Was der NDR zum Abschied mit Franziska Weisz macht, ist bemerkenswert. Leider aber auf eine schlimmstmögliche Art und Weise. Eine „Tatort“-Kritik.
Der „Tatort: Was bleibt“ ist der 13. und letzte Einsatz von Bundespolizistin Julia Grosz an der Seite ihres langjährigen Kollegen Thorsten Falke. Nach mehr als acht Jahren hört die Schauspielerin Franziska Weisz auf, Wotan Wilke Möhring ermittelt fortan allein im Norden.
Am Neujahrstag 2024 gibt es zu ihrem Abschied einen vielschichtigen Krimi, der tief in die Vergangenheit von Falke abtaucht, aber leider keinen angemessenen Abschied für Franziska Weisz – im Gegenteil. Zwar bekommt die 43-Jährige in „Was bleibt“ ihre Momente – zum Beispiel als Frontfrau einer Rockband, die zu Ehren von Falkes Dienstjubiläum einen gefeierten Auftritt hinlegt –, doch der Fokus gehört ihrem Polizeipartner.
Darum geht es in „Tatort: Was bleibt“
Kommissar Thorsten Falke wird nämlich von einem mysteriösen Unbekannten (Malik Blumenthal) um ein Treffen gebeten. Der Mann behauptet, Falke habe ihm vor über zwei Jahrzehnten ein Versprechen gegeben. Er erwartet nun, dass der Kommissar dieses Versprechen einlöst, um ihm aus einer schwierigen Lage zu helfen. Der Fremde fordert eine feste Zusage von Falke, enthüllt aber nicht die Einzelheiten seiner Notlage.
Falke, skeptisch und vorsichtig, geht ohne weitere Details und ohne die Identität des Mannes zu kennen, nicht auf einen Deal ein. Das Treffen endet ergebnislos. Kurze Zeit später wird die Leiche des Unbekannten aus der Elbe geborgen. Bei den Ermittlungen stellt sich heraus, dass der Tote unter mehreren falschen Identitäten gelebt hatte.
Die letzten fünf Minuten des Films sind grotesk schlecht
Um die wahre Identität des Mannes und die Hintergründe zu enthüllen, muss Falke in seine eigene Vergangenheit eintauchen, eine Reise, die ihn und seine Partnerin Julia Grosz in unerwartete Abgründe führt. Im Zuge ihrer Nachforschungen stoßen sie auf einen Hauptverdächtigen. Doch je mehr sie über ihn erfahren, desto mehr scheinen die Wahrheiten, die sie zu kennen glaubten, in sich zusammenzufallen …
Klingt nach Krimischonkost und Einheitsbrei zum Jahresstart? Nicht ganz. Der Fall lebt vor allem von seiner persönlichen Note – und Wotan Wilke Möhring kann diese mit seiner Ermittlerfigur Falke durchaus ausspielen. Doch das ist genau das Problem. Dafür, dass dieser ARD-Krimi den Abschied von Julia Grosz darstellt, ist davon erstaunlich wenig zu sehen. Mehr noch: Die letzten fünf Minuten des Films geraten geradezu grotesk einfallslos und uninspiriert.
Wäre es noch zu verschmerzen gewesen, der von Franziska Weisz gespielten Figur nur einen Nebenstrang der Erzählung einzuräumen, um Lebewohl zu sagen, wird der stattdessen gewählte Abschied zur Farce. Es scheint fast so, als hätte das Drehbuch von Marija Erceg noch kurzfristig umgeschrieben werden müssen – und Regisseur Max Zähle dann einen Tot inszeniert, der buchstäblich aus dem Nichts um die Ecke gebogen kommt. Damit zeigen die Verantwortlichen vor allem eines: Wie wenig wichtig ihnen Franziska Weisz war und dass sie vor allem der „Sidekick von Wotan Wilke Möhring“ war, nicht mehr. Eine bittere Erkenntnis.