Die 43-Jährige macht damit in der Lufthansa-Hierarchie einen großen Sprung nach oben. Viele Chefinnen einer Airline hat es in der Airline-Gruppe bisher nicht gegeben. Aktuell gibt es nur eine: Dorothea von Boxberg führt die Frachttochter LH Cargo. Lufthansa-Vorständin Christina Foerster, die Vorgesetzte von Mann, battle eine Zeit lang CEO bei Brussels Airways. Und Heike Birlenbach, aktuell die Leiterin des Ressorts „Buyer Expertise Lufthansa Group Airways“, leitete vor Jahren die recht schnell wieder eingedampfte Lufthansa Italia.
Doch das battle es dann auch schon. Umso mehr dürfte Mann in ihrem künftigen Job unter der Beobachtung der Konzernzentrale stehen. Frauen sind im Administration von Europas größter Airline-Gruppe nach wie vor unterrepräsentiert. Hinzu kommt: AUA ist eine herausfordernde Aufgabe. Das musste auch der bisherige AUA-Chef Alexis von Hoensbroech erfahren, der nun als CEO zur kanadischen Westjet wechselt.
Wien, der Heimatflughafen von AUA, ist ein ausgeprägter Billigstandort. Vor allem Ryanair und die ungarische Wizz Air bekämpfen sich hier mit Dauertiefpreisen. Für eine Airline wie AUA, deren Wurzel im Premiumsegment liegt, ist das eine schwierige Scenario, denn die Kosten passen nicht zu realisierbaren Ticketpreisen.
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Von Hoensbroech leistete hier jede Menge Vorarbeit, reduzierte die Belegschaft und verhandelte neue Tarifverträge. Doch der Wettstreit mit den Billigheimern wird in Wien weitergehen. Ryanair und Wizz Air haben angekündigt, ihr Angebot deutlich ausbauen zu wollen.
Die Seglerin und Taucherin engagiert sich für den Schutz der Meere
Vielleicht bleibt Mann noch etwas Zeit, sich mit ihrem Vorgänger auszutauschen – auch über ein anderes Thema, das beide umtreibt: den Klimaschutz. Mann wurde vor zwölf Monaten nicht ohne Grund die Verantwortung für das Thema Nachhaltigkeit übertragen.
Die Seglerin und Taucherin engagiert sich privat für die Meeresforschung. Sie ist Mitglied von „Ocean Care“ und unterstützt „The Ocean Conservatory“, beides Organisationen, die sich um den Schutz des Meeres und seiner Bewohner kümmern. Auch von Hoensbroech, promovierter Physiker, meldet sich immer wieder zum Thema Klimaschutz zu Wort, etwa in den sozialen Medien.
Mann stieg 2003 bei Lufthansa ein. Die 43-Jährige verfügt über einen sogenannten „Government MBA“ der Kellogg-WHU, eine Vorbereitung für Aufgaben im Topmanagement. Bei der „Hansa“ arbeitete sie in unterschiedlichen Positionen im Vertrieb und in der Strategie.
Sie entwickelte unter anderem die First Class mit, so wie sie heute in den Großraumjets der Airline-Gruppe zu finden ist. Auch für die neu geschaffene Premium Economic system Class battle sie verantwortlich. Zudem battle Mann Mitglied des Konzernkrisenstabs, der unter anderem die Prozesse und Abläufe so umgestaltete, dass sie den Anforderungen der Pandemie entsprechen.
Die Lufthansa-Tochter sieht sich in Wien einem sehr starken Wettbewerb durch Billiganbieter ausgesetzt.
(Foto: dpa)
Das alles sind Kompetenzen, die die Managerin in ihrem neuen Job intestine gebrauchen kann. Denn AUA befindet sich in einer Scenario, die gerne als „Sandwichposition“ bezeichnet wird. Einerseits wird mit der österreichischen Fluggesellschaft immer noch ein gewisser Premiumstatus verbunden. Die frühere Staatsairline hat ein eigenes Langstreckennetz. Von Hoensbroech hat für den Sommer kommenden Jahres eine Qualitätsoffensive angekündigt, um den Anspruch als Premium-Service zu untermauern. Eine Aufgabe, die er nun seiner Nachfolgerin Mann überlassen wird.
Die wird sich andererseits mit einem weiter wachsenden Druck durch die Billiganbieter auseinandersetzen müssen. „Die Dumpingpreise der Billigairlines erzeugen ein künstliches Wachstum weit über die realen Marktbedürfnisse hinaus“, hatte Austrian-Vertriebsvorstand Michael Trestl vor einigen Wochen eindringlich gewarnt: „Wettbewerb ja, aber nicht, wenn es irrational wird.“
Dennoch ist Lufthansa-Vorständin Foerster, die zugleich den Aufsichtsrat bei AUA leitet, überzeugt, dass mit Mann die richtige Managerin nach Wien geht. „Annette Mann bringt durch ihre langjährige Erfahrung und die erfolgreiche Leitung vieler konzernweiter Projekte ein breites Wissen sowie ein starkes Netzwerk mit“, sagte sie: „Besonders in ihrer aktuellen Rolle als Head of Company Duty verantwortet Annette Mann eines der wichtigsten Zukunftsthemen unseres Konzerns und beweist tagtäglich, dass sie die Herausforderungen unserer Zeit meistern kann.“
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