Die Preise für Strom werden sich erhöhen, sagt der Chef von Eon. Sollte die Lage in Nahost eskalieren, drohe auch eine deutliche Preiserhöhung für Öl und Gas.
Eon-Chef Leonhard Birnbaum rechnet damit, dass in diesem Jahr höhere Entgelte für Energie auch als höhere Preise an die Kunden weitergegeben werden. „Das sind politisch bedingte Aufschläge, diese werden alle Versorger an die Gas- und Stromkunden weitergeben müssen. Vielleicht nicht sofort, aber wohl in den kommenden Monaten“, sagte Birnbaum der „Rheinischen Post“ (Dienstag) mit Blick auf die Erhöhung der Mehrwertsteuer beim Gas und den Wegfall der reduzierten Netzentgelte der Übertragungsnetzbetreiber beim Strom.
Er erwarte auch nicht, dass die Preise mittelfristig wieder auf das Niveau vor der vom Ukrainekrieg ausgelösten Krise fallen werden. Zwar koste die Stromerzeugung durch Wind und Solar vergleichsweise wenig, aber die Absicherung für windstille dunkle Tage durch Speicher oder neue Gaskraftwerke erhöhe dennoch die Kosten der Versorgung insgesamt.
Atomkraft „mittlerweile auch technisch nicht mehr möglich“
Ein Risiko sehe er zudem bei einer Eskalation der Lage im Nahen Osten. „Dann würde nicht nur der Ölpreis durch die Decke gehen, sondern auch der für Gas und für Strom“, sagte Birnbaum der Zeitung. „Denn der Persische Golf ist eine zentrale Route nicht nur für Öl, sondern auch Flüssiggas.“
Politikern, die eine Wiederbelebung der Atomkraft fordern, erteilte der Energie-Manager eine klare Absage. „Das ist mittlerweile auch technisch nicht mehr möglich, das Thema ist durch“, sagte Birnbaum. „In Deutschland ist die Messe für die Atomkraft gelesen.“
Kritik übte der deutsch-italienische Vorstandschef des Essener Konzerns an überbordender Bürokratie. „Ein kleines Beispiel: Heute müssen wir Antragsunterlagen auch barrierefrei einreichen. Wir müssen zahlreiche Ordner nicht nur in Papierform bei den Behörden abliefern, wir müssen die Inhalte auch noch zusammengefasst als Podcast bereitstellen.“ Eine solche Bürokratie sei „doch der Wahnsinn“, meinte Birnbaum.