In Deutschland sorgen die Hells Angels für Schlagzeilen, weil Dutzende Bandidos übergelaufen sind. In Österreich stehen währenddessen drei Rocker vor Gericht.
Vor dem Wiener Landgericht geht es derzeit um Schutzgelderpressung, Körperverletzung, Drohung und Nötigung in mehreren Fällen. Angeklagt sind in dem Prozess drei Mitglieder der Hells Angels. Zentraler Vorwurf ist ein mutmaßlicher Angriff auf ein Tanzlokal in Oberösterreich.
Mehr als 30 Rocker sollen die Lokalität im vergangenen September gestürmt haben. Sie sollen Lokalgäste, den Geschäftsführer und den anwesenden DJ zusammengeschlagen haben, heißt es in der Anklage. Sie hätten Schutzgeld gefordert und durchsetzen wollen, dass im Betrieb Drogen im Auftrag der Hells Angels verkauft werden. „Zahl, oder wir kommen immer wieder“, sollen die Rocker gedroht haben.
Harte Vorwürfe – aber die drei Hells Angels im Alter von 31, 38 und 50 Jahren fläzen sich österreichischen Medienberichten zufolge lässig auf der Anklagebank, als ob „ihnen sowieso alles wurscht wäre“. Als ob sie glaubten, von den geladenen Zeugen werde sie schon keiner belasten.
Und tatsächlich: Wie unter anderem der „Kurier“ berichtete, taten sich vor Gericht erstaunliche Erinnerungslücken auf. Die verprügelten Männer gaben demnach etwa zu Protokoll, es sei alles viel zu schnell gegangen. Oder: „An dem Abend war’s ganz komisch, als hätte mir wer was ins Glas gegeben.“
Ein weiterer Zeuge behauptete, er habe generell Gedächtnisprobleme. „Ich kann mir Sachen nicht lange merken“, sagte er.
Zu einer Aussage war er erst bereit, als die drei Hells Angels aus dem Saal gebracht wurden. Dann erklärte er, dass er Angst habe. Er habe im Vorfeld eine Morddrohung bekommen. Er sei von Rockern angesprochen worden: „Wenn ich bei der Verhandlung was sage, bringen sie mich um.“ An seinem Wohnort sollen zudem auffällig oft Motorräder mit abgeklebten Kennzeichen vorbeigefahren sein.
Zu dem Überfall auf das Lokal fiel ihm dann immerhin noch ein, den 38-jährigen Hauptangeklagten an jenem Abend vor Ort gesehen zu haben. Er könne sich allerdings nicht mehr erinnern, ob der Mann auch zugeschlagen hat.
Auch eine Frau hatte den Mut, diesen Mann, der laut seines Anwaltes ein Alibi hat, zu identifizieren. Die Lokal-Mitarbeiterin sagte, sie könne sich noch gut an ihn erinnern: voll tätowiert sei er gewesen, mit einem deutschen Akzent habe er gesprochen. „Ja, das ist er“, sagte sie, als sie ihn am Mittwoch vor Gericht sah. Das Urteil könnte am Freitag fallen.