Oliver Baumann darf sich beim Torhüter-Jobsharing mit Alexander Nübel als Gewinner fühlen. Das verkündete der Bundestrainer.
Oliver Baumann war geradezu beseelt, der Torhüter fand nur mühsam Worte für das wunderbare Ende seiner jahrelangen DFB-Durststrecke. „Geil war’s. Perfekter hätte der Tag nicht sein können. Es ist ein Traum in Erfüllung gegangen, und ich bin sehr, sehr stolz drauf“, sagte der Schlussmann der TSG Hoffenheim nach seiner überzeugenden Premiere in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft.
Und es dürfte niemanden überraschen, wenn in Vertretung des langzeitverletzten Stammkeepers Marc-André ter Stegen ab November weitere Erinnerungsstücke hinzukämen. „In dieser Saison“, sagte Nagelsmann, „ist Olli einen Tick stärker als Alex.“ Soll heißen: Baumann hat im Ringen der Stellvertreter mit dem Stuttgarter Alexander Nübel leicht die Nase vorne. „Aber ich kann nicht hellsehen, wie das in den nächsten Wochen aussieht“, schränkte Nagelsmann ein.
Es könne ja immer etwas passieren, letztlich zähle „die Leistung in der Liga“, so der Bundestrainer. Und falls einer der beiden Kandidaten da „zehn Tore kriegt“, wie Nagelsmann nach Nübels ordentlichem Einstand am vergangenen Freitag gegen Bosnien und Herzegowina scherzte, dann werde er „eher nicht“ mehr spielen.
Spielt Baumann wie am Montagabend, ist das nicht zu befürchten. 26-mal hatte er seit 2020 auf der DFB-Bank gesessen, doch als er endlich auf den Platz durfte, spielte er vor den Augen des verabschiedeten Rio-Helden Manuel Neuer, als hätte er nie etwas anderes getan. Baumann wurde wenig gefordert – wenn aber, war er da. Und wie!
Einen Schuss des Leipzigers Xavi Simons fingerspitzelte er an die Latte, mit einer starken Parade gegen den Dortmunder Donyell Malen hielt er in der 90. Minute den Sieg fest. Auch fußballerisch überzeugte Baumann, scheinbar inspiriert von „Manu, dem Libero“, der ihm vor dem Anpfiff noch Mut gemacht hatte. Deutschland, sagte Neuer zuletzt, könne seinen Torhütern „vertrauen“ – ob Baumann oder Nübel.
Das stellte Baumann eindrucksvoll unter Beweis, erst nach dem Spiel begann er leicht zu schwächeln. „Das muss ich erst mal wirken lassen“, sagte er mit wackligen Knien. An die nächsten Spiele im November gegen Bosnien und Ungarn, wenn ein fester Ersatz für ter Stegen ernannt werden könnte, wollte er noch nicht denken: „Jetzt lassen wir erst mal das Spiel so stehen – und was kommt, das kommt.“
Gibt es denn noch keine Absprache mit Nagelsmann? „Nein“, sagte Baumann, „die gibt es nicht.“ Sprach’s – und fuhr mit Debütanten-Kollege Jamie Leweling im Aufzug zur Abschiedsparty der letzten Weltmeister. Dort hatte auch Baumann allen Grund zum Anstoßen.