Thomas Müller und Manuel Neuer haben beim FC Bayern noch keine Verträge für die kommende Saison. Der Abschied der beiden rückt langfristig ohnehin näher – und stellt die Münchner vor eine große Aufgabe. Ein Mann steht nun im Mittelpunkt.
Es wird Pflichtspiel Nummer 711 für Thomas Müller, dieses allererste Aufeinandertreffen seines FC Bayern mit Aufsteiger Holstein Kiel in der Bundesliga am Samstagabend (ab 18:30 Uhr im Liveticker bei t-online). Seinen gerade erst aufgestellten eigenen Rekord für die Münchner wird das Klub-Urgestein damit noch weiter ausbauen. Erst am vergangenen Spieltag gegen den SC Freiburg wurde Müller, der heute seinen 35. Geburtstag feiert, alleiniger Halter der Bestmarke – und krönte seinen historischen Einsatz auch noch mit einem Tor zum 2:0-Sieg gegen die Breisgauer.
Hinten wahrte dabei Manuel Neuer wieder einmal seine weiße Weste, schon zum 246. Mal in seiner Zeit beim deutschen Rekordmeister kassierte er kein Gegentor. Der 38-Jährige wiederum wird nun gegen Kiel seinen insgesamt 525. Einsatz für die Bayern bestreiten.
Müller, der 2009 bei den Profis debütierte, und Neuer, der zwei Jahre später vom FC Schalke 04 an die Isar kam, stehen für eine Ära mit insgesamt 29 großen Titeln: zwei Champions-League-Siege, zwei Triumphe bei der Klub-WM, zweimal der europäische Supercup, elf deutsche Meisterschaften, fünf Erfolge im DFB-Pokal und sieben im deutschen Supercup.
Bei allen Titeln und allem Jubel über Rekorde und Bestmarken aber ist auch klar: Die Ära von Thomas Müller und Manuel Neuer beim FC Bayern neigt sich ihrem Ende zu – und das immer schneller. Und auf die Münchner wartet eine große Herausforderung: Die Verträge der beiden Klub-Granden laufen – neben denen anderer Leistungsträger – im Sommer 2025 aus, noch ist ihre Zukunft nicht geklärt. „Das sind enorm wichtige Personalien, die Bayern-Sportvorstand Max Eberl jetzt bevorstehen – und seine größte Aufgabe“, schreibt auch Stefan Effenberg in seiner Kolumne für t-online.
Müller selbst will sich noch nicht festlegen. „Das steht in den Sternen“, antwortete der Angreifer in einem Video des Vereins auf die Frage eines Fans nach seiner Zukunft. „Keine Ahnung.“ Vieles hänge auch vom Saisonverlauf ab: „Vertrag hab ich noch ein Jahr, und dann schaun mer mal, wie das jetzt hier so anläuft. Ich hoffe, am besten gut, und dann schauen wir einfach, wie es sich entwickelt.“ Passiert das Unvorstellbare: Ur-Bayer Thomas Müller in einem anderen Trikot als dem der Münchner?
Der Start war derweil tatsächlich vielversprechend: In den bisherigen drei Pflichtspielen erzielte Müller drei Tore, gab dazu eine Vorlage. Blieb er zum Saisonauftakt beim VfL Wolfsburg noch ohne Tor, war der Stürmer mit zwei Treffern und einem Assist fast im Alleingang für das Weiterkommen der Bayern in der ersten DFB-Pokal-Runde beim SSV Ulm (4:0) verantwortlich, legte dann noch den Treffer in Freiburg nach.
Er fühle sich „körperlich gut und normalerweise ist es so, dass alles in deinem Spiel besser werden sollte, wenn du auf diesem Niveau trainierst und spielst“, sagte Müller danach. „Ich bin ja ständig auf Fortbildung.“ Gegen eventuelle Verschleißerscheinungen kämpfe er an, „was mir aus meiner Sicht ganz gut gelingt. Dementsprechend braucht für mich auch noch kein Ende in Sicht zu sein.“
Eberl selbst hielt sich zuletzt bedeckt: „Thomas ist kein schlechter Spieler, er ist vielleicht ein bisschen älter. Im Alter kann die Qualität aber auch gut sein und das wissen wir beim Thomas“, sagte der 50-Jährige der „Bild“ über Müller.
Ein Abschied beider Publikumslieblinge schon im kommenden Jahr sei ohnehin längst nicht sicher, im Gegenteil, betont Effenberg: „Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Müller noch ein Jahr dranhängt, und wenn Neuer stabil bleibt und konstant seine Leistung bringt, kann ich mir das auch bei ihm vorstellen.“
Er sei „täglich im Austausch mit dem Trainer, mit Christoph Freund und Max Eberl“, sagte Neuer erst im August dem „Kicker“. „Ich habe momentan ein gutes Gefühl und denke, dass alle sehr zufrieden mit mir sind.“ Mehr noch: „Aber ich gehe jetzt nicht mit dem Gedanken in die Saison, um danach Tschüss zu sagen.“