler zugeschossen“, sagte auch Gíslason. Deshalb bemühte er sich nun um Klarstellung und betonte: „Die Schuld lag komplett bei mir.“
Man hätte Gíslason wohl schon vor dem Spiel noch mal an die Verabschiedung Pekelers erinnern sollen, gab sich auch Kromer reumütig. „So was ist aber natürlich nicht unser Alltag und deshalb haben wir das nicht noch mal aus dem Hinterkopf nach vorne gekramt“, sagte der Sportvorstand.
Abschied noch nicht endgültig
So ganz endgültig ist der Rücktritt des Handball-Europameisters von 2016 aber wohl doch noch nicht. „Er hat uns trotzdem signalisiert, dass er uns, wenn Golli (Kapitän Johannes Golla, Anm. d. Red.) und zwei andere Kreisläufer kaputtgehen, in der Olympiavorbereitung aus alter Verbundenheit noch helfen wird“, verriet Gíslason. „Dafür bin ich ihm sehr dankbar“, so der Bundestrainer weiter. Mit Blick auf die EM sagte er: „Natürlich würde ich lügen, wenn ich sage, dass ich nicht gedacht hätte, ihn vielleicht noch mal überreden zu können. Aber es ist halt so.“
Pekeler hatte nach den Olympischen Sommerspielen 2021 in Tokio angekündigt, eine Pause im DHB-Trikot einzulegen. Für die anstehende Heim-EM (10. bis 28. Januar) wollte Bundestrainer Gíslason den 32-Jährigen gern in den Kreis der Nationalmannschaft zurückholen, doch die Folgen eines Achillessehnenrisses verhinderten das Comeback des THW-Kiel-Profis.
„Er schafft es nicht“
Auch Kromer befand die Lösung mit einer möglichen Olympia-Hilfe für gut. „Er ist gut in der Lage, die Liga zu spielen und auch die Champions League zu spielen, aber er schafft es nicht, in der hohen Wettkampffrequenz alle zwei Tage auf dem Niveau zu performen, das man für eine EM braucht“, sagte er. Bei einer möglichen Olympia-Quali sei die Belastung nicht so hoch.
Mit der Nationalmannschaft gewann Pekeler 2016 den EM-Titel und im selben Jahr Bronze bei den Olympischen Sommerspielen in Rio. In 122 Länderspielen erzielte der Defensivexperte 210 Treffer.