In einem Computerspiel kann man in die Rolle eines Islamisten schlüpfen. Obwohl das Spiel in Deutschland verboten ist, kann man es leicht bekommen – wie eine Recherche von t-online zeigt.
Am Donnerstag haben Polizisten in München einen mutmaßlich islamistischen Anschlag verhindert, der 18-jährige Täter aus Österreich kam dabei ums Leben. Bereits 2021 und 2023 durchsuchten Ermittler das Kinderzimmer des späteren Täters, wie „OE24“ unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft schreibt.
Bei den Durchsuchungen wurden dem Blatt zufolge Videos aus einem Computerspiel sichergestellt, in denen islamistische Gewaltszenen zu sehen gewesen seien. Für t-online war die zuständige Staatsanwaltschaft in Salzburg zunächst nicht zu erreichen.
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Für eine Verurteilung reichte dies jedoch nicht, da alleine das Spielen eines solchen Spiels oder das Anfertigen der entsprechenden Videos keinen Tatvorsatz zeige, zitiert das „OE24“ die Staatsanwaltschaft. Eine Recherche von t-online zeigte bereits im November des vergangenen Jahres, wie einfach man auch in Deutschland an das islamistische Terrorspiel „Fursan al-Aqsa“ kommen kann. Ob der Täter von München genau dieses Spiel spielte, ist unklar. Die Videos wurden im Jahr 2021 aufgenommen, „Fursan al-Aqsa“ ging im selben Jahr online.
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In dem Spiel tötet man als islamistischer Terrorist israelische Soldatinnen und Soldaten. Angeboten wird das Spiel unter anderem über Steam, einer der weltweit größten Computerspiel-Plattformen. In Deutschland ist der Download gesperrt. Recherchen von t-online zeigen jedoch, dass man trotzdem leicht an das Spiel kommt.
Im vergangenen November hatte der Hersteller eine Neuauflage hochgeladen. „Fursan al-Aqsa – die Ritter der al-Aqsa-Moschee“ heißt das Spiel des brasilianisch-palästinensischen Entwicklers Nidal Nijm. Wer das Spiel spielt, schlüpft in die Rolle von Ahmad al-Falastini, ein fiktiver palästinensischer Student. Laut der Beschreibung soll der Charakter „von israelischen Soldaten zu Unrecht gefoltert und fünf Jahre lang inhaftiert“ worden sein, die Familie des Charakters sei „bei einem israelischen Luftangriff getötet“ worden.
Der junge Mann wolle nun Rache an denjenigen üben, „die ihm Unrecht getan, seine Familie getötet und sein Heimatland gestohlen haben“. Darum schließt er sich einer fiktiven palästinensischen Widerstandsbewegung namens Fursan al-Aqsa an. Die Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem ist für Muslime einer der heiligsten Orte der Welt. Auch für andere Glaubensgruppen, wie beispielsweise das Judentum, ist der Ort heilig.
Immer wieder steht die Moschee im Zentrum von Auseinandersetzungen. Die zweite Intifada wurde „Al-Aqsa-Intifada“ genannt, die Terrorangriffe des 7. Oktober bezeichnete die Hamas als „Operation al-Aqsa-Flut“. Ziel der Aktionen ist es, die Moschee unter muslimische Kontrolle zu bringen. Seit 1967 steht die Moschee unter israelischer Kontrolle.
Der Hersteller des Spiels will die palästinensische Seite des Konflikts zeigen. Es solle keinen Hass gegen Juden verbreiten, sagt er. Das Spiel selbst glorifiziert allerdings Selbstmordattentate, lässt den Spieler seine Feinde auf brutale Art mit einem Säbel köpfen, immer mit dem Ziel „alle Zionisten“ zu töten.
Flankiert wird das Ganze von „Allahu Akbar“-Rufen und einem Märtyrerkult. Stirbt man in dem Spiel, erscheint ein Slogan „Freu dich, oh Mutter des Märtyrers, freu dich und bereite deinen Sohn auf die Hochzeit im Paradies vor“. Ein eindeutiger Bezug zum Islamismus.
In einer Sequenz ist auf einem Banner im Hintergrund auch die Politikerin der Terrororganisation Volksfront zur Befreiung Palästinas, Leila Chaled, zu sehen. Sie gilt als eine der ersten Flugzeugentführerinnen der Welt und war an mehreren Entführungen beteiligt. Chaled beschreibt sich jedoch als Atheistin.