João Palhinha spielte beim FC Bayern bisher nur eine Nebenrolle. Dass er die Erwartungen noch nicht erfüllen konnte, hat Gründe, mit denen nicht unbedingt zu rechnen war.
Die Reise zur portugiesischen Nationalmannschaft hatte sich João Palhinha sicher anders vorgestellt. Denn auch in der Länderspielpause erfüllte sich seine Hoffnung auf mehr Spielzeit nicht. Bei der ersten Partie in der Nations League gegen Kroatien (2:1) kam er gar nicht zum Einsatz. Im Duell mit Schottland (2:1) stand er dann zwar in der Startelf. Nachdem sein Team zur Pause aber noch mit 0:1 zurücklag, wurde er aus taktischen Gründen nach der ersten Halbzeit dann aber schon wieder ausgewechselt.
Sein Plan, sich über die Nationalelf auch beim FC Bayern für mehr Einsätze zu empfehlen, ist damit gescheitert. Auch beim Rekordmeister spielt der Neuzugang, der nach dem geplatzten Last-Minute-Transfer im vergangenen Sommer nun mit einem Jahr Verspätung für über 50 Millionen Euro vom FC Fulham kam, bislang nur eine Nebenrolle. Das ist nach immerhin bereits drei absolvierten Pflichtspielen durchaus überraschend.
Schon Ex-Trainer Thomas Tuchel wollte Palhinha schließlich unbedingt als „Holding Six“ haben, also als einen defensiv denkenden, ballsicheren und zweikampfstarken zentralen Mittelfeldspieler auf der Sechserposition. Sein Nachfolger Vincent Kompany darf sich nun über diesen Spielertyp in seinem Kader freuen.
Bislang ist Bayerns „Holding Six“ bei ihm aber noch „on hold“, also im Wartestand. Über Kurzeinsätze als Einwechselspieler und zusammengerechnet 29 Einsatzminuten kam Palhinha noch nicht hinaus. Aber warum eigentlich?
In der Startelf setzte Kompany statt auf Palhinha jedenfalls stets auf Jungstar Aleksandar Pavlović und Joshua Kimmich. Dass Kompany Kimmich im Gegensatz zu Tuchel nun wieder im Zentrum und nicht mehr als Rechtsverteidiger einplant, ist wohl einer der Hauptgründe dafür, dass sich der Portugiese im Bayern-Mittelfeld momentan zunächst noch hinten anstellen muss. In etwas offensiverer Rolle als zuletzt ist Kimmich bei Kompany gesetzt – und wird damit indirekt zum Problem für Palhinha.
Und auch Pavlović rechtfertigte das Vertrauen seines Trainers mit überzeugenden Leistungen als Kimmichs Partner. Bei seinem Debüt für die deutsche Nationalmannschaft tankte der 20-Jährige, dem dabei gleich ein Treffer gelang, weiter Selbstvertrauen.
Hinzu kommt, dass Bayern mit Ulm im Pokal sowie Wolfsburg und Freiburg in der Liga auf eher tiefstehende Gegner traf, gegen die eine offensive Ausrichtung des Mittelfelds gefragt war. Und eben nicht unbedingt ein Abräumer wie Palhinha, der in erster Linie die gegnerischen Offensivreihen stoppen, Lücken schließen und Bälle erobern soll.
In den kommenden Wochen könnte sich das allerdings ändern, spätestens mit Blick auf das Topspiel gegen Meister Bayer Leverkusen am 28. September, in dem definitiv viel gegnerische Angriffswucht auf die Bayern zukommen wird.
Zudem starten mit der Liga-Partie am Samstag in Kiel (18.30 Uhr) nun die Englischen Wochen mit jeweils zwei Spielen in sieben Tagen. Die Chance also für die Spieler aus der zweiten Reihe wie Palhinha? t-online fragte auf der Abschlusspressekonferenz am Freitag bei Kompany nach, wie sein Rotationsplan dafür aussieht und was Palhinha bislang noch zu einem Platz in der Anfangsformation fehlte.
„Jeder Spieler ist Startelfkandidat beim FC Bayern München“, antwortete Kompany. Allerdings schränkte der Bayern-Coach gleichzeitig ein: „Jetzt geht es nur um das Kiel-Spiel und noch nicht so um eine Rotation. Danach wissen wir, dass ohne einen breiten, starken Kader das eine oder andere Ziel nicht so einfach ist.“ Deswegen sei es wichtig, dass jeder Spieler bereit sei und zur Verfügung stehe. „Mehr ist es eigentlich nicht.“