Muskelzittern tritt häufig in Zusammenhang mit sportlichen Belastungen auf. Meistens sind die Muskeln stark belastet oder angespannt.
Starke Belastung oder Anspannung können Muskelzittern auslösen. Doch ein Tremor, so der medizinische Fachbegriff, kann auch ein Symptom einer Erkrankung sein, etwa einer Schilddrüsenüberfunktion, von Morbus Parkinson oder Multipler Sklerose (MS). Wann Muskelzittern harmlos ist – und wann Sie zum Arzt gehen sollten.
Muskelzittern bei sportlicher Belastung
Die Beine fühlen sich an wie Pudding, zittern und können einen kaum noch tragen: Fast jeder Sportler dürfte dieses Gefühl nach einer sehr anstrengenden Laufeinheit kennen. Das Muskelzittern deutet auf eine starke Belastung der Beinmuskulatur hin. Muskelkater lässt dann meist nicht lange auf sich warten.
„Muskelzittern und Muskelkater treten auf, wenn wir unsere Muskulatur lange nicht trainiert haben, ein neues Trainingsprogramm mit ungewohnten Bewegungsabläufen absolvieren oder die Muskeln bei einer sehr intensiven Sporteinheit überfordern“, sagt Professor Ingo Froböse, Universitätsprofessor für Prävention und Rehabilitation im Sport an der Deutschen Sporthochschule Köln. „Die Muskeln reagieren auf neue oder hohe Belastungen direkt mit Zittern, Brennen und Erschöpfung. Muskelkater tritt bis zu 24 Stunden nach dem Training als Folge kleiner Mikrotraumata im Muskel auf. Die Einrisse im Gewebe regenerieren sich nach wenigen Tagen wieder.“
Muskelzittern und Muskelkrämpfe
Ebenso wie das Muskelzittern beim Sport und der Muskelkater danach sind auch Muskelkrämpfe in der Regel harmlos. Muskelkrämpfe, die mit Muskelzittern gemeinsam auftreten können, sind ein Zeichen sportlicher Überlastung. Besonders häufig sind die Wadenmuskulatur oder das Fußgewölbe von Muskelkrämpfen betroffen. „Ein Wadenkrampf ist eine unwillkürliche, schmerzhafte Kontraktion – also ein Zusammenziehen – der Muskulatur. Besonders während der Sporteinheit intensiv beanspruchte Muskelgruppen sind betroffen. Krämpfe und Zittern sind Symptome einer Erschöpfung und unzureichender Entspannung der Muskulatur“, erklärt Froböse. „Ebenso spielt oft eine Irritation zwischen Muskel und Nerv eine Rolle. Sendet ein überreizter Nerv ohne Kontrolle Signale an den Muskel, reagiert dieser mit unkontrollierbaren Kontraktionen.“
Muskelzittern im Alter: oft weniger belastungsabhängig
Im Alter sind Muskelzittern und Muskelkrämpfe oft weniger belastungsabhängig. Idiopathische Muskelkrämpfe und Muskelzittern treten plötzlich auf, ohne dass zuvor eine Belastung des Muskels stattgefunden hat. Dann können unter anderem Bewegungsmangel, Flüssigkeitsmangel oder eine Unterversorgung mit Nährstoffen mögliche Ursachen sein. Auch die Einnahme bestimmter Medikamente kann unter Umständen Muskelbeschwerden auslösen, etwa die Einnahme von Antidepressiva oder bestimmter Asthmamedikamente. Doch auch Erkrankungen wie ein Diabetes mellitus oder Parkinson können Muskelbeschwerden hervorrufen.
„Wenn hier und da Muskelzittern oder ein Muskelkrampf auftritt, ist das in der Regel unbedenklich. Mit Dehnen lassen sich die schmerzhaften Kontraktionen stoppen. Kommt es allerdings häufiger zu Muskelbeschwerden, sollten Betroffene diese in jedem Fall ärztlich abklären lassen, damit eine möglicherweise ursächliche Erkrankung, etwa des Nervensystems, frühzeitig erkannt und behandelt werden kann“, rät der Sportwissenschaftler. „Bei plötzlichem, anhaltendem Muskelzittern sollten Sie sofort einen Arzt aufsuchen.“
Neurologische Ursachen von Tremor
Zwei Beispiele für neurologische Ursachen von Muskelzittern sind Morbus Parkinson und Multiple Sklerose. Bei Morbus Parkinson gehören Muskelzittern, Muskelverspannung und verlangsamte Bewegungen zu den Hauptsymptomen. Bei Parkinson tritt das Muskelzittern vor allem in Ruhe auf. Es ist das auffälligste Symptom der Erkrankung des Gehirns. Wie die Deutsche Parkinson Vereinigung e. V. mitteilt, betrifft der Ruhetremor vor allem die oberen Extremitäten und den Kopf. Etwa die Hälfte der Patienten zeige den Tremor gleich zu Beginn der Erkrankung. Bei zehn Prozent verlaufe die Erkrankung ohne dieses Parkinson-Symptom.
Bei Multipler Sklerose, kurz MS, handelt es sich um eine entzündliche Erkrankung des Zentralen Nervensystems, also des Gehirns und des Rückenmarks. Das körpereigene Immunsystem richtet sich fälschlicherweise gegen eigene Strukturen, genauer: gegen Myelin (die Nervenfasern umgebende Schutzschicht) sowie gegen Nervenfasern und Nervenzellen. Abhängig davon, welche Nerven Schaden nehmen, treten verschiedene Symptome auf – neben Zittern unter anderem Lähmungen, Sehstörungen, Gefühlsstörungen der Haut wie Kribbeln und Taubheitsgefühle sowie Gangunsicherheit.
Professor Dr. Ingo Froböse ist Universitätsprofessor für Prävention und Rehabilitation im Sport an der Deutschen Sporthochschule Köln. Er ist dort Leiter des Zentrums für Gesundheit durch Sport und Bewegung und Leiter des Instituts für Bewegungstherapie und bewegungsorientierte Prävention und Rehabilitation.
Muskelzittern bei Schilddrüsenüberfunktion und Diabetes mellitus
Auch Stoffwechselerkrankungen wie ein Diabetes mellitus oder eine Schilddrüsenüberfunktion können Muskelzittern verursachen. Bei der Schilddrüsenüberfunktion, medizinisch Hyperthyreose, bildet die Schilddrüse zu viele Schilddrüsenhormone. Die häufigste Ursache für eine Überfunktion der Schilddrüse ist die sogenannte Basedow-Krankheit. Das Zuviel an Hormonen führt dazu, dass verschiedene Körperfunktionen auf Hochtouren laufen. Zu den Symptomen einer Schilddrüsenüberfunktion gehören neben Zittern, nervöser Unruhe, Gereiztheit und Schlaflosigkeit auch Durchfall, Gewichtsverlust trotz Heißhunger, hoher Blutdruck, Herzrasen und Schwitzen.